Judas vom Geiz eingenommen.

[365] Unter den Ehrsüchtigen ist Zechmeister Absalon, unter den Säufern ist Ober-Vogt der Holofernes, unter den Gleißnern ist Amtmann der Joab, unter den Undankbaren ist Vortreter der Mundschenk Pharaonis, unter den Zornigen ist Commandant der Herodes, unter den Gailen ist Ansager der Ammon, unter den Lugnern ist Schulmeister der Ananias mit Saphira, unter den Stolzen ist Kapell-Meister der Nabuchodonosor, unter den Schlemmern ist Fändrich der reiche evangelische Prasser; aber unter den Geizigen ist ein Haupt-Narr der Geizhals Judas, welcher von dem Geld-Geiz dahin veranlaßt worden, daß er ganz ehrlos, gewissenlos, gottlos seinen Herrn und Heiland verrathen und verkauft.

Wann ich zu Wien in der Haupt-Stadt und Residenz sollte und wollte einem jeden sein gebührendes Quartier überlassen, so thät ich erstlich die Gelehrten einlosiren in der Schuler-Strassen, die Ungelehrten im Stroh-Gässel, die Forchtsamen bei den drei Hasen, die Faulen, wo der Esel in der Wiegen liegt, die Prediger bei den 12 Apostlen, die Stolzen beim gulden[365] Pfauen, die Zornigen beim Hahnenbeiß, die Buhler beim blauen Bock, die Dieb auf der Sailer-Statt, die Soldaten beim blauen Säbel, die Saufer beim golden Fässel, die Groben im Sauwinkl, die Musikanten in der Singer-Straße, die alten Männer bei den drei Schimmlen, die alten Weiber auf dem alten Fleischmarkt, die Simpel in der Einfalts-Straßen, die Knaben beim gulden ABC, die Kinder im Milch-Gässel, die Wucherer auf dem Juden-Platz etc., wo aber die Geizigen? solche Welt-Narrn, Feld-Narrn, Zelt-Narrn, Geld-Narrn woltt ich einquartieren auf dem Heiden-Schuß zu Wien, dann in aller Wahrheit die Geizigen rechte Heiden seynd, und darneben nit wenig geschossen.

Numen und Nummus, Dives und Divus, Geiz und Götz, Gold und Gott, Aurum und Ara, seynd sowohl Namens als That halber nit weit von einander, dann das Gold ist des Geizigen sein Gott, den er wie ein Heid pflegt anzubeten und verehren. Der gottlose König Jeroboam, nachdem er durch Gottes Gnad die Kron und Scepter in Israel bekommen, hat er alsobald solche große Gnaden in Vergessenheit gestellt, und noch darüber zwei verguldte Kälber verfertigen lassen, damit dieselben das gesamte Volk Israel für ihre Götter erkenne; diese Ochsenköpf haben die guldenen Kälber für ihre Götter verehrt; die Geizigen aber halten das Gold für ihren Gott. Von dem wahren Gott schreibt und schreit die h. Schrift, daß wir ihn lieben sollen aus ganzer Seel, aus ganzem Herzen etc., liebt dann nit ein Geiziger Geld und Gold aus ganzem Herzen?[366]

Der h. und wunderthätige Antonius Paduanus bezeugt es, welcher in seinen Predigen gar nit schmeichlen kennte, der allzeit zu Verona und nit zu Florenz wohnte; dieser wird höflichst ersucht, er möchte doch eine Leich-Predigt machen für einen verstorbenen Herrn. Eine Leich-Predigt machen ist oft gar nit leicht, absonderlich wann man den Verstorbenen solle loben, der doch nichts Lobwürdiges gethan; der Tag wird bestimmt, die Freundschaft bekleidt sich ganz schwarz, die Erben weinen; aber solche Leut seynd gar oft beschaffen, wie die grünen Scheiter, wann sie auf den Heerd gelegt werden, auf einer Seite treiben sie Wasser, auf der andern Seite thun sie brennen; also haben oft die Erben die Wassersucht in den Augen und die Geldsucht im Herzen, singen mit dem Maul das Miserere und mit dem Herzen das Lätare. Die Kirche war mit lauter schwarzem Tuch überzogen, daß also die harten Steine auch sollen trauren, daß dieser so weichherzig gegen den Armen (scilicet) gestorben; es war die Kirche angefüllt mit lauter Zuhörer, welche ganz begierig die Predigt Antonii erwartet. O, hat ihm einer eingebildt, Antonius wird gar gewiß predigen, daß der verstorbene Herr sey gewest wie die 5 weisen Jungfrauen, dann gleichwie diese mit brennenden Lampen seynd in Himmel eingelassen worden, also ist auch dieser ein Kind der Seligkeit worden, weil er alle Samstag eine Lampe hat lassen brennen zu Ehren unser lieben Frau; ein anderer hat gehofft, Antonius werde predigen, daß der verstorbene Herr sey gewest so mäßig bei der Tafel, wie die Propheten-Kinder bei dem Elisäo, welche mit lauter Kraut vorlieb genommen.[367] Nit wenig seynd gewest, welche geglaubt haben, Antonius werde den Verstorbenen loben, daß er weit emsiger sey gewest, als die Hebräer, welche im Jahr nur dreimal nach Jerusalem in die Kirche gangen, der Verstorbene aber alle Tag. Alle, alle aus den Anwesenden hofften großes Lob von diesem großen Herrn, eine reiche Eloquenz wegen dieses reichen Herrn; aber die gebenedeite Zung Antonii konnte nit schmeichlen, sondern brach in diese ernsthaften Wort aus: ubi thesaurus tuus, ibi et cor tuum, wo dein Schatz, dort ist dein Herz; dieser verdammte Mensch hat nichts Werthers gehabt, dann das Geld, Gold war sein Gott, wessenthalben seine Seel bei dem Teufel, das Herz aber bei seinem Geld zu Haus; gehet hin, ihr werdet es also finden. Man gehet, man sucht, man schaut, man findt das Herz ganz zitternd und zapplend in dem Kasten auf dem Geldsack, woraus jedermänniglich konnte abnehmen, daß dieser verruchte Geizhals das Gold, wie einen Gott, aus ganzer Seel, aus ganzem Herzen geliebt habe. O bethörter Heid!

Die Israeliter, in Abwesenheit des Mosis, haben mit aller Gewalt den Hohenpriester Aaron dahin gebracht, daß er ihnen ein guldenes Kalb für einen Gott hat aufgesetzt, nachdem solches der eifrige Mann Gottes wahrgenommen, hat er diese Unthat und strafmäßigen Muthwillen seines Volks nit allein mit harten Worten stark gezüchtiget, sondern auch das guldene Kalb zu Pulver verbrennt, besagtes Pulver in das Wasser geworfen, woraus das abgötterische Volk mußte trinken, und ist auf solche Weis' an Tag kommen,[368] wer ein Schelm aus ihnen gewest; dann denjenigen, so unschuldig waren, hat man im wenigsten nichts angesehen, welche aber strafmäßig das Kalb angebetet, dieselben seynd ganz gulden um das Maul gewest, guldene Goschen, guldene Bärt, guldene Mäus-Köpf etc.

Die Geizigen haben nit allein guldene Mäuler, weilen sie stets vom Gold reden, guldene Zungen, weilen sie immerzu nach Gold schlecken, guldene, Zähn, weil ihnen solche alleweil nach Gold wässern, sondern auch ein guldenes Herz, weil solches das Gold wie einen Gott verehrt und liebt; ein Geiziger ist mehr goldselig als gottselig, sein Gebet ist immerzu per omnia Säckla Säcklorum, sein Glauben ist klauben, sein Mammerl ist Mammon, sein Schutz-Engel heißt Schatz-Engel, sein Namen heißt nehmen, sein Salben heißt Silber, sein Verhalten heißt behalten, sein Guraschi heißt Lagi, sein Wachs heißt Wechsel, sein Gewohnen heißt gewinnen, seine Woche heißt wuchern, sein Scheiben heißt schaben, seine Semmlen heißen sammlen, sein Viertel heißt Portel, seine Kammer heißt Kummer, sein Gold heißt Gott, das ist ja ein Spott. O Heid!

Die Burger zu Gerara hatten eine Heerd Schwein von 2000 Stuck, große, dicke, schöne, schwere, feiste und treffliche Säu; dann ob sie schon, vermög ihres Gesatz, sich von solchem Fleisch enthielten, so thäten sie dannoch wegen der guten Waid und umliegenden Eichel-Wäldern sehr viel Schwein halten, damit sie solche den angrenzenden Heiden und andern Glaubens-Genossen in der Stadt verhandlen, und hierdurch einen[369] ziemlichen Gewinn und Beschores finden konnten. Sobald aber der Herr Jesus in dieselbige Gegend angelangt, und aus den armen besessenen Leuten die Teufel getrieben, welche nachmals mit seiner Licenz in besagte Heerd Schwein gefahren, und folgends selbige alle in das tiefe Meer gestürzt, alsobald seynd die Burger haufenweis aus der Stadt zu Christo dem Herrn hinaus geloffen, ein jeder hat sich in Haaren gekrazt, und nit wenig sich beklagt des erlittenen Schadens, auch beinebens höflichst den Herrn ersucht, er wolle sich doch nit länger in ihrer Gegend aufhalten, sondern mit nächster Gelegenheit seinen Weg weiter nehmen. O ihr Sau-Narren! warum das? sollt ihr dann nit mit Händ und Füßen demüthig bitten und erhalten, damit Christus der Herr bei euch verbleibe; wie hat sich der Zachäus so glückselig geschätzt, daß ein solcher Gast bei ihm einlosirt? Herr, mein Herr, und großer Prophet, sagten die sauberen Gerasenner, gehe doch um ein Haus weiter, wir haben dich schon lieb, wann du nur weit von uns bist, rogabant, ut transiret. Warum? darum, diese gedachten, wann der Herr sollte länger bei ihnen verharren, so konnten sie nit mehr mit Säu handlen und ihren Gewinn suchen, dann wann sie wieder sollten meinen Zügel anfangen oder andere einkaufen, möchten die Teufel mehrmalen aus seiner Erlaubniß diese Schwein hinführen; also ist es besser, der Herr quittier unsre Nachbarschaft, und gehe hin, wo er herkommen, damit wir wiederum unseren Handel treiben, und Geld lösen. O ihr Geld-Angl, Geld-Ygl, Geld-Egl, Geld-Engl, Geld-Bengl, so ist euch lieber das Geld lösen, als[370] Gott der Erlöser? ihr Geizhäls! so wollt ihr lieber Gott lassen, als Gold lassen? ihr Geiz-Narren; so habt ihr in größerem Werth die gelbe oder weiße Erde, als denjenigen, der Himmel und Erde erschaffen? ihr seyd mehr als Heiden.

