Secale

[1031] Secale.

Secale, Secla, Briza.

frantzösisch, Ségle.

teutsch, Korn, Koggen, Kocken.

Ist ein Gewächse, dessen es zwey Sorten giebet.

Die erste wird genannt

Secale, Ger. J.B.

Secale vulgatius, Park.

Olyra, Cord. in Dioscor.

Tipha cerealis & Tipha Theophrasti, Portæ.

Secale hybernum, vel majus, C.B. Raji Hist. Tournef.

Rogga sive Secale, Dod.

Siligo, Brunf. Ruel. Lon.

teutsch, Winterkorn.

Die treibet einen Hauffen Stengel oder Hahne, des Mannes hoch und höher, die sind gerade, steiff und tragen nicht viel Blätter, welche lang sind und schmäler als die an dem Weitzen. Die Blüten wachsen oben auf der Stengel Spitzen büschelweise, bestehen aus vielen gelben Zäserlein und sind formiret als wie Aehren. Wann sie vergangen sind, so folgen dünne, länglichte Körner, die sehen aussenher braun, inwendig sind sie weiß und mehlicht. Die Kornähren[1031] sind länger, dünner, steiffer und breiter, als die Weitzenähren. Die Wurtzeln sind zarte Fasen. Dieses Gewächse wird überall in sandigem Boden gebauet, und zu Anfang des Winters ausgesaet. Das Korn wird zum Brodbacken und zur Artzney gebraucht. Es führet viel Oel und Sal essentiale und volatile.

Das Roggenmehl ist gut und dienlich zur Erweichung der Geschwulst, und zum zertheilen, wann es als ein Umschlag gebraucht und aufgeleget wird.

Die Roggenkleyen reinigen, erweichen, sind gut zum Durchfall, die Scharffe auf der Brust zu mildern, wann sie abgesotten innerlich gebrauchet werden, oder, wann ein Clystir davon bereitet wird.

Das Roggenbrod wird bisweilen zu Umschlagen gebrauchet, zum erweichen, zum zertheilen, und zum stärcken. Die Rinde von Roggenbrod geröstet ist gut die Zähne zu putzen.

Die andre heist

Secale alterum, Lugd.

Secale vernum vel minus, C.B. Pit. Tournef.

Siligo æstiva, Trag.

Rogga, sive Secule æstivum, Dod.

teutsch, Sommerkorn.

Diese ist von der vorhergehenden sonst gar nicht unterschieden, ausser, daß sie im Frühjahre gesaet wird und alle ihre Theile kleiner sind.

Secale kommt von secare, schneiden, her, weil dieses Gewächse zur Erndezeit wird abgeschnitten.

In gewissen Jahren wachsen in den Aehren des Korns Körner, die sind viel länger als die andern, schwartz, durch die Nebel verderbet und als wie aus der Art geschlagen: sie haben dannoch keinen übelen Geschmack und werden auf frantzösisch Ble cornu und Ergot, teutsch, Brandkorn, Mutterkorn, genennet. Wann ihrer zuviel unter das Brod gerathen, geben sie eine höchstschädliche Wirckung: dann viele, die davon gegessen haben, sind mit der Kranckheit hart befallen worden, welche derjenigen ziemlich nahe kommt, welche auf frantzösisch, mal de Sain Antoine genennet wird, und auf dem gantzen Leibe wie einen trocknen, kalten Brand pflegt zu erregen: die Glieder und Gelencke verderben, werden blau und schwartz, lösen sich ab und fallen, eins nach dem andern weg, ohne daß es die Artzneymittel verhindern können, und endlich stirbt der Mensch. Dergleichen traurige Exempel hat es An. 1709. und im Anfang des folgenden, in den Spitalen zu Orleans, zu Sologne, im Bloisischen, nicht wenige gesetzet.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 1031-1032.
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