21.

Sie seh'n und hören nicht, wenn tückisch

Das Rad sich gegen sie verschwor,

Denn jedes Auge ist erblindet,

Und taub geworden jedes Ohr.

Gar Viele denen Mond und Sonne

Ein reiches Kissen mochte sein,

Ruh'n doch zuletzt auf einem Pfühle

Geformt aus Thon und Ziegelstein.

Was kann ein Panzerhemde frommen,

Schiesst seinen Pfeil das Schicksal ab?

Was kann ein Schild für Nutzen bieten,

Wenn das Geschick Befehle gab?

Und machtest du aus Stahl und Eisen

Dir eine Mauer um dein Schloss,

So stürmt doch schnell, erscheint die Stunde,

Der Tod auf deine Pforte los.

Die Pforte, die dir Gott eröffnet,

Eröffne nicht der Leidenschaft;

Die Strasse, die dir Gott gewiesen

Durchrenne nicht in wilder Kraft!

Sieh auf den vielen Staub des Rades,

Betrachte die Natur der Zeit,

Und, der Gelüste Teppich lüftend,

Zerreisse der Begierde Kleid!

Quelle:
Diwan des großen lyrischen Dichters Hafis. 3 Bände, Wien 1858, Band 3, S. 271-273.
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