Zu Venedig war bei Mannsgedenken ein reicher Gesell, welcher dermassen dem Geld ergeben, daß, wann man einige Meldung von Silber oder Gold gethan, ihm alsobald die Puls geloffen aus lauter Begierlichkeit, als würde er von einem starken hitzigen Fieber angegriffen. Es hat ihn der Mammon und Geldgeiz dergestalten eingenommen, daß er Frühe, wann er aufgestanden, Abends, wann er schlafen gangen, allezeit das Kreuz-Zeichen mit einem Dukaten oder Zechin gemacht, seine Küsten und Kästen waren voller Geldsäck, und hatte einem jeden den Namen eines Heiligen also ausgetheilt, daß die vornehmere Münz den Titul hatte der vornehmern Heiligen, einen großen ledernen Sack voller Gold nannte er seinen Gott, welchen der verruchte Mensch zu heiligen Zeiten, als Weihnachten, Ostern, Pfingsten, mit Kränzel, Blumen, Ehrentitel und anderem Gepräng auf sondere Weis' verehrte; nachdem dieser Narr dem Tod auch zum Theil worden, welcher solche goldgelbe Ammerling zum besten weiß zu rupfen, hat er kurz zuvor das beste Geld ihm lassen vortragen, alle Gegenwärtigen mußten auf eine viertel Stund abtreten, unterdessen hat er Geld und Gold in das Maul, in die Ohren, in die Nase, (und was ehrlichen Ohren zuwider) sogar in andere offene Orte des Leibs gesteckt, auch nachmalens, wie andere fromme Christen pflegen[371] mit erhebten Augen gegen einem Krucifix, als er mit stets gewendten Augen gegen dem Geld seinen elenden Geist aufgeben, solche wunderliche Geschicht hat man wollen dem öffentlichen Druck anvertrauen, wofern die frommen Anverwandten solches nit hätten hintertrieben. Jedoch hat er sogar nicht können verhüllet wer den, daß nit auf einer und andern Kanzel hiervon einige Meldung eingeführt worden. O Narr! noch größer, als der Caligula, welcher sich ganz nackend ausgezogen, und sich also nach Genügen in dem Geld herum gewälzt. O Bestia! noch ärger, als jener Narr zu Costniz, der kurz vor seinem Tod das Geld anstatt des Brods in ein Koch oder Muß eingebrockt, und also am ersten Löffel voll erstickt. O Esel, noch bethörter, als jener geizige Goldschmied, welcher in seinen Todsnöthen, als man ihm ein silbernes Crucifix zu küssen gab, noch gefragt hat, wie viel Mark Silber es doch möchte haben? O Heid! und Abgötterer! und Blut-Schelm! weil du den Pluto für deinen Gott haltest, diesem deinen mammonischen Gott gebührt keine andere Ehr, als jene, welche die schöne Rachel den guldenen Götzenbildern, die sie heimlich ihrem Vater Laban entzogen, erwiesen hat, indem sie darauf gesessen; gar recht, dann auf einen solchen Kopf gehört kein anderer Hut, auf einen solchen Heerd gehört keine andere Glut, auf einen solchen Acker gehört kein anderer Pflug, auf einen solchen Tisch gehört kein anderer Krug, auf eine solche Nase gehört keine andere Brille, auf ein solches Bett gehört keine andere Hülle, auf einen solchen Fuß gehört kein anderer Schuh, auf ein solches Pult gehürt kein anderes[372] Buch, auf einen solchen Degen gehört keine andere Scheid, auf eine solche Wiese gehört keine andere Weib, und auf einen solchen Gott gehört kein anderer Spott.

Gleichwie Gott will, daß die Seinigen die zehen Gebot sollen halten, also will auch das Gold, daß die Seinigen die zehen Gebot sollen emsig beobachten und vollziehen. Das erste Gebot, sagt das Gold dem Geizigen: Du sollst allein an einen Gott glauben. Und in aller Wahrheit hat und halt und behalt der Geihzals sein Geld für einen Gott, dem er Tag und Nacht dient. Nachdem der Erz-Schalk Judas meineidiger Weis' den Herrn verrathen, konnte er nicht mehr den nagenden Gewissens-Wurm ertragen, sondern wollt bei Zeiten ganz verzweifelt ihm selbst das Leben nehmen; bevor aber hat er die aus der Kirchen-Kassa erlegten dreißig Silberling in den Tempel hinein geworfen, und nachgehends der henkermäßige Bösewicht zum Strang geeilt, aber sag her Tölpel, warum das Geld in Tempel? warum nicht viel mehr das verruchte Geld in eine Kothlacke oder wilden Misthaufen? allhier antwortet Drogo Ostiensis de Pass. derentwegen habe Iscarioth das benannte Geld in den Tempel und nicht anderstwohin geworfen, weil nemlich das Geld sein Gott war, Gott aber im Tempel forderist verehrt werde.

Das andere Gebot: Du sollst den Namen Gottes nit eitel oder umsonst nennen. Dieß halt der Geizige gar genau, dann er mit seinem Gott sobald nit umsonst hervor kommt; wie der Job um alles das Seinige kommen, und ganz nackend und bloß[373] auf dem Misthaufen gesessen, haben sich endlich die vorhin gewesten guten Freund eingefunden, und ihm die Visita geben, aber von weitem gestanden voller Furcht. Warum voller Furcht? ihr fürcht gewiß, ihr möcht auch kretzig werden? ihr fürcht vielleicht, Gott möcht euch auch also heimsuchen? nein, nein, dessenthalben hat sie keine Furcht angegriffen, sondern sie fürchteten, der arme Tropf möchte etwas von ihnen begehren; einer hat ihm einbildt, der Job werde sagen, mein Schwager, gib mir doch etliche Gulden, damit ich mir wieder kann etwas schaffen, weil ich alles verloren; ein anderer gedacht, der Job werd ihn ansprechen, mein Vetter, du siehest, in was Elend und Noth ich gerathen bin, gehe mir doch an die Hand mit einer Beihilf; der dritte hat ihn geforchten, der Job möcht sagen, mein Bruder, du weißt, wie oft ich dir habe das Maul ausgewaschen, und ist kein Zahn in deiner Gosche, der mich ein Dutzend Thaler kost, jetzt erkenns doch ein wenig, und greif mir auch mit etwas unter die Arm, derenthalben seynd sie von weiten gestanden, dessenthalben haben sie ihnen geforchten, dann es waren große Geizhäls, sie wollten. nicht gern in vanum, umsonst geben, vermög des anderten. Gebots.

Das dritte Gebot: Du sollst den Feiertag heiligen. Das befiehlt auf alle Weis' das Gold den Seinigen. Die drei frommen und gottseligen Frauen, Maria Magdalena, Maria Jakobi und Maria Salome, waren so scrupulos und gewissenhaft, daß sie ihnen nit getraut, am Sabbath die Salben und Spezereien zu kaufen, wormit sie den Leichnam Jesu möchten[374] verehren, sondern haben gewart, bis der Sabbath vorbei gewest, cum pertransiisset Sabbathum. Also gebiet das Gold sehr stark den Seinigen, sie sollen doch den Feiertag heiligen; nicht alles, was sie die Woche hindurch gewunnen, am Sonntag wieder durch die Gurgel jagen, sondern denselbigen Tag sein heilgen, und das Geld ersparen.

Das vierte Gebot: Du sollst Vater und Mutter in Ehren haben. Dieß will das Gold kurzum, daß er soll gehalten werden. Ein Jünger hat einsmals von Christo dem Herrn begehrt, er wollt ihm doch licentiren, damit er könne seinen Vater begraben, welches aber der Herr ihm rund abgeschlagen, aus Ursachen, der Vater war dazumal noch nit todt, aber bei einem sehr hohen Alter, dahero hat der Jünger, welcher ziemlich interessirt war, gedacht, der Vater, weil er bei großem Vermögen, würde etwann ein Testament machen, so ihm präjudicirlich möchte seyn, derenthalben wollt er zum Vater, ihm gute Wort geben, auf alle Weis' bedienen, damit er den Rogen ziehe. Das Gold sagt also, thue Vater und Mutter in Ehren haben, damit sie dich nit enterben, thue dem Vater schön aufwarten, damit der Alte dich zum völligen Erben mache, gib der Frau Mutter gute Wort, damit auch ein gutes Trum ihrer Parapharnalien auf dich springe, honora!

