Capilli hominis

[227] Capilli hominis.

Capilli humani, frantzösisch, Cheveux de l'homme, teutsch, Menschenhaar, ist eine Art Gewächse, welches auf des Menschen Haupt zu wachsen pfleget, und von den Dünsten die vom Hirn aufsteigen, ernährt und unterhalten wird. Es giebet dessen vielerley Gattungen, die nach der Länge, und Dicke, Locken und Krause, Härte und Weiche, und durch die Farben unterschieden werden. Die Alten haben sie durch gewisse Namen, die sie ihnen aufgeleget, unterschieden: und diejenigen, die bey den Mannspersonen an den Wangen herunter zu hangen pflegen, genannt Cæsaries, von cædendo, vom schneiden, dieweil sie oftmahls abgeschnitten werden: die hinten am Kopfe, oder die auf den Hals fallen, nenneten sie Juba oder Crines: bey Weibspersonen hiessen sie Coma, von κομεῖν, einem griechischen verbo, das bedeutet soviel, als mit allem Fleiß aufputzen und zu rechte legen; und die um die Schläfe und Ohren Cincinni, das ist, in Locken geschlagen oder geschlagene oder gekrauste Haare. Alle mit einander führen viel flüchtig Saltz und Oel.

[227] Sie dienen wider die Dünste von Mutterbeschwer, wann man sie angesteckt und daran riechen läst.

Das flüchtige Saltz, welches nach Chymischer Kunst und auf gewöhnliche Weise daraus gezogen wird, ist gut wider die schwere Noth und den Schlag, auch wider andere Gebrechen des Gehirnes.

Capillus, quasi capitis pilus, das Haupthaar.

Juba, von jubeo, ich befehle. Allhier sind die Haare an dem Hintertheile eines Menschenkopfes mit den Haaren oben auf dem Halse, oder mit der Mähne eines Rosses zu vergleichen: dann, wann man diese mit der Hand ergreifft, so muß das Pferd sich zähmen lassen und gehorchen.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 227-228.
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