2.

O komm, auf dass ein Duft der Seele

Aus jener Wange mich erquicke,

Da ich des eig'nen Herzens Zeichen

An jener Wange froh erblicke.

Was Commentare von den Reizen

Und von der Huld der Huris sagen,

Darüber magst, zu näh'rer Deutung,

Du jene Wange selbst befragen.

Es liegt die stattliche Zipresse

Vor jenem hohen Wuchs im Staube;

Erröthend weilt vor jener Wange

Die Rose in der Rosenlaube;

Beschämt muss des Jasmines Körper

Zurück vor jenem Leibe treten;

Im Blute muss, ob jener Wange,

Das Herz des Ērgăwān's sich betten;

Den Moschusduft hat China's Nabel

Nur jenem Lockenhaar entnommen,

Den Himmelsduft das Rosenwasser

Von jener Wange nur bekommen.

Dein liebes Antlitz hat der Sonne

Des Thaues Schweiss herausgetrieben,

Und schmächtig ist ob jener Wange

Der Mond am Firmament geblieben.

Ein wahres Lebenswasser träufet

Stets aus Hafisens holdem Sange:

So träufen Seelen, hold verwandelt

In zarten Schweiss, von jener Wange.

Quelle:
Diwan des großen lyrischen Dichters Hafis. 3 Bände, Wien 1858, Band 2, S. 141-143.
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