Das fünfte Gebot: Du sollst nicht tödten. Dieß verbiet das Gold über alle Massen. Wie die Israeliter aus Egypten und aus der harten Dienstbarkeit des Pharaons gezogen, haben sie in der Wüste ganz unsinnig gemurrt wider Gott und wider den Moses,[375] auch sich nicht wenig beklagt, daß sie mit Fleisch nit tractirt wurden. Ei, ihr ehrvergessenen Leut und leichtfertiges Lumpengesind! habt ihr nicht eine unzahlbare Menge und Anzahl Ochsen, Kühe, Schaf und anders Vieh mit euch aus Egypten geführt, warum schlacht ihr nit etliche Ochsen? ja das Gold sagt, du sollst nicht tödten, non occides, der Geizige frißt lieber Haber-Stroh, der Haber-Narr! ehe daß er ein Kälbel absticht, er getraut ihm nicht ein Hündel abzuwürgen, er litt lieber den bittern Hunger, als daß er sollt ein 7 Wochen altes Lämml tödten lassen, Kraut und Ruben gehören vor solche Buben. Non occides.

Das sechste Gebot: Du sollst nit Ehe brechen. Bei Leib, sagt das Gold, thue nit Ehe brechen, dann es kost gar viel Geld. In der Stadt Babylon wurde ein falscher Gott mit Namen Bel verehret, dem der König alle Tag 40 Schaf, sechs große Krüg Wein, und eine ziemliche Anzahl der Semmel geopfert, welches bei nächtlicher Weil alles verzehrt worden, und war des Königs bethörte Meinung, daß solches alles der Gott Bel aufesse, damit aber der Daniel solche Thorheit an Tag bringe, hat er den Tempel dieses Abgotts einwendig über und über mit Aschen gestreuet, nachgehends mit des Königs Petschaft des Tempels Thür versieglet. Fruhe Morgens, wie der König samt dem Daniel in den Tempel getreten, und alles aufgezehrt gefunden, hat er vor Freuden aufgeschrien, und seinen Gott Bel aufs höchste gepriesen, der Meinung, als habe er so stattlich geessen und trunken, dem aber der Daniel bald das Widerspiel[376] gezeigt, da, sagt er, sehen Ihr Majestät unterschiedliche Fußstapfen in Asche, was bedeuten diese? video wahrhaftig vestigia virorum, mulierum etc., in der Wahrheit, diese seynd Fußballen der Weiber, der Männer, der Kinder; eben recht, antwort der Daniel, diese, diese fressen alles auf, wie er augenscheinlich hernach gezeigt, daß bei nächtlicher Weil die Götzen-Pfaffen samt ihren Weibern durch eine verborgene Thür einschleichen, und solches aufgesetzte Traktament verzehren.

Der Herr Joan. Amandus von Frauhofen hat sehr stattliches Einkommen, zu bestimmten Zeiten das gewisse Interesse 6 pr. Cento, was tragen ihm die Regalia nit ein wegen seiner schönen Scharschi, mit der er sten Frau hat er einen ziemlichen Rogen gezegen, was schöne Baarschaft im Geld hat er nit ererbt von seinem Herrn Vater? so hat er nicht ein geringes Patrimonium davon tragen von seinem Vetter, der gar ein karger und arger Jud war, und gleichwohl, ich weiß nicht, gleichwohl findt man nichts übriges im Haus, ja es verschwindt alles, weiß kein Mensch, wo die Sach hinkommt, er muß noch Gelder darzu zu leihen nehmen; weißt du nicht, wo die Sach hinkommt? so zeige ich es dir mit dem Daniel, vestigia mulierum etc., die Fußstapfen der Weiber, fremde Weiber, fremde Buhlschaften, fremdes Naschen nimmt ihm das Geld aus der Taschen, die bringen ihn zu solchem Ruin, dann dieses kost Geld; wie die Hebräer eine Ehebrecherinn zu Christum den Herrn geführt, und ihn um Rath gefragt, ob man soll mit dieser verfahren nach laut dem mosaischen[377] Gesetze? sag mir einer, wo dann der Ehebrecher hinkommen? wann sie in flagranti, wie sie aussagen, ertappt worden, wo ist dann dieser saubere Complex? rath nit lang, er hat sich mit Geld salvirt, er hat ihnen ziemlich müssen in Beutel blasen, so braucht es dann nit viel Probirens; solche Buhlschaften verderben die Wirthschaften, dahero das Gold auch den Seinigen scharf auferlegt, non maechaberis, du sollst nit Ehe brechen.

Das siebente Gebot, non furtum facies: Du sollst nit stehlen. Das verbiet das Gold sehr stark den Geizigen, aber dergestalten, er soll nit etwas weniges stehlen, sondern viel; dann gleichwie Gott ohne Maaß verlangt, geliebt, also begehrt auch das Gold verehrt zu werden. Unser erster Vater Adam hat nit allein den Gedanken gehabt, den Apfel, als eine kleine Pakatell zu stehlen, sondern auch dem Allerhöchsten seine Gottheit, eritis sicut Dii, lieber etwas rechtschaffenes, saget das Gold, zumalen nur die kleinen Dieb in excelsis, mit den Storchen ihr Nest in der Höhe machen, und Luftspringer müssen abgeben, die großen aber in sondern Ehren und Reputation erhalten werden, fast auf diese Weis', wie die kleinen Mucken und Fliegen in dem Spinnen-Geweb hängen bleiben, die großen Vögel aber alles durchreißen.

Das achte Gebot: Du sollst nit falsche Zeugnuß reden. Das Gold will auf alle Weis', daß man soll die Wahrheit brauchen, wann hierdurch ein Interesse zu hoffen. Petrus kommt nach Hof, will sehen, was es vor einen Ausgang werde nehmen[378] mit Christo; gleich im ersten Eingang schnarchet ihn ein Weib an, wann es noch eine gnädige Frau oder adeliche Dama wär gewesen, so konnt man den Spott nicht so groß machen, aber es war nur ein schlechtes Dienstmensch, Ancilla, ein Estherl, oder ein Sarl mit einen rupfenen Küttel, diese hat den großen Apostel also kleinmüthig gemacht, daß er gleich seinen Herrn verläugnet, er kenne ihn nicht, coepit jurare, es soll ihn der und der hinführen, wann er ihn kenne. Pfui, das heißt fliegen ohne F. Ein andersmal aber hat Petrus mit größter Auferbaulichkeit und sonderm Lob die Wahrheit gesagt, als er den Herrn demüthigist angeredt: Domine exi a me, quia homo peccator sum: Herr gehe doch von mir weg, dann ich ein sündiger Mensch bin. Warum aber gehet dermal Petrus so genau auf die Wahrheit? diese Frag wird ohne Beschwernuß aufgelöst, dann dazumal hat er die ganze Nacht umsonst gefischt, und mit dem Nihil allein das Netz angefüllt, sobald er aber auf des Herrn Wort das Netz eingeworfen, und eine solche Menge allerlei Fisch, zwar es gibt nur dreierlei, große, kleine und mittelmäßige, heraus gezogen, daß er allein hierzu nit stark genug, sondern auch andere seiner Mitsischer um Hülf ersuchen müssen, adesto, gedacht Petrus, jetzt ist die Zeit, die Wahrheit zu reden, weil es so viel einträgt. Domine exi a me, etc.

Das neunte Gebot: Du sollst nit begehren deines Nächsten Hausfrau. Nur das nit, sagt das Gold, dann du gar zu wohl weißt, daß dich dein eignes Weib viel kosten thut. Siehe, jener Bediente in dem Evangelio ist seinem König 10 tausend Talente[379] schuldig worden, – um Gottes willen, wie muß er so viel Geld anworden haben? wie? frag ein Weil, seine Frau hatte alle Wochen ein neues Modi-Kleid, und gleichwie in dem Mantel Eliä ein doppelter Geist, also in diesem Kleid eine doppelte Cresa, weil sie um den Kopf wollt allezeit steinreich seyn, also muß er blutarm werden, der vielfärbige Regenbogen ihrer Kleider hat dem Mann wohl öfter ein nasses Wetter in den Augen gemacht; der vornehme Procat an ihrem Manto hat verursacht harte Brocken an ihrem Mann, ihre kostbaren Spitz haben nit ein kleines Loch bohrt in seinen Beutel, ihre theuren Arm-Bänder haben der Armuth die Thür eröffnet, ihr stattlicher Aufzug war der guten Mittel Abzug, ihre Musch und Mäschen um den Kopf machten ein Gemisch Gemäsch in der Wirthschaft etc., geht ein solcher Unkosten auf sein eigenes Weib, bei Leib verbiet das Gold dem Geizigen, er soll nit begehren auch seines Nächsten Hausfrau, damit die Spesa nit wachsen.

Das zehente Gebot: Du sollst nit begehren deines Nächsten Gut. Allhier ist zu merken, daß eigentlich nichts auf der Welt sey, welches da konnte den Namen haben eines Guts, außer die Gnad Gottes, alle anderen zeitlichen Habschaften verdienen solchen Namen nit, in diesem Verstand befiehlt das Gold den Seinigen, sie sollen dieses Gut nit verlangen, wie dann jener bethörte Tropf in Niederland sich also verliebt in seinen köstlich erbauten Garten, daß er sich halb todt in besagten Lust-Ort tragen lassen, und mit zornigen Augen gen Himmel in diese gottslästerigen Wort ausgebrochen, du bist mir ein[380] ungerechter Gott, dann ich weder dich, noch das Deinige jemal verlangt, und anjetzo vergunnst du mir die Erde nit. Weil dann der Geizige pro suo Deo Diabolum und Diobulum hat, das Gold wie Gott anbetet und verehrt, dessen 10 Gebot auf das emsigste haltet, also kann er mit gutem Fug ein Held genennt werden.

Weil ich dann die Geizigen auf dem Heiden-Schuß zu Wien logirt hab, also erkenne ich sie nicht allein für Heiden, massen mir dieses beilegt der h. Paulus: Omnis avarus, quod est Idolorum servitus. Sondern ich sag noch darüber frisch und frei aus, daß sie geschossen seyn, und zwar großmächtige Narren. Zumalen ihnen Gott selbst dieses Prädikat zumesset: Stulte hac nocte repetent animam tuam, et quae parasti, cujus erunt?


