72.

Auf jenes dir bekannte Zeichen

Zieh', Ost des Glückes, mild und lau,

Zu jener dir bekannten Stunde,

Vorbei an dem bewussten Gau!

O Bote der geheimsten Dinge!

Mein Aug' ruht auf der Strasse Rand;

Ich kann nur bitten, nicht befehlen:

So brich denn auf, wie dir bekannt!

Sprich: »Meine kraftberaubte Seele,

Bei Gott, musst' meiner Hand entflieh'n:

So gib ihr denn das dir Bekannte

Durch den beseelenden Rubin!«

Das Wörtchen, das ich so geschrieben,

Dass Keinem es verständlich ward,

Das wolle gnädig du entziffern

Auf jene dir bekannte Art!

Sollt' ich an deinem gold'nen Gürtel

Nicht knüpfen meiner Hoffnung Band?

Gar Feines liegt in jener Lende,

Und ist, o Bild, dir wohl bekannt.

Nicht mehr als ich nach deinem Schwerte,

Sehnt nach der Fluth der Durst'ge sich;

Gefangen nahmst du mich; nun tödte

Auf dir bekannte Weise mich!

Hafis, Arabisch oder Türkisch

Ist eines und dasselbe hier;

In jeder dir bekannten Sprache

Erzähle denn von Liebe mir!

Quelle:
Diwan des großen lyrischen Dichters Hafis. 3 Bände, Wien 1858, Band 3, S. 205-207.
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