43.

Erhitzt ist mir der Kopf vom Weine,

Und laut tönt meiner Stimme Schall:

»Den Hauch, der Leben mir verleihet,

Den fordr' ich nur von dem Pocal!«

Es setzt der finst're Trotz des Frömmlers

Auf kein berauschtes Antlitz sich:

Ein Kuttenjünger nur der Zecher,

Der immer frohen, bleibe ich.

Erschliesst mir freundlich nicht die Pforte

Des alten Wirthes güt'ger Sinn,

An welche Pforte soll ich pochen,

Wo wend' ich mich um Beistand hin?

Wirf mir nicht vor, dass ich von selber

Auf dieser Wiese spross empor:

Denn nur wie man mich nährt und pfleget,

Nur eben so spriess' ich hervor.

Erblicke hier kein Haus der Andacht,

Und keine Schenkenstube dort:

Denn Gott mag selber es bezeugen:

Ich bin bei ihm an jedem Ort.

Es ist der Wegstaub des Verlangens

Die Alchymie der Seligkeit;

Dem Glücke jener Ambraerde

Hab' ich zum Sclaven mich geweiht.

Von Lust nach eines schlanken Schönen

Berauschender Narciss' entbrannt,

Lieg' ich, den Becher in den Händen,

Wie Tulpen an des Baches Rand.

Als Schwindelkopf ward ich zum Mährchen:

Es zogen mich des Freundes Brau'n

In ihren zartgeschweiften Schlägel,

Und als ein Ball bin ich zu schau'n.

Bring' Wein, denn auf's Fětwā Hafisen's

Wasch' ich vom reinen Herzen flugs,

Durch des Pocales reichen Segen

Den Staub mir ab des Gleissnertrug's.

Quelle:
Diwan des großen lyrischen Dichters Hafis. 3 Bände, Wien 1858, Band 2, S. 317-319.
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