Wie sparen, scharren und verwahren die geizigen Narren?


Wie? mit lauter Sorgen, Kummernuß, Arbeit, Drangsal, Leiden, Wachsamkeit, Abbruch, Widerwärtigkeit, Elend, Betrübniß, Hitz, Kälte, Hunger, Durst, Furcht und Schrecken, fressen sie ihre Brocken. O ihr Narren! Nachdem der reiche Prasser mehr beschaid als bescheid gethan, öfter beim Willkomm als voll komm sich eingefunden, lieber zu todt gesoffen, als zu todt geloffen, man tragt nit so viel Blattern darvon; nachdem dieser Schmer-Bauch und Weinschlauch von dem gähen Tod überfallen worden, und den geraden Weg zum Teufel gefahren, hat er sich der großen und übermäßigen Pein daselbsten heftigst beklagt,[381] forderist kam ihm unerträglich an der harte Durst, weil der Sau- und Sauf-Narr des Debuschirens schon gewohnt, wessenthalben er zu dem großen Abraham aufgeschrien um einen Trunk, auch schmeichlerischer Weis' ihn einen Vater genennt, Pater Abraham! O-O! x! es wird gewiß der Abraham einen solchen Schlenkelium zu einem Sohn haben? gleichwohl war der h. Patriarch so höflich, und hat ihn ebenfalls einen Sohn genennt, Fili, recordare, mein Sohn, sagte er, gedenk doch, was für gute Täg du allzeit gehabt hast, entgegen Lazarus so mühselig sein Leben zugebracht, jetzt muß er getröst seyn, du aber leiden, als wollte Abraham zu verstehen geben, daß zwei Himmel nit auf einander gehen, deßgleichen auch nit zwei Höll, etc.

Was Abraham dazumal dieser Schmer-Wampe von Schlampampen hat vorgeworfen, das konnt er in der Wahrheit nit objiciren einem verdammten Geizhals recepisti bona in vita tua, als habe solcher bei seinen Lebzeiten gute Tag empfangen, sondern mit besserm Fug konnte er einem solchen sagen, stulte recepisti mala, du Narr, du hast m der Welt gelitten, anjetzo mußt du auch ewig leiden. Alle anderen Sünder empfinden wenigst eine Lust und Gust auf der Brust in ihren Lasterthaten, aber der Geizige weiß nichts zu sagen, als von Pein und Marter.

Durch Fasten und Abbruch überwinden andere den bösen Feind, und erhalten nachmals die ewige Seligkeit. Samson wurde auf eine Zeit von sehr vielen feindlichen Truppen der Philistäer überfallen, der aber befand sich ganz allein, und was ihm die mehreste[382] Angst verursachte, hatte er kein einiges Gewehr beihanden. O wie froh wäre er gewest, so er einen solchen spitzfindigen Scepter von Holz hätte gefunden, dergleichen die Bauern in Ober-Oesterreich in ihrem Feldzug gebraucht; er wendete seine Augen hin und her, konnte aber nichts ersehen, als einen dürren Esels-Kinnbacken, welchen er ganz behend und voller Guraschi ergriffen, damit die feindlichen Truppen so beherzt und löwenmüthig angriffen, daß ihrer tausend Mann wohlbewaffneter Soldaten auf dem Platz geblieben, durch ein dürres Bein eine so feiste Victori erhalten, war ein großes Wunder.

Noch größern und preiswürdigern Sieg haben erhalten so viel und unzahlbare Diener Gottes wider die unsichtbaren Feinde und Fürsten der Finsternuß, mit lauter dürren und durch Fasten ausgemergelten Kinnbacken; dann gleichwie, nach Aussag des h. Petri Damiani, ein nüchterner Speichel allen Schlangen und Ottern den Tod bringt, also nicht weniger jagt em nüchterner und dem Fasten ergebener Mensch die höllische Schlang in die Flucht. Jene Soldaten, deren viel tausend waren, hat Gott durch den Kriegs-Obristen Gedeon auf dem Muster-Platz zu Harad hinweg geschafft, und als untüchtige Gesellen abgedankt, um weil sie sich auf ihre Wampen niedergelegt, und solchergestalten aus dem Fluß getrunken. Wordurch der Allmächtige genugsam wollte andeuten, und zu verstehen geben, daß alle diejenigen, welche zu sehr ihre Wampen versorgen und den Schmerbauch contentiren, nit zum Streit taugen wider die bösen Feind, wohl aber dieselbigen, so mit dürren Kinnbacken, wie Samson,[383] will sagen, mit ausgedürrten, und durch Hunger und Abbruch ausgemergleten Angesicht wider besagte Feind streiten und kämpfen.

Es werden freilich wohl nur gar zu viel angetroffen, welche fast gesitt und gesinnt seyn, wie der Tobias dazumal, als er von dem Raphael geführt worden zu dem Fluß, woraus sich ein großer Fisch gäh erhebt, welcher mit dem aufgesperrten Maul den Tobias also erschreckt, daß er überlaut aufgeschrien: Domine, invadit me! helft mir um Gottes willen, der Fisch wird mich fressen. Viel und nur gar zu viel seynd anzutreffen, welche ob dem Fisch, so ein Sinnbild des Fasttags, erschrecken, und machen krummere Mäuler über die Fastenspeisen, als die Propheten-Kinder im Beiseyn Elisäi, über ihren Kraut-Topf; indem sie doch wissen sollten, daß ein enges Thürl in Himmel, und feiste angeschoppte Wampen nit hinein können, angusta Porta etc., wissen sollten, daß auf einer feisten Saite übel zu geigen, also ein feister Bauch taugt zum Gebet auch nit; wissen sollten, daß gleichwie der Altvater Noe nach 40 Tagen das Fenster der Arche eröffnet, also nach 40 tägiger Fasten der himmlische Vater die Thür des Himmels eröffne; wissen sollten, daß Christus der Herr die drei und dreißig Jahr auf Erden niemal ein Fleisch gekostet, außer des gebratenen Osterlamms; wissen sollten, daß ehe und bevor der Moses die 10 Gebot aus Gottes Hand empfangen, vorhero eine strenge Fasten vollbracht hat, als könne man die 10 Gebot so leicht nit halten, ohne vorgehende Fasten und Leibs-Kasteiung; wissen sollten, daß Castitas und Castigatio[384] zwei leibliche Schwestern seyn, und eine von der andern sich hart lasse absondern; wissen sollten, daß die bösen Feind heftig den Herrn um Erlaubnuß ersucht haben, in die Schwein zu fahren, woraus erhellet, daß speckfeist der Teufel ihr Fressen sey; wissen sollten, daß Macer und Sacer nur mit einem Buchstaben unterscheiden, derentwegen sich der Heiland auf dem Berg Thabor in die Gesellschaft eingelassen des Mosis und Eliä, welche beede dem Fasten, nach laut der göttlichen Bibel, sehr ergeben waren; wissen sollen, daß die drei Knaben von dem feurigen babylonischen Ofen dessenthalben keinen Schaden erlitten, weilen sie sich vorhero von der verbotenen Speis' enthalten, und ein Fasttag angestellt, als könne einer so bald nit von einer mit unziemendem Feuer entzündten Baberl verletzt werden, welcher im Fasten sich übet; wissen sollen, daß gleichwie der Hausvater im Evangelio einen schönen Weingarten gepflanzt, und damit selbiger von aller Gefahr und Schaden sicher sey, einen guten Zaun darum geführt, et sepem circumdedit ei etc., also könne ein frommer Christ den Weingarten seiner Seele in keine größere Sicherheit stellen, als wann er ihn mit einem guten Zaun einschränkt, und den Leib mit Fasten zaundürr abmerglet; wissen sollen, daß der Mond nie eine Finsternuß leide, außer er sey im Vollschein, also der Mensch sich so leicht nit in die Werk der Finsternuß einlasse, außer er sey voll, und mit Speis' und Trank zu viel angefüllt; wissen sollen, daß Löffel und lefflen, essen und vermessen, Speis und Gespäß, Tafel und Teufel, Nachtmahl und Nachtmaul, Gula und[385] Gail, Fraß und Frauen, sitzen bei einander im besten Vertrauen.

Dahero die frommen Diener Gottes, so sich aller Vollkommenheit beflissen, nichts höhers, und einem christlichen Wandel nichts nothwendigeres gehalten, als die Fasten, und bescheidenen Abbruch der Speis' und Trank, wie dann der Allmächtige mehrmalen solches mit großen Wunderwerken bestätiget. Ich will geschweigen, daß der h. Einsiedler Konrad einen geselchten Schunken in einen Fisch, der h. Franziskus von Assis, wie auch Antonius von Padua, einen gebratenen Kapaun in einen Bratfisch, der h. Udalrikus von Augsburg ein kälbernes. Brätl in eine Forelle, die h. Agnes Politiana ein eingemachtes Fleisch in einen abgesottenen Fisch, der h. Augustinus Prediger-Ordens zwei Rebhünnl in zwei Blatteißl, wunderbarlich verkehrt haben, damit sie nur die Fasten nit möchten brechen. Ich will nit herbei fügen jenes lustige Trauerspiel, so sich Anno 1592 unweit der Stadt Breslau zugetragen, indem dazumal, zum Schimpf und Hohn des katholischen Glaubens, ein verbainter Ketzer an einem gebotenen Fasttag nit allein Fleisch gespeist, sondern noch darüber einem katholischen Bauern mit Gewalt einen guten Brocken um das Maul geschmiert, und auch zum Essen übermüthig angereizt; nachdem er aber in dem gemeinen Menschen einen frommen Widerstand erfahren, allo, sagte er dem Bauern, siehe, wie wohl dieses Bißl mir wird schmecken, Kraut aber für die Papisten, reißt beinebens das Maul in alle Weite auf; über welches alsobald Gottes gerechte Straf erfolgt, daß er auf[386] keine Weis' das offene und weite Maul konnte zusperren, umsonst war aller angewendte Fleiß und Arbeit der Doktoren und Aerzte, sondern es mußte dieser Bösewicht ein steter Maulaff seyn, und war kein Mittel zu finden, solches offene Gefriß zusammen zu schließen; hätte er fein vorhero, das Maul gehalten. Alle diese seynd große Wunder wegen des Fastens, aber folgende seynd größere Wunder in dem Fasten.

