16.

In Moschushyacinthen hülle

Das zarte Blatt der Rose ein,

Das heisst: Verbirg die holde Wange,

Und mach' aus Welten Wüstenei'n!

Lass Schweiss vom Angesichte träufeln,

Und mach' der Fluren weites Reich

Von Rosenwasser überfliessen,

Den Flaschen meiner Augen gleich!

Erschliesse freundlich die Narcisse

Die voll von Schlummer ist und Wein

Und schläf're der Narcisse Auge,

Das Eifersucht ermattet, ein!

Dem Leben eines Menschen ähnlich

Ist schnell die Rose auch verblüht:

D'rum gib, o Schenke, rasch im Kreise

Den Wein herum, der rosig glüht,

Und labe dich am Veilchendufte,

Und greife nach des Liebling's Haar,

Und blicke auf der Tulpen Farbe,

Und Wein verlange immerdar!

Wirf auf das Angesicht des Glases

Das Auge, wie's das Bläschen thut,

Und schliess' vom Bläschen auf die Stützen,

Auf welchen dies Gebäude ruht;

Und weil die Liebenden zu morden

Zum Brauch dir und zur Sitte ward;

So leer' ein Gläschen mit den Feinden,

Und tadle dann mich streng und hart!

Es fleht auf des Gebetes Wege

Hafis um des Genusses Glück:

Das Fleh'n der herzenskranken Männer,

O weise, Herr, es nicht zurück!

Quelle:
Diwan des großen lyrischen Dichters Hafis. 3 Bände, Wien 1858, Band 2, S. 443-445.
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