33.

All' mein Leiden kömmt vom Freunde,

Und so auch die Arzenei;

Und mein Herz ward ihm zum Opfer,

Wie es auch die Seele sei.

Das was schöner ist als Schönheit

Anmuth nennt man's insgemein –

Das besitzt mein Vielgeliebter,

Und auch jene nennt er sein;

Nur ein Abglanz seiner Wangen

Scheinen beide Welten mir:

Offen hab' ich's dir verkündet,

Sagte es auch heimlich dir.

Hinter'm Vorhang, theure Freunde,

Sagt ein Wörtchen Euch mein Mund:

Aber das was man gesprochen

Wird durch Weitersagen kund.

Jene trunkene Narcisse

Sie vergoss, ach, all' mein Blut,

Während jene wirre Locke

Grausam auch ein Gleiches thut.

Kein Vertrauen lässt sich fassen

Zu den Dingen dieser Welt;

Ja, auch mit dem Lauf des Himmels

Ist es Anders nicht bestellt.

Denk' an Jenen der da grausam

Meinem Blute stellend nach,

Kühn den Bund den er geschlossen

Und auch die Verträge brach.

Wie jetzt an ihr Ziel gekommen

Des Vereines frohe Nacht,

Schwinden auch die bösen Tage

Die die Trennung hat gebracht.[291]

Seines Maales Bild, verspritzte

Schon gar oft mein Augenblut,

That es klar und unverhohlen,

Wie es auch es heimlich thut.

Keine Furcht kennt der Verliebte

Vor dem Richter. Bringe Wein!

Auch Verbote eines Herrschers

Schüchtern nimmermehr ihn ein.

Dass Hafis der Liebe fröhne

Ist dem Vogte wohlbekannt,

Ist es selbst auch dem Assāfe

In der Salomonen Land.

Quelle:
Diwan des großen lyrischen Dichters Hafis. 3 Bände, Wien 1858, Band 2, S. 289-293.
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