Simeon Stillites hat öfters, als einmal neben andern harten Kasteiungen vierzig ganzer Tag aneinander gefast, weder Speiß noch Trank zu sich genommen. Das heißt gefast!

Die h. Katharina von Senis hat einmal vom Ascher-Mittwoch an, bis auf die Himmelfahrt unsers Herrn, ohne einige Speiß zugebracht. Ja durch etliche Jahr hat sie keine andere Nahrung zu sich genommen, als eine wenige und wintzige Portion von Kräuter-Saft. Das war ein Fasten!

Die wunderbarliche Lidwina aus dem Marktsteck Schiddam in Holland, um das Jahr 1424 hat dergestalten ein strenges Fasten und Abbruch gehalten, daß sie inner acht und zwanzig Jahren nichts anders genossen, als allein das allerhöchste Sacrament des Altars. Das soll ein Fasten genennet werden! Die seelige Coletta durch vierzig Täg. Die seelige Elena Encelmina durch drei Monat. Der h. Abt Faustinus durch zwanzig Täg. Die seelige Clara de Agolantibus durch ein halbes Jahr, haben dergestalten gefastet, daß sie nit die geringste Speis zu sich genommen, soll das nit ein Fasten seyn? Alle diese und viel unzahlbare mehr haben durch ihr Fasten und Abbruch große Verdienste im Himmel gesammelt,[387] Gott dem Höchsten ein großes Wohlgefallen verursacht, und eine sondere Kron im Himmel geschmidt.

Entgegen die geldgierigen Geizhäls fasten ebenfalls, und dannoch samt ihrem strengen Abbruch, und harter Kasteiung fahren sie noch zum Teufel O Narren! Wohl recht Pazen und Pazo, gar gut Matto und Matthäus (dann dieser anfangs ein Geizhals war) nit übel Denari und Närrisch, stimmen Namen halber übereins, zumalen kein bessers Prädicat verdient der Geizige, als daß er einer mit dem Klafterlangen N. soll benamset werden. Der Geizige sieht so dürr und mager aus, als wäre er erst neulich von einem Nürnbergerischen Bein-Drechsler in einer Staffeta überschickt worden, seine Augen stecken im Kopf, wie zwei gläserne Knöpf in einem Flecksieder-Wammes, seine Stirn ist so glatt, wie ein alter Feuer-Kübel, den man in der Brunst zu Troja gebraucht hat. Die Wangen seynd dergestalten ausdorrt, daß sie tauglich, dafern sie an einem Stängel wären, zu einem Fliegen-Täschl, die Haar stehen so matt, wie das alte Gemieß auf einem Bauern-Dach, das Maul ist so kleinmüthig, daß es schier nit mag aufgehen, wie ein alter verroster Thür. Angel, die Stimm ist so schlecht, daß sie auch eine Glocke an dem Hals einer Schweizer-Kuh überschreit, der ganze Leib ist also dürr und ausgemerglet, daß der Bauch einer zusammen gefallenen Sackpfeife nit ungleich, mit dem Ellen-Bogen konnt er ohne sondere Mühe ein eichenes Bret durchbohren, der Narr ist dem König Pharao nicht viel ungleich, dann jener verharrt, dieser aber verbeint, und schaut ihm der Hunger bei den Augen aus, wie vor diesem in Symaria aus den[388] Fenstern, warum? etwann hat er keine Mittel? ja, ja, Mittel satt, der Sau-Narr hat bald mehr Schwein im Stall, als die Gerasener zu Christi Zeiten. Der Widerwärtige Narr hat bald mehr Schaaf auf der Weid, als der Laban. Der Ochsen-Kopf hat fast so viel Kühe, als Jacob seinem Bruder Esau geschenkt, und geschickt hat. Der Gimpel hat schier mehr Geflügelwerk, als der Hohepriester Caiphas, in dessen Behausung der Hahn dem Peter die Buß geprediget. Der Haber-Narr hat weit mehr Korn und Waizen, als Joseph seinen Brüdern in das Land Kanaan mitgeben, allein aus lauter Geiz frißt er nichts, aus lauter Geiz zehrt er nichts, aus lauter Geiz braucht er nichts. Bei Leib nit ein gebratnes kälbernes Schlegel, wie Abraham seine Fremden tractirt, sondern eine blinde Wasser-Schnallen für diesen Schlegel. Bei weitem nit ein guter Brat-Fisch, wie die Apostel unserm Herrn aufgesetzt, sondern ein Linsen-Koch für diesen Stockfisch. Nur gar nicht feiste Wachtlen, wie Gott den Israeliten geschickt, sondern ein Kraut diesem Narren, dann aus Geiz traut er ihm nichts anders zu essen.

Der wackere Hof-Prediger Daniel hat ihm kein Blättl fürs Maul genommen, sondern ganz keck und beherzt den babylonischen Monarchen Nabuchodonosor unter die Nasen gerieben seine große Vermessenheit, indem er sich für einen Gott hat aufgeworfen, und beinebens angekündt die große Straf, welche bald die göttliche Gerechtigkeit über ihn werde schicken, benanntlich werde er von Leuten verstoßen werden, seine Wohnung werde seyn unter den wilden und vernunftlosen Thieren, er werde das Gras wie die Ochsen fressen: Foenum,[389] ut bos comedes etc., jedoch, sagt Daniel, Ihre Majestät folgen meinem Rath, sie geben reichliches Allmosen den Armen, etwann wird ihnen Gott diese große Straf gütigst nachsehen etc. Haec omnia venerunt super Nabuchodonosor etc. Aber alles ist über Nabuchodonosor, diesen so großen König, kommen. Sieben ganze Jahr mußte er auf allen Vieren in der Wildniß gleich anderem Vieh kriechen, und Gras fressen, aus welchem sonnenklar erhellet, daß dieser geizige König, nach Einrathung des Daniels, nicht habe Allmosen geben, sondern lieber hab wollen wie ein Ochs Gras fressen, als das Geld ausgeben, oder das Seinige verlieren. O Narr!

Seines gleichen gibt es noch viel, welche aus purem Geiz lieber wollen, wie ein Vieh leben, Hunger leiden, wie ein Hund, Gras fressen, gleichsam wie ein Ochs, als ein Geld ausgeben. Ich habe selbst einen gekennt, welcher nach seinem Tod über die siebenzig tausend Gulden in lauter Baarschaft verlassen, der aus Geiz ihm nie getraut satt zu essen, das Brod hat er Stücklweis' von den armen Schülern, welche dergleichen Proviant von dem Kapuziner-Kloster daselbst getragen, um leichten Werth erhandlet, die Beiner auf der Straße (wer weiß, ob sie nit von des Schimmel guter Gedächtnuß gewesen) hat er gar begierig aufgehebt, und ihm hiervon, welches vielen als unglaublich gedünkt, eine Suppe gekocht. Nach seinem Tod hat man ein einiges paar Schuh gefunden, in welchem fünf und zwanzig eiserne Nägel gezählt worden, sonst sagt man, die Schuh ab, und der Höll zu! aber diese hätt der Phantast wohl können mit sich tragen.[390]

Ein anderer ist gewest, den man sonst Ihr Gnaden titulirte, der also vom Geiz eingenommen worden, daß er in der Woche nit einmal zu Haus gespeist, sondern da und dort einen unverschamten Schmarozer abgeben, seine Kleider und Schuh hat er allemal auf dem Täntlmarkt eingehandlet, und also in dreissig Jahren kein neues Kleid angelegt, sein Bett war so schlecht, daß, wann es jener beim Schwemmteich zu Jerusalem gehabt, ihm vermuthlich der Herr nit hätte befohlen, er soll es mit sich tragen, tolle grabatum etc. Sein Geld, welches in 50 tausend Gulden bestanden, hat er monatlich gewaschen, dazumal aber mußte den ganzen Tag die Haus-Thür gesperrt bleiben, auch der Diener und die Magd (dieß war das ganze Hausgesind, weil er nit verheirathet) zur selben Zeit sich anderwärts müssen aufhalten, seine besten Dukaten hengte er im ledernen Säckl in einen alten Rauchfang; sein gemeiner Spaziergang war auf der Gänsweid, woselbst er die von Gänsen ausgefallenen Federkiele fleißig aufgeklaubt, und nachmals den Schülern um etliche Pfenning verhandlet; die Holz-Birn, womit die muthigen Hirten-Buben scherzweis' einander geworfen, hat er gar einsig zusammen gesucht, und für ein sonders Schlecker-Bißl kochen lassen, viel andere Sachen und Thorheiten hat er begangen, welche, so sie sollten beschrieben werden, schier dem Leser einen Argwohn der Unwahrheit möchten verursachen: O Narr! Als dieser alberne Geizhals von einem gähen und tödtlichen Zustand überfallen worden, und der Medicus heilsame Arzneyen in der Apothecke vorgeschrieben, hat er dem Diener ernstlich verboten, solche abzuholen, um weil es zu[391] viel möchte kosten, sondern darfür begehrt ein halb verschimpeltes Medritat-Büchsel, so bereits in die 12 Jahr auf einem wurmsüchtigen Kasten gelegen, wovon er eine solche Kraft empfunden, daß er gleich darauf vom Schlag getroffen, ohne Buß gestorben, und allem Vermuthen und Urthl nach zum Teufel gefahren, nach seiner hat man über die 50 tausend Gulden allerlei schönster glanzender und wohlgewaschener Münz gefunden, so alles in fremde Händ und fremde Beutl, in fremde Gewalt kommen. O Narr!

