Guanabanus

[507] Guanabanus.

Guanabanus, Oviedi, Clus. in Garz.

frantzösisch, Guanabane.

teutsch, Flaschenbaum.

Ist ein groß- und schöner indianischer Baum, der ein gar zartes Holtz hat. Er trägt eine sehr schöne Frucht, die insgemein so dicke ist, als eine mittelmässige Melone, auch bisweilen wie eines Kindes Kopf. Die Schale dieser Frucht ist grün, und gleichsam wie durch Schupen abgetheilt, als wie ein Tannenzapfen, doch sind sie nicht so erhaben, auch nicht so rauh: dann die gantze Schale ist überaus zarte, und nicht viel dicker als wie eine Birnenschale. Ihr Fleisch ist trefflich weiß und ungemeine delicat: es zergehet und zerschmiltzt im Munde, eben so geschwinde, als wie Sane; und umgiebet grosse schwärtzlichte Samen,[507] die ein wenig dicker sind als Gurckenkerne.

Diese Frucht macht dünne, und ist bey grosser Hitze über alle massen dienlich.

Diese Sorte Guanabanus ist von derselbigen viel unterschieden, deren Scaliger in seinen Subtilitatibus wider Cardanum, nachfolgender Gestalt gedencket.

»Der Guanabanus ist ein hoher Baum, der einen Stamm, wie eine Fichte hat. Sein Laub ist groß und länglicht. Seine Frucht ist so groß, wie eine Melone, mit einer Schale bedecket, die eines Fingers dicke, grün und gleissend ist, wie eine Quitte. Ihr Fleisch ist weich und süsse als wie gewonnene Milch oder Quarck, und enthält die Samen, welche wie Fasolen sehen.«

Allein Guil. Piso. will haben, daß Clusius und Scaliger in vielen Stücken sich geirret, da sie den Guanabanus beschrieben, welchen er Guanambanus nennet: so lauten seine Worte.

»Carolus Clusius, in seinen Anmerckungen über die indianischen Gewächse, welche Garzias beschrieben, Lib. 2. Cap. 10. führet den Julius Scaliger an, der diese Frucht beschreibet: allein, diese Beschreibung ist voller Fehler, die nicht geringe sind. Unter andern irret er sich, wann er spricht, Guanamban wüchse auf einem gar hohen Baume. Dann, dasjenige Gewächse, welches diese Frucht zu tragen pfleget, mag kaum ein Strauch genennet werden indem es kaum eines halben Mannes Höhe erlanget, und eher Rancken, als wol Aeste treibt, welche schöne gelbe Blumen tragen. Auf dieselbigen folget die Frucht Guanamban, die hat fünff Ecken, und auch gleich soviel erhabne Fugen, die, wann sie offen sind, die Samen zeigen, welche den Kichererbsen nicht unähnlich sind, zu Anfang grün, und werden blaulichtschwartz und gleissend, wann sie nunmehro zeitigen. Die Frucht ist obenher rauch und stachlicht, als wie das Cardebenedictenkraut: die Blätter an der Pflantze sind dem gemeinen Pentaphyllo zu vergleichen. Die Samen werden bey den Malayern eben als wie andere Hülsenfrüchte gebrauchet: sie lassen sie, zusamt dem Fleische, in einer Brühe kochen. Sie machen, gerade wie die Erbsen, Wind und Blähungen; haben einen etwas verdrießlichen Geschmack, und machen denenjenigen einen offenen Leib, die nicht gewohnt sind sie zu essen. Dieses ist, fährt unser Autor fort, die wahrhaftige Beschreibung der Guanamban Frucht, die ich mit meinen Augen selbst gesehen: und soll man einem Manne, der es selbst gesehen, doch noch wol eher glauben, als zehen andern, die es nur vom hören sagen haben.«

Dieses ist, was Piso davon gemeldet hat. Ich aber erachte, als er diese Beschreibung aufgesetzet, habe er nicht gar viel Ursache gehabt, über andere zu klagen, dieweil es allem Vermuthen nach, unterschiedene Früchte sind, die einerley Namen haben, und an unterschiedenen Orten in America zu wachsen pflegen.

Piso führet sonst noch eine Art Guamban an, die in Guinea wächst, deren Kraut ist groß, dem Kraute an der Bärenklaue gleich, und sehr tieff eingeschnitten. Ihre Blüten sind gelb, die Früchte dick und lang, haben nach der Länge vier tieffe und erhabene Streiffen, und an der Spitze ein Krönlein von acht kleinen Blättern.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 507-508.
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