Glycyrrhisa

Glycyrrhisa.
Glycyrrhisa.

[496] Glycyrrhisa.

Glycyrrhissa, Fuch. Cord. in Dioscor.

Glycyrrhisa vulgaris, Dod. Ger. emac. Raji Hist.

Glycyrrhisa radice repente vulgaris Germanica, C.B. Pit. Tournef.

Liquiritia, Brunf.

Dulcis radix, Trag. Tur.

frantzösisch, Reglisse.

teutsch, Süßholtz, Lacritzenwurtz.

Ist ein Gewächs, welches einen Hauffen Stengel, zu drey und vier Schuh Höhe treibt. Seine Blätter sind länglicht, klebrig, grün und gleissend, sind als wie Flügel geordnet, gleichwie die an der Esche und Acacia, stehen Paarweise nach der Länge hin, an einer Rippe oder Stiele, an dem zu Ende vorne nur ein Blatt zu befinden ist, schmecken herbe und etwas sauer. Seine Blüten sehen den Blüten der Hülsenfrüchte ähnlich und purperfarbig. Darauf folgen kurtze, erhabene Schoten, die sind breitlicht und braunroth, beschliessen die Samen, welche insgemeine als wie kleine Nieren formiret sind. Die Wurtzeln sind groß und lang, zertheilen sich in sehr viel Seitenwurtzeln, darunter einige viel dicker als der Daumen sind, andere aber wie ein Finger, kriechen und breiten sich auf allen Seiten in der Erde herum aus, sehen auswendig grau oder röthlicht, inwendig gelb, haben einen süssen, lieblichen Geschmack. Es wächset vornehmlich in warmen Landen, in den Höltzern und an sandigen Orten: zur Artzney wird nichts davon, ohne nur die Wurtzel gebrauchet, und die wird uns aus Spanien zugeführet. Man soll sie erwehlen, wann sie fein frisch ist, nicht eben gar zu dicke, fein völlig, auswendig röthlicht, und schön gelb innewendig, von süssen, angenehmen Geschmack. Die um Sarragossa herum wächst, wird für die beste gehalten, und die den andern allen vorzuziehen, sie führet viel Oel und Sal essentiale.

Sie dienet für die Brust, lindert die scharffen Flüsse, befördert den Auswurff, befeuchtet die Brust zusamt den Lungen, löschet den Durst: sie wird gestossen gebrauchet, oder abgesotten, oder auch nur heisses Wasser drauf gegossen.

Es giebt noch eine Gattung süsses Holtz, die wird genennet

Glycyrrhisa ethinata, Park. Raji Hist.

Glycyrrhisa capite echinato, C.B. Pit. Tournef.

Glycyrrhisa Dioscoridis non repens, J.B.

Glycyrrhisa, sive dulcis radix, Dioscor. Dod.

Die treibet Stengel in Mannes-Höhe, die sind[496] ästig, und tragen länglichte und spitzige Blätter, die als wie die am Mastixbaume sehen, grün sind, ein wenig klebrig, und wie die an der ersten Art geordnet. Ihre Blüten sind klein, blau, und nach denenselben wachsen Früchte, die aus vielen länglichten, und mit Stacheln besetzten Schoten bestehen, die auf einen Hauffen an einander stehen, und unten zusammen gefüget sind. Die Wurtzeln sind lang und des Armes dicke, gehen gerade in die Erde, zertheilen sich iedoch gar nicht, sehen gelbe als wie Buchsbaum aus, und schmecken nicht so lieblich, noch so angenehme wie die andern. Hauptsächtlich wächst sie in Italien: ist aber schier gar nicht im Brauch, indem ihr die erste vorgezogen wird, als welche weit stärcker, angenehmer und viel kräftiger.

Glycyrrhisa kommt von γλυκὺς, dulcis, süsse, und ρίζα, radix, eine Wurtzel, als ob man sprechen wollte, eine süsse Wurtzel.

Von den Alten wird diese Wurtzel Scythica radix benennet, dieweil die Scythen die allerersten gewesen, welche die Kraft und Tagend dieser Wurtzel erkennet, und sich deren bedienet haben.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 496-497.
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