Andere mit Fasten und Abbruch erlangen die Gnad Gottes, die Nachlaß der Straf, die ewige Belohnung, der Geizhals aber verdient durch sein Fasten die Höll, das höllische Feuer, des Feuers Ewigkeit. O Narr! Viele seynd bereits in dem obern Vaterland, in Gesellschaft der Engel, im himmlischen Paradeis, welche nit halbentheil sich also gekasteiet, wie du Geizhals, dahero bist du ein Martyrer des Teufels, dessen Mutter dir einen Schein auf den Kopf setzen wird. In dem Evangelio seynd jene Arbeiter um ihrer gehabten Mühewaltung willen nach Contento belohnt worden, aber der Geizige um seine ausgestandene Fasten und Arbeit hat er des Teufels Dank. O Narr! Andere mit guter Tafel und wohlgeschmackem Bißel erreichen noch das ewige Heil, aber der Geizige mit Fasten und Schnarrmaul, mit Abbruch und Leiden fahrt noch zum Teufel. O Narr!

Christus der Herr hat zu Cana Galiläa auf der Hochzeit den besten Wein lassen auftragen, der h. Vincentius Ferrerius hat in einem Wirthshaus zwei tausend Personen mit wenig Brod gespeist, und weil der[392] Wein so sauer, auch fast halb Essig, hat er denselben wunderbarlich in den edlesten Wein verkehrt. Siehe! unser liebe Herr, und seine Heilige setzen guten Wein auf, und da heißt gesegn Gott, du aber aus Geiz saufst einen sauern, der halb Wasser, du heißts, der Teufel gesegn dirs, o Narr! Der Heiland Jesus hat sich in der Wüste erbarmt über das Volk, daß selbiges schon drei Täg wegen seiner Hunger leidt, daß du aber aus Geiz und eingewurzleter Kargheit einen Hunger ausstehest, da kann sich der Teufel darüber erbarmen. O Narr! Auf solche Weis' ist die Höll viel theuerer, als der Himmel, die Gesatz des Satans viel schwerer, als die Gebot Gottes, das Leben des Sünders viel härter, als des Gerechten, der Weg zum Verderben viel knoperter und steiniger als zum Leben, die Laster viel bedränglicher, als die Tugenden, auf solche Weis' ist Essen und Trinken viel besser, als dein Fasten. O Narr!


Wie sparen, scharren und verwahren die Narren?


Wie? mit stetem Last und Unruhe, dann der Geizige thut bald schaffen, bald schiffen, bald danken, bald denken, bald schaben, bald scheiben, bald schwäzen, bald schwitzen, bald haben, bald heben, bald suchen, bald sochen, bald trauen, bald drohen, bald grapplen, bald gripplen, bald legen, bald liegen, bald tauschen, bald tuschen, bald holen, halbe hüllen, bald rechten, bald richten, bald zählen, bald zielen, bald spüren, bald sperren, bald bergen, bald borgen, voller Kummer und Sorgen. O Narr![393]

St. Gotthard, Bernhard, Gerhard, Medhard, Richard, Leonhard, Quinhard, Eberhart, Adelhart, seynd nit allein hart in dem Namen gewest, sondern forderist in dem Leben, indem sie ihrem Leib tractirt, wie der Baalam die Eslinn, mit ihrem Leib umgangen, wie der Gedeon mit dem Treid, ihren Leib carisirt, wie Christus die Verkäufer in dem Tempel, insonderheit haben sie ganze Nächt in dem eifrigen Gebet zugebracht, oft nit ihrem Leib eine Stund vergunnt zu schlafen, welches ihnen Gott höchst und ewig belohnt hat. Ein Geiziger vor lauter Sorgen, aus lauter Kummer, weil er stets nach mehrers wacht und tracht, schlaft oftmals nit eine Stund, schließt die ganze Nacht nit ein Aug zu, vergunnt dem Leib keine Ruh und dieß alles belohnt ihm noch der Teufel mit der Höll, o Narr!

Pharao, König in Egypten, wurde durch so vielerlei schwere Strafen von Gott gewarnet, gleichwohl nicht gebessert, sondern noch mehr erhart, deßwegen vonnöthen gewest, daß solcher haute Stockfisch nachmals im Meer eingewässert worden; unter anderen Plagen, wodurch ihn der Allmächtige begann, zu sich zu ziehen, war nit die mindeste die große und häufige Menge der Mucken durch das ganze Königreich, dieser war eine solche Anzahl und Ungestümm, daß kein einiger Mensch weder Schlaf noch Ruhe konnte haben; dann ob sie schon kleinwinzige, Thierl und kaum sichtbare Mucken waren, so plagten sie doch die Leut mit ihrem subtilen und scharfen Stahel, daß Niemand, wie er sich immer verhüllt oder eingesperrt, konnte den nothwendigen Schlaf nehmen. Das waren[394] schlimme und wohl verdrießliche Mucken, aber worvon seynd diese gewachsen? siehe, höre, liese, der Prophet Aaron hat aus Befehl Gottes mit seiner Wunder-Ruthe auf die Erde geschlagen in den Staub, percussitque pulverem terrae etc., und daraus seynd diese unruhigen Mucken augenblicklich kommen.

Was ist Gold und Silber anderst, als eine bleiche, weiße Erde? von welcher da die allerunruhigsten Mucken wachsen. Warum schlaft der Geizige mehrmal eine ganze Nacht nit? darum, er macht ihm allerlei seltsame Mucken durch das Geld, so er hat, so er haben will aus dieser Erd, kommen ihm so unterschiedliche Mucken, welche den süßen Schlaf verbieten.

Jener geizige Phantast in dem Evangelio hat die ganze Nacht hindurch nit ein Aug zugeschlossen, sondern stets Mucken gemacht, auf dero Flügel diese Wort gestanden: quid faciam? was muß ich thun? ich hab dieß Jahr des Treids so viel, daß ich es gar nit kann in die Scheuer bringen? quid faciam? was muß ich thun? dermal seynd die Erdfrüchte in geringem Werth, ist also gar nit rathsam, das schöne Treid so schlecht zu versilbern; quid faciam? was muß ich thun?. leihe ich es einem Müllner, Gott weiß, wie mich etwann der Gesell wird bezahlen, dann bei ihnen ohnedas weiße Kleider und schwarze Gewissen gefunden werden, und probier es einer, wann er hinter einem Müllner und Becker auf der Gasse geht, so sag nur: da geht ein Dieb, sodann wird gleich der Müllner umschauen; quid faciam? was muß ich thun? derweil einen fremden Stadel im Bestand[395] nehmen, will mir gar nit eingehen, dann fremd und entfremden seynd gar nah verwandt, und kann einer in sein eignes Haus kaum die Salve Quardi vor den Dieben erhalten; quid faciam? was muß ich thun? – vertausch ich das Treid um Wein, so verschwindt solcher nach und nach aus dem Keller, und wird mein Weib alle Tag einen wohl protokollirten Rausch haben, dann sie ohnedas nicht viel besser, als jene, die sogar die Woll aus ihrem Pelz geschnitten, und solche um einen nassen Brustfleck vergeben; quid faciam? was muß ich thun? laß ich es ausdreschen, und gibs in das kaiserliche Provianthaus, lieber Gott, was muß ich spendiren, bis ich wieder bezahlt werd, es seynd jetzt der Beamten so viel, und will ein jeder ein guter Christ seyn (Christus heißt so viel, als unctus oder gesalbt.) Quid faciam? was muß ich thun? schick ich es in ein anders Land, allwo es freilich um einen theueren Preis verhandlet wird, was kosten mich aber die Fuhrleut? welche ohnedas schlimme Vögel, der Henker rupf sie, was halt mit Wägen umgeht, ist gemeiniglich verwegen. Quid faciam? was muß ich thun? laß ich das Treid abschneiden, und raum's nit bald aus dem Weg, so kommen die Soldaten vom furbischen Regiment, und verfuttern mirs, dann sie sonst so vertraulich, daß sie öfters mit samt ihren Pferden zu unserm Tisch sitzen. Quid faciam? was muß ich thun? fallt ein schlimmes Wetter ein, und ist das Treid nit unterm Dach, so verdirbt es, und ein solcher Wassermann thät machen, daß ich mit der Zeit in das Zeichen des Krebs käm, und folgsam meine Wirthschaft und guter Gewinn[396] zuruck gienge. Quid faciam? was muß ich thun? ich bin mir selbst nit gescheid genug, ins Spital schicken, das mag ich nicht, wann mancher Bärnschneider hätt besser auf das Seinige geschaut, dürfte er auch nit in solchem alten Weiber-Convict seyn, allein bei solchen nassen Brüdern thut zuletzt gemeiniglich der Weinzeiger auf nichts zeigen. Quid faciam? was muß ich thun? laß sehen, das ging an, wann dieß und dieß nit wär, aber auf solche Weis' ließ es sich schier praktiziren, doch ist nicht allzuviel zu trauen, ich mag meine Sach nit an Spitz setzen, wie der David den Uriam. Mit dergleichen Mucken hat er die ganze Nacht zugebracht, nit eine viertel Stund geschlafen, und als er endlich bei sich entschlossen, die Sach zum besten einzurichten, da fallt ihn unverhofft ein Steckkathar, an welchem er elend erstickt. Stulte hoc nocte repetent animam tuam. O Narr!

