Grus

[503] Grus.

Grus, frantzösisch, Grue oder Gruon, teutsch, Kranich, ist ein Vogel, der wegziehet und Truppenweise fleugt; ist eben nicht gar starck und aschenfarbig.[503] Sein Schnabel ist lang, starck und ein wenig gekrümmet; die Schenckel sind hoch. Er stehet insgemein auf einem Beine, wann er auf der Erde ist, und wohnet an wässerigen Orten: nährt sich mit Korn und Schlangen: hat einen starcken, lauten Ruff. Vor diesen wurde er bey Gastereyen gespeiset. Sein junges heist lateinisch, Vipio, frantzösisch, Gruon, teutsch, ein junger Kranich. Er führet viel flüchtiges Saltz und Oel.

Er dienet zu der Colica, von Blähungen entstanden: soll eine helle Stimme, und den Samen kräftig machen. Weil er auch gar voller Nerven ist, deswegen stärcket er die nervenhaften Theile, wann er gegessen wird.

Sein Fett erweichet die harten Geschwulsten, und soll zum harten Gehör und der Taubheit gut seyn, ins Ohr gethan.

Seine Galle ist gut zu den Gebrechen der Augen.

Sein Kopf, seine Augen und sein Magen, getrocknet und zu Pulver gestossen, dienen zu den Fisteln, zum Krebs und ulceribus varicosis, dann sie trocknen und reinigen.

Grus, griechisch γέρανος, kommt von γέρον, senex, ein alter Mann, ein Greis, weil dieser Vogel eine graue Farbe hat, als wie die alten Männer. Oder auch von gruendo, von gehen, schreiten, weil dieser Vogel fort zu schreiten pflegt.

Die Poeten haben ihm dem Titel Avis Palamedis beygeleget, dann sie sagen, Palamedes habe in dem trojanischen Kriege von den Kranichen die vier griechischen Buchstaben, φ. ξ. κ. und δ. gelernet, welche die Ordnung und den Zug eines Kriegesheeres, nebst dessen Fähnlein andeuten.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 503-504.
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