24.

Auf! Und lasst uns von der Schenke Pforte

Die Eröffnung uns'rer Lust verlangen;

Lasst uns sitzen auf des Freundes Strasse,

Und verlangen das wornach wir bangen!

Auf dem Weg zum Heiligthum der Liebe

Mangelt uns das Zehrgeld für die Reise!

Lasst ein Zehrgeld von der Thür der Schenke

Uns verlangen nach der Bettler Weise!

Zwar in stetem Laufe ist begriffen

Uns're ganz mit Blut befleckte Zähre:

Doch verlangen wir dass sich ein Bote,

Den an Ihn wir senden, rein bewähre.

Nach dem Wohlschmack deines Kummermaales

Mögen fruchtlos uns're Herzen bangen,

Wenn vom herben Kummer deiner Liebe

Jemals wir Gerechtigkeit verlangen!

Deines Maales Pünktchen lässt sich nimmer

Auf des Blickes Zeichnerbrettchen malen,

Wenn dazu wir Tinte nicht verlangen

Von den Männchen die im Auge strahlen.

Fleht mein Herz dass um den Preis der Seele

Ihm dein Mund ein Küsschen nicht verweig're,

Spricht dein Mund, so süss wie Zucker lächelnd:

»Wir verlangen dass den Preis man steig're.«

Dass ein duft'ges Exemplar besitze

Dieses Herz, von schwarzem Gram befangen,

Wollten wir die holde schwarze Farbe

Von dem Moschus deines Flaum's verlangen.

Weil der Gram, den wir um dich erdulden,

Nur im frohen Herzen ist zu finden,

So verlangen Frohsinn wir, in Hoffnung

Gram um dich und Kummer zu empfinden.

Bis wie lang bist du, Hafis, gesonnen

Noch zu sitzen an der Schule Thüren?

Auf! Verlangen wir dass nun der Schenken

Off'ne Thüren uns zur Freude führen!

Quelle:
Diwan des großen lyrischen Dichters Hafis. 3 Bände, Wien 1858, Band 2, S. 269-271.
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