71.

Frühling ist's; ein Herz, ein frohes,

Sei dein stetes Streben nun:

Viele Rosen werden blühen,

Und du wirst im Rasen ruh'n.

Gleichen Rath ertheilt die Harfe

Hinter'm Vorhang dir allein;

Nur wenn du empfänglich wärest,

Würd' ein Rath dir nützlich sein.

Wem du nahen sollst, was trinken,

Nichts erwähne ich davon:

Bist du klug nur und verständig,

Weisst du es ja selber schon.

Bücher von verschied'nem Inhalt

Sind die Blätter in der Au,

Und du wärest zu bedauern,

Kenntest keines du genau.

Zwar ein Weg voll von Gefahren

Führt von uns in Freundesland;

Doch gar leicht wird dir die Strasse,

Sind die Posten dir bekannt.

Deines Lebens Baarschaft raubet

Dir umsonst der Schmerz der Welt,

Wenn dich diese schwere Sorge

Nacht und Tag beschäftigt hält.

Lässt, Hafis, das Glück, das hohe,

Seine Gunst dir angedeih'n,

Wirst du eine frohe Beute

Jenes holden Schönen sein.

Quelle:
Diwan des großen lyrischen Dichters Hafis. 3 Bände, Wien 1858, Band 3, S. 203-205.
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