Die lieben und frommen Hirten seynd wohl trefflich belohnt worden auf den bethlehemitischen Feldern, weil sie daselbst gewacht haben, dann sie derentwegen die allerersten gewest, welche durch den himmlischen Kurier die neue Zeitung erhalten, daß Gottes Sohn in dem Stall geboren; aber ein solcher Geizhals durch sein Wachen und Schlafbrechen verdient noch die Höll, o Narr! Auf Wälsch heißt Ricco ein Reicher, und Riccio ein Igl, die Namen kommen mit der That übereins, dann ein Reicher voller Stahel, wie ein Igl, von dem er selbst geplagt wird. Wie unser gebenedeiter Heiland die hebräischen Geizhäls und Wucherer aus dem Tempel hinaus gepeitscht, hat er die kleinen Strickl, womit sie ihre Maaren gebunden, anstatt[397] der Geißel gebraucht. Warum daß unser Herr, der dazumal einen gerechten Zorn gefaßt, nit ein gutes Lattentrum, oder einen starken Stuhlfuß genommen, und diese schlimmen Gesellen über die Köpf damit geschlagen, es hätt besser ausgeben, als die kleinen Strick? Meiner einfältigen Meinung nach hat ihm etwann der liebe Herr gedenkt, was er sie lang wolle stark schlagen, indem sie ohnedas geschlagen genug seyn, dann in aller Wahrheit die Geizigen mehr leiden und ausstehen, als die Geistlichen in dem Kloster, die Einsiedler in der Wüste, und wird am jüngsten Tag offenbar werden, daß mancher Geizhals mehr gefast, mehr gewacht, mehr gelitten wegen des Golds, als mancher Karthäuser wegen Gott, o Narr! Siehest du diesen Bettler, welcher dort auf dem grünen Wasen mit dem Kopf auf einem Scheerhaufen liegt, und so sanft schlaft? ihn hindert keine Fliege, wer weiß, ob ihm nicht Gott im Traum eben die Leiter zeigt, wie dem Jakob, und du bethörter Tropf thust so manche Nacht wegen deiner Mucken, welche der Geiz macht, ohne Schlaf zubringen, und in steter Unruhe dein Leben führen. Die Soldaten, so bei dem Grab des gekreuzigten Herrn und Heilands haben gewacht, seynd mit Geld derenthalben bezahlt worden, dich aber wegen deines steten Wachen und Sorgen bezahlt der Teufel. O Narr!

Der gelehrte Jesuit Stengelius erzählt eine wunderliche und beinebens lächerliche Geschichte von einem solchen Geld Narrn, welche vom Geiz mehr, als Tobias vom Schwalben-Koth verblendt worden. Dieser stund in immerwährender Furcht, daß ihm ein[398] Dieb möcht über das Geld kommen, dahero er denselben guldenen Schatz bald da und dort verborgen, wie ein Hund ein Bein, war dannoch seines Sinns nie recht versichert vor dergleichen Raubvögel; einsmals fallt ihm ein, es wäre kein besserer und hierzu bequemerer Ort, solches Geld zu verbergen, als ein Baum im Garten, zumalen die Dieb ihren Raub und Beut nur in Häusern, Kästen und Küsten zu fischen pflegen, zu diesem End besiehet er ganz genau, sowohl die in seinem als auch in dem benachbarten Garten großen Bäume, worunter er einen, seines Gedunken nach, sehr tauglichen auserkiesen, welchen er nachmals in aller Geheim bestiegen, und ganz daroben, unweit vom Gipfel, wahrgenommen, daß der Baum etwas hohl sey, so da war nach seinem Wunsch; nachdem er sehr behutsam vorhero umgeschaut, ob er von jemand nit vermerkt werde, hat er geschwind den ledernen Sack voll Dukaten in besagten hohlen Baum hinein gesteckt, und mit der alten Rinde gar sauber zugedeckt, und verhüllt, darauf ganz trostvoll herab gestiegen, als sey sein Schatz bester massen verwahrt. Eben zur selben Zeit befand sich dieses Geizhals rächster Nachbar in sehr großer Drangsal und Betrübnuß, um weil er ein Haus voll Kinder, die immerzu eine Stadt in Ungarn belagern, die heißt Brod, und noch darzu die Kreditores und Schuldenforderer stets um das Haus prozessionweis gehen, das Kreuztragen aber allzeit auf ihn komme, welches alles den armen Tropfen in solche Kleinmüthigkeit gestürzt, daß er endlich beschlossen, ihm selbst lieber das Leben zu nehmen und abzukürzen, als ferners in solchem Elend verharren, wie er dann unsaumlich[399] um einen guten Strick umgesehen, womit er sich selbst möcht erdroßlen; mit solchem harten Flor vom Sailer begibt er sich eilfertig, jedoch in der Stille, in seinen Garten, willens, daselbst dieß verzweifelte Werk zu vollziehen, und siehe, wie Gottes Vorsichtigkeit so wunderlich auf Erden spielet, er steigt eben denselben Baum, worin kurz vorhero der Geiz-Narr sein Geld verborgen, nachdem er bereits den Strick um den starken Ast geflochten, wollt er vorhero umsehen, ob nit einige Leut ihn wahrnehmen, im währenden Umschauen vermerkt er was in dem hohlen Baum, schaut, greift, findt, hebt den Sack voll Dukaten heraus, was für Freuden in seinem Herzen entstanden, ist leicht zu erachten; er gedacht nicht anderst, als habe ihm die göttliche Vorsichtigkeit zu Unterhaltung seiner armen Kinder dieses so stattliche Vogelnest zugeschickt; dahero ohne weiters Nachsinnen mit dieser so unverhofften Beut den Baum verlassen, den Strick aber hangen lassen, laß Strick Strick seyn, gedacht er, mir ist lieber dieß Glück als der Strick, mir ist weit angenehmer dieß Heil als das Sail, es mag sich ein anderer daran hängen, mich lust heut nit nach dergleichen Spagat-Salat etc. Unter solcher Zeit machte ihm der obbenannte Geizhals tausend Mucken und Sorgen, also daß er manche Nacht nit eine halbe Stund konnte schlafen, war immerzu in Angst und Furcht, es möcht ihm eine Maus übern Käs, oder ein Mauskopf über die Kassa kommen. O Narr! So du nur halbentheil wegen Gott so viel thätest wachen, ich glaub, du kämst auf die Eremiten-Bank im Himmel. Die Furcht hat ihn[400] endlich so stark getrieben, daß er frühe Morgens, so bald der Tag anbrach, beschlossen, seinem liebsten Schatz eine Visita zu geben, so auch geschehen; wie nun dieser geizige Baumhäckl hinauf geklept, und leider! gefunden, daß seine Dukaten Federn bekommen, auweh! ach! das Gesicht erbleicht, das Herz fallt in die Strümpf, die Seufzer brechen, die Augen schwimmen; nun ist es aus, sagte er, trösten kann mich niemand, ist mein Geld hin, soll das Leben auch hin seyn, ist mir nur leid, daß ich nicht gleich einen Strick bei Handen hab, die Verzweiflung wollt ich mit einem Knopf auflösen; wie er also ganz entrüstet umgeschaut, da nimmt er wahr, daß gleich neben seiner ein Strick hange, den unlängst zuvor der glückselige Schatzfinder hinterlassen, diesen erwischt ganz gierig der verzweifelte Geld-Narr, und bindt also den Hals zu, der als ein Geizhals lebte. O Narr!

Unser lieber Herr war so gütig gegen seine Aposteln und Jünger, daß er ihnen selbst befohlen, sie sollen ein wenig ruhen: Quiescite pusillum. Aber der Geiz-Teufel plagt die Seinigen dergestalten, daß er ihnen weder Schlaf noch Ruhe vergunnt; der Herr hat von dem Peter und zweien Kameraden auf dem Oelberg nur eine Stund begehrt zu wachen: Non potuistis una hora vigilare mecum? aber der Geiz-Teufel will von den Seinigen, daß sie eine ganze Nacht nicht schlafen. Auf solche Weis' ist weit leichter in Himmel zu kommen, als in die Höll, auf solche Weis' darf niemand nit so viel leiden um die Seeligkeit, als um die Verdammnuß, auf solche Weis' setzt Gott den Seinigen auch in der Welt süssere Bißl auf, als der[401] Satan. Es hat zwar der h. Paulus in der achten Epistel zu den Römern ausgesprochen, daß er und die Seinigen den ganzen Tag wegen Gott leiden: Propter te mortificamur tota die, aber die Geizigen müssen über Willen bekennen, daß sie nit allein den ganzen Tag, sondern mehrmalen auch die ganze Nacht leiden wegen des Gelds. O Narrn!

