Hippopotamus

Hippopotamus.
Hippopotamus.

[537] Hippopotamus.

Hippopotamus, frantzösisch, Hippopotame, oder Chevat marin, ein Wallroß, Seeroß, Seepferd, ist ein vierfüßiges Thier, so groß als ein Ochse. Sein Kopf st gar sehr dick, und siehet vielmehr einem Kalbs- als einem Pferdekopfe gleich. Sein Rachen ist eines Schuhes lang, seine Kinnladen sind mit überaus harten und starcken Zähnen besetzet. Auf ieder Seite[537] stehen ihrer drey heraus, die dienen ihm zu seiner Vertheidigung, sind insgemein anderthalben Schuh lang, zwey und einen halben Zoll breit, auch oftermahls viel grösser. Seine Schnautze ist fleischig und aufgestülpet, die Augen sind klein, die Ohren kurtz und klein, der Hals ist gar sehr kurtz. Über und über ist er dick und fett. Der Schwantz ist wie an Schweineschwantz formiret. Es hat gar keine Haare, als am Rüssel. Die Schenckel sind dick und kurtz, gleich wie am Bären. Die Füsse sind breit, gespalten, und sehen wie die Ochsenfüsse. Es ist mit einer sehr dicken und sehr harten, schwartzen Haut überzogen: hält sich gemeiniglich im Flusse Nilus, in Egypten auf, desgleichen in dem Flusse Niger und in Africa an vielen Orten: da macht es sich gar oft heraus aufs Land, und gehet seiner Nahrung nach. Es schreyet oder wiehert schier wie ein Roß. Es lebet von den Fischen, die es in dem Nilus findet, vom Fleische, von Gras und Kraut, vom Getraide, und frist die Kinder, auch wol gar die Leute, wann es sie kan ertappen. Die Ethiopier essen sein Fleisch.

Seine Zähne sind dermassen harte, daß sie auch, wie die Flintensteine, Feuer geben, wann man mit einem Eisen daran schlägt, desgleichen thun sie auch, wann sie das Thier gegen einander schläget: welches ein und andere veranlasset zu glauben, das Wallroß spiehe Feuer aus. Diese Wallroßzähne geben die Materie zu den künstlichen Zähnen, welche die Zahnbrecher schneiden, und an die Stelle derer, die im Munde mangeln, einzusetzen wissen, dann wegen ihrer grossen Härte und weissen Farbe schicken sie sich wol darzu.

Die Wallroßzähne werden auch an dieses oder jenes Theil am Leibe angehenckt, und sollen dann die goldne Ader und Mastkörner heilen, auch das Blut verstellen, es mag nun fliessen wo es will. Alleine, diesem amulet und Anhängmittel ist nicht gar viel zu vertrauen: viel eher stehet zu vermuthen, daß diese Zähne ietztermeldete Beschwerung besser heilen möchten, wann sie als ein zart Pulver abgerieben, und dem Patienten eingegeben, oder aber aufgeleget würden.

Seine Geilen werden wider den Schlangenbiß gar sehr gerühmt.

Sein Fett erweicht und ist den Nerven gut.

Hippopotamus kommt von ἵππος, equus, ein Roß, und ποταμὸς, fluvius, ein Fluß; als ob es heissen solte, Equus fluviatilis vel aquatilis, ein Fluß- oder Wasserpgerd.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 537-538.
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