29.

Am Tage, wo um Recht du strittest,

Half dir der Himmel wunderbar:

Wie wirst du nun dafür ihm danken?

Was bring'st du ihm zum Danke dar?

Im Gau der Liebe kauft man nimmer

Das was der Prunk der Fürsten heisst:

Erkenne, dass du Gottes Diener,

Gestehe dass sein Knecht du sei'st.

Sprich zu dem Manne der gefallen,

Und dem Gott selbst gereicht die Hand:

»Dir sei es Pflicht den Gram zu lindern

Der die Gefall'nen übermannt.«

O Schenke, tritt mit froher Kunde

Der Lust, zu meiner Thür herein,

Um aus dem Herzen mir zu bannen

Ein Weilchen nur die Erdenpein!

Wer auf der Würden Strasse wandelt

Hat viel Gefahren zu besteh'n:

D'rum frommt es dir an solchen Hügeln

Nur leichtgeschürzt vorbei zu geh'n.

Auf Kriegerheere sinnt der Herrscher,

Und Schatz und Kron' ist sein Begehr;

Doch Seelenruh g'nügt dem Dĕrwīsche,

Im Winkel eines Kālĕndēr.

Nur nach dem Maass des Muth's und Strebens

Wird das was man gewünscht erreicht,

Und was ein König fromm gelobte,

Dazu verhilft die Gnade leicht.

Ein weises Wort will ich dir sagen,

Gibst du Erlaubniss mir dazu:

»Weit besser ist als Krieg und Händel,

O Augenlicht! die Friedensruh'.«

Den Staub zufried'ner Armuth wische,

Hafis, dir nimmer vom Gesicht,

Denn Besseres als diese Erde

Erzeugt die Alchimie wohl nicht!

Quelle:
Diwan des großen lyrischen Dichters Hafis. 3 Bände, Wien 1858, Band 3, S. 79-81.
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