15.

O du der, mich ermordend,

Die Menschlichkeit nicht kennt,

Und sorglos sammt den Zinsen

Das Capital verbrennt!

Ein Gift das tödtet führen

Die Leidenden bei sich:

Gefahr bringt's diesem Volke

Zu nah'n; ich warne dich.

Leicht macht von meiner Krankheit

Ein einz'ger Blick mich frei:

Doch schonungslos verweigerst

Du mir die Arzenei.

Mein Auge ward zum Meere

In Hoffnung dich zu seh'n:

Willst du am Meeresufer

Denn nicht vorüber geh'n?

Was man von deiner Härte,

Du Mildgesinnter, spricht,

Sind nur der Neider Worte:

Du üb'st dergleichen nicht.

O Frömmler, zeigt mein Schöner

Sich dir im hellen Schein,

Begehrest du vom Schöpfer

Ein Liebchen nur und Wein.

Hafis, anbetend weile

Am Altar Seiner Brau'n:

Du betest ja sonst nirgends

Mit grösserem Vertrau'n.

Quelle:
Diwan des großen lyrischen Dichters Hafis. 3 Bände, Wien 1858, Band 3, S. 43-45.
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