Natrium [1]

[585] Natrium Na, Alkalimetall, Atomgew. 23,05; spez. Gew. 0,974, Schmelzpunkt 97°, Siedepunkt 742°.

Das silberweiße, bei gewöhnlicher Temperatur weiche und leicht schneidbare Metall läuft an der Luft sofort an. Man bewahrt es daher in verlöteten Büchsen oder unter Petroleum auf oder konserviert es durch einen Paraffinüberzug. Auf Wasser geworfen, entwickelt es unter lebhaftem Hin- und Herfahren Wasserstoff unter Bildung von Natriumhydroxyd; wird erwärmtes Wasser genommen oder das Natriumstückchen durch ein Stück Filtrierpapier festgehalten, so entzündet sich der Wasserstoff und verbrennt, durch die Dämpfe des Natriums gefärbt, mit intensiv gelber Flamme. Von den Natriumlegierungen sind die mit viel Kalium ausgezeichnet durch ihren bei gewöhnlicher Temperatur flüssigen Zustand. Mit den meisten Metalloiden vereinigt es sich sehr energisch und dient daher als kräftiges Reduktionsmittel. Die Natriumsalze sind fast alle farblos, in Wasser leicht löslich und erteilen der Bunsenflamme eine intensiv gelbe Färbung. – In der Natur kommt das Natrium besonders als Chlornatrium, Kochsalz, gelöst im Meerwasser und in fester Form als Steinsalz weitverbreitet vor. Andre natriumhaltige Mineralien sind: Chilisalpeter (Natriumnitrat NaNO3), Kryolith (Aluminiumnatriumfluorid AlF3 3NaF), Glaubersalz (Natriumsulfat Na2SO4 + 10H2O), Tinkal (Borax Na2B4O7 + 10H2O) u.a. Im Gegensatz zu der kaliumhaltigen Asche der Landpflanzen ist die Asche der Seegewächse stark natriumhaltig. – Das 1807 von Davy durch Elektrolyse entdeckte Natrium wird heute kaum noch durch die früher übliche Reduktion mittels Kohle, sondern fast nur noch auf elektrolytischem Wege hergestellt. Bei dem Castnerschen Verfahren geschieht die Elektrolyse von geschmolzenem Aetznatron in einem eisernen Tiegel von etwa 45 cm Durchmesser, durch dessen Boden die kupferne Kathode hindurchgeht. Die Kathode ist innerhalb des Tiegels in einiger Entfernung von einem unten offenen, oben mit Blechdeckel versehenen Rohr umgeben, dessen untere Hälfte aus Eisendrahtgaze besteht, so daß der elektrische Strom zu den die Kathode in weiterer Entfernung umstehenden Anoden aus Nickelsilberlegierung gelangen kann, dem entstehenden Natrium aber der Zutritt zu den Anoden, wobei es sich sofort wieder oxydieren würde, verwehrt ist. Näheres hierüber und über andre elektrolytische Verfahren s. [2]. – Das metallische Natrium wird jetzt hauptsächlich zur Darstellung von reinem Aetznatron und Natriumsuperoxyd sowie zur Reduktion einiger organischen Verbindungen benutzt.


Literatur: [1] Dammer, Handbuch der anorganischen Chemie, Stuttgart 1894, Bd. 2, 2. Teil, S. 110 ff. – [2] Ahrens, Handbuch der Elektrochemie, 2. Aufl., Stuttgart 1903, S. 398 ff.

Rathgen.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 6 Stuttgart, Leipzig 1908., S. 585-586.
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