Der König in dem Evangelio, wie er wahrgenommen, daß ein Limmel und grober Gesell ohne hochzeitliches Kleid unter den Gästen sich eingefunden, hat sich dergestalten darüber erzürnt, daß er alsobald befohlen, dem frechen Kerl die Händ und Füß zu binden, und in die äußerste Finsternuß zu werfen. Ein anderer Bedienter und gemeiner Haus-Knecht im Evangelio untersteht sich, dem König spöttliche Wort unter das Gesicht zu sagen, man kenne ihn wohl, was er für ein König sey, er bereich sich mit fremden Gütern, er schneidt ein, wo er nit gesäet hat, und bring den Nächsten um das Seinige etc., ei du unverschamter Gast, du wärst werth, daß dich alle Schörgen zum Galgen hinaus begleiten sollen, diesem Lottersknecht ist gleichwol keine andere Straf angethan worden, als daß man aus königlichem Befehl ihm das gegebene Geld, benanntlich ein Pfund, aufert ab illo Mnam etc., soll wegnehmen. Warum daß der erste so hart gezüchtiget worden, der weniger Uebels gestift? mit dem andern aber ist man so glimpflich verfahren, der ein größerer Schelm war? ich antwort, wie daß der Letztere eine schärfere Straf ausgestanden, als der erste, dann dem Letztern hat man das Geld genommen, der gar ein karger Vogel war, einem Geizigen aber kann[402] nichts ärgers widerfahren, als wann er das Geld verliert, Tag und Nacht, fruh und spat, Sommer und Winter, Herbst und Frühling, Werktag und Feiertag, zu allen Zeiten fürcht er, wie ein Haas, zittert wie ein Bachsteltzen-Schweif, seufzet wie ein ungeschmierter Garn-Haspel, grimmt sich wie ein Dax, schnauft wie ein Post-Klepper, und sorgt immerzu, es komm ihm einer über das Geld, wie die Rachel über die Götzenbilder des Labans, es stutz ihm einer den Beutel, wie der Hanon die Kleider den davidischen Gesandten, es zwack ihm einer vom Schatz, wie der David dem Saul vom Mantel, und so er etwas verliert, das dringt ihm durch das Herz besser, als der Nagel der Jachel dem Sisara durch den Schlaf. O Narr! was leidest du nit um die Höll!


Wem sparen, scharren und verwahren die Narren?


Wem? quae congregasti cujus erunt? wem hast gespart so viel Kühe mit so viel Mühe? wem hast gesammelt so viel Batzen mit so viel Kratzen? wem hast gesucht so viel Treid mit so viel Leid? wem hast aufgehebt so viel Wein mit so viel Pein? wem hast geschächert so viel Metallien mit so viel Travalien? wem hast gelassen so viel Häuser du Kahlmäuser?

Ich, also laut dein Testament, ich Johannes Zacharias Batzenecker, verlasse hiemit sowohl meine wenige Baarschaft, als Aecker, Gründ, samt allen Mobilien meinem Sohn, als einigem Erben Franz Jucundo etc., (das ist eine s.v. große, bloße Lug) ich verlaß, das ist nit wahr, du verlaßt nit deine durch Geiz und Kargheit zusammen geschabene Güter,[403] sondern du wirst von ihnen verlassen, das Geld, o Phantast! verlaßt dich etc., setz also deinen letzten Unwillen (dann dein Wille ist nit das Geld zu verlassen) stell dein Testament also: Ich Narr aller Narren, habe bishero mit so viel Sorgen, Mühe, Arbeit, Kummernuß, Drangsal, Wachsamkeit, Fasten, Abbruch, Leiden, so und so viel zusammen gespart, wem? meinem Sohn ohne Zweifel, und jetzt fahr ich wegen seiner zum Teufel. Bon viaggio. Wie thut der Sohn das geerbte Gut nachmals anwenden? wie? Achan unter der Armee des großen Kriegsfürsten Josue, aus angebornem Geiz konnte sich nit enthalten von der verbotenen Beut zu Jericho, sondern das Silber und Gold hat dem Gesellen also in die Augen gestochen, daß endlich die Händ darüber kommen, welches dem allmächtigen Gott dergestalten mißfallen, daß er ohne Barmherzigkeit mußte versteiniget werden. Wann man bei unseren Zeiten alle Dieb müßte steinigen, so wär vonnöthen, daß man alle Pflaster aufhebet; so bald der Achan, wohl voller Ach, unter den Steinen gelegen, hat man all das Seinige zusammen geraspelte Gut verbrennt: Cuncta, quae illius erant, igne consumpta sunt: Alles Geld ist durch das Feuer verzehrt worden. Also geschieht wohl mehrern Geiz-Narren.

Ein mancher Gispel ist wie ein Espel, diese Frucht, so lang sie frisch ist, thut keinem Menschen nutzen, wohl aber, wann sie faul, also der Geld-Narr, so lang er frisch und gesund ist, so lang bringt er dem Nächsten keinen Nutzen, wohl aber wann er faul und im Grab liegt, da freut sich und frohlocket nit wenig der hinterlassene Sohn, daß er eine so schöne Erbschaft[404] antritt, aber wie? als Achan unter Steinen gelegen, ist sein Geld durch das Feuer verzehrt worden, wann der Vater unter dem Grabstein liegt, sodann verzehrt der Sohn Franz Jucundus das verschaffte Geld durch das Feuer gar oft, vivendo luxuriose, verjagt viel durch die Venus-Brunst, verschwendt die Baarschaft auf die Buhlschaften, was der Fraus des Vaters gewunnen, das thut der Sohn mit den Frauen widerum anbringen, was der alte Narr mit und durch Wachen erworben, das thut das junge Bürschl mit und durch ungiltigen Beischlaf wieder anwerden; des alten Gecken seine Mittel, fressen anjetzo die Weiber-Küttel, o Narr! was sagst du zu diesem in der Höll?

Der tapfere Kriegsfürst Gedeon mußte aus Befehl Gottes sein Volk, welches er wider die Madianiter ausgeführt, vorhero mustern, aber wo? beim Wasser zu Harad. Der alte Zacharias Batzenecker hat viel tausend Dukaten in baarem Geld hinterlassen, worauf lauter gewaffnete Männer, gelt der Junge kann sie jetzo mustern, wo? beim Wasser auch? ja wohl nit, sondern beim Wein. Der Alle hat ihm eine ganze Woche nit getraut ein Mässel Wein zu trinken, der Sohn panquetiret jetzo die ganze Wochen; des Alten sein Wirthshaus war nur beim gulden Greif, aber der Sohn jagt jetzt den schwarzen Bären; was eine Spinnerinn viel Zeit in einem Winkel ausgemerglet, ausgearbeitet und ausgespunnen, das thut oft auf einmal der Besen einer Magd zu nicht machen; was der Vater viel Jahr mit Mühe und Arbeit erhaust, das pflegt gar oft nit ein Besen, sondern ein böser und ungerathener Sohn auf eine Mahlzeit zu verschwenden.[405] Jener Vater hat seinen Sohn, der anderwärts im Studiren war, gar ernstlich ermahnet, er soll doch gesparsamer seyn, und fein mit Speisen sich vertragen, die nit gar theuer seyn, ja antwortet hierüber der saubere Sohn, das hab ich bishero immerzu beobacht, und fleissig gehalten, mich meistens mit Rebhünnl und Fasanen contentiret, weilen solche nit so theuer, als ein Ochs oder eine Kuh. Dieß geschieht gar oft und vielmal, daß die Eltern aus Geiz ihnen nit getraut haben bei Lebs-Zeiten einen ungeschmalzenen Haber-Brei satt zu essen, anjetzo aber der Sohn wagt fünfzig Thaler auf eine Mahlzeit, was hilft nun euer sparen ihr Narren in der Höll?

Daß ein Stein Wasser gibt, ist ein Wunder, und dieß ist geschehen zu Zeiten Mosis, daß ein altes Weib mit achtzig Jahren Milch gibt, und die Stell einer Amme versieht, ist ein Wunder, und dieß ist geschehen Anno 1228 in der Sabinensischen Diöces, durch Vorbitt des h. Seraphischen Francisci. Daß es ein Eis-Feuer gibt, ist ein Wunder, und dieß ist geschehen durch die Vorbitt des h. Sebaldi. Daß ein verstohlner Raab Brod gibt, ist ein Wunder, und dieß ist geschehen dem großen Eliä. Daß aber ein Geiziger von seinem Geld und Gut etwas gibt, das ist noch ein größers Wunder, und dieß geschieht gar selten. Dahero der Geizige einer Sau, einer Viper, und einem Baum nit ungleich, dieser tragt vor andere die Früchte, also sammelt der Geizhals nur andern die Reichthümer. Eine Viper ist bei Lebs-Zeiten schädlich, aber nach dem Tod ist sie sehr nützlich, forderist in dem Medritat; ein Geizhals die Zeit seines Lebens ist[406] sei nem Nächsten mehr schädlich, als nützlich, weil er mit Betrug und Unfug viel Geld zusammen scharrt, aber nach dem Tod ist er sehr nützlich, absonderlich den Erben. Eine Sau, so lang sie lebt, ist zu keiner Sach zu brauchen, dann man kanns nit melken, wie eine Kuh, sie tragt nit Woll, wie ein Schaaf, sie zieht nit wie ein Pferd, sie tragt nit wie ein Esel, sie wacht nit wie ein Hund, sie fangt nit Mäus', wie eine Katz, zu nichts taugt sie, so bald sie aber todt ist, so ist sie in Allem zu brauchen, desgleichen ist ein Geizhals, so lang er lebt, dient er keinem, kein Mensch tragt einen Nutzen von ihm, so bald er aber hinab ins Grab, schabab kommt, da nutzt er über alle massen, absonderlich selbigem, dem sein Erbschaft zu Theil wird. Was hilft dann euer Sparen, ihr Narren?

Hugo, Cardinal, schreibt eine wunderliche Geschichte. In der Stadt Remis, sagt er, befand sich ein großer Wucherer, welcher bei nächtlicher Weil fast nichts anders gethan, als Geld gezählt; wie er einmal beim hellen Tag eine Truhe eröffnet, zu sehen, ob noch alle Dukaten darin seyn, so hört er diese klaren Wort aus den Geld-Säcken: »Wir seynd alle hier, aber gehören dem Gualtero Budello zu.« Der Geizhals ist hierüber fast in Ohnmacht gefallen, theils aus Schrecken, weil sein Geld ist redend worden, theils aus Kummer, daß dieser guldene Schatz ihn für seinen Herrn nit mehr er kennen will. Was geschieht, nach etlichen Tagen stirbt dieser Wucherer, ein gewisser Kerl aber, mit Namen Gualterus Budellus, heirath die hinterlassene Wittib, und erhalt zugleich mit ihr eine große