4.

Zeig' dein Angesicht und wiege

Mich in Selbstvergessen ein;

Lass die Garben der Verbrannten

Aller Winde Beute sein!

Herz und Auge übergab ich

Lang den Unglücksfluthen schon;

Trage nun der Strom des Grames

Meines Hauses Grund davon!

Ist der alte Wirth nur glücklich,

Leicht nehm' ich den Rest dann hin;

Jeder And're geh' und tilge

Meinen Namen aus dem Sinn!

Wem, ach, duftet Seiner Locken

Roher Moschus? Nimmer dir;

Schlag' dies Wort dir aus dem Sinne

Du, o Herz, voll roher Gier!

Gestern sprach Er: »Ich erdolche

Mit den schwarzen Wimpern dich.«

Nimm Ihm, Herr, aus dem Gemüthe

Dieses Unrecht gegen mich!

Busen! Tödte du die Flamme

Dort in Persiens Feuerdom!

Auge! Schaff' das Wangenwasser

Fort aus Bagdad's Tigerstrom!

Du gelangest ohne Mühe

An kein Ziel auf dieser Bahn;

Sehnst du dich nach einem Lohne,

Sei dem Meister unterthan!

Gib dein Wort mich zu besuchen,

Wenn der Tod mich zu sich ruft,

Und dann trage kummerledig

Mich hinab in meine Gruft!

Doch, Hafis, bedenk' wie fühlen

Das Gemüth des Freundes sei:

Geh' und schaff' aus seiner Nähe

Dieses Angst- und Wehgeschrei.

Quelle:
Diwan des großen lyrischen Dichters Hafis. 3 Bände, Wien 1858, Band 2, S. 11-13.
Lizenz:
Kategorien: