Melianthus

[714] Melianthus.

Melianthus Africanus, H.L.B. Raji Hist. Pit. Tournef.

Flos mellis.

Pimpinella spicata Africana maxima, Bartholin.

[714] frantzösisch, Meliante.

teutsch, Honigbaum.

Ist ein Gewächse, welches über Manneshöhe wächst, beständig grüne ist, und in seiner Kraft verbleibet. Sein Stamm ist Daumens dick, rund und gestreifft, rauh anzufühlen, knotigt und gegen die Wurtzel zu holtzig, dicht und röthlicht. Die Blätter sehen fast als wie die an der Pimpernelle, und stehen auch schier also dran, sind aber wol vier oder fünffmahl grösser, als dieselben, kalt, wann man sie anfühlet, voll Adern, rund umher tieff ausgezackt, meergrün von Farbe, eines starcken, übel riechenden Geruchs, der einen schläfrig macht, von Geschmack gantz grunicht und etwas anziehend. Die Blüten wachsen auf den Spitzen, und stehen wie an einer Aehre, sehen schwartzröthlicht aus, sitzen auf kleinen rothen Stielen, sind mit zarter, dünner Wolle oder Haar umgeben, und haben eine iede unter ihrer Blume ein Blatt, so groß als wie ein Nagel, das siehet zuweilen purperfarbig, zuweilen grünlicht purperhaftig aus. Eine iedwede Blüte bestehet aus vier Blättern, die eine offene Hand vorstellen, und sitzet in einem Kelche, der bis auf den Grund hinunter in fünff ungleiche Theile zerschnitten ist, woselbst ein Saft befindlich, der als wie Honig und roth sieht, einen süssen, weinhaftigen und überaus lieblichen Geschmack hat. Dieser Saft findet sich dermassen häuffig, daß er eine gute Zeit auf das kleine Blatt, das unter der Blume zu befinden, herab trieffet. Wann aber die Blume vergangen, so treufft kein Honig mehr herab, sondern der Pistillus wird zu einer Frucht, die als wie eine Blase siehet und so dicke ist, als wie die an der Nigella, häutig, mit vier erhabenen Ecken und in vier Fach getheilt, welche länglichte, schwartze Samen beschliessen, die so gleissend sind, wie die an der Päonie. Seine Wurtzel ist lang, dick und ästig, holtzig, schiest sehr tieff in das Land, und breitet sich weit aus. Dieses Gewächse wächst an feuchten Orten, wo es bergicht ist: ursprünglich kommt es aus Africa, und in Europa ist es gar sehr rar, und wird nur in ein und andern Gärten gezogen. Der Herr Herrmann, Professor Botanices zu Leyden, hat es zu erst bekannt gemacht.

Sein honiggleicher Saft, bevoraus, welcher von sich selbsten herab rinnet, stärcket das Hertz und den Magen, und nähret wol.

Ich habe nicht erfahren können, ob das Gewächse auch zur Artzney wird gebraucht.

Melianthus kommt von μέλι, mel, Honig, und ἄνϑος, flos, die Blume, als ob es heissen solte, des Honigs Blume, oder eine Honigblume.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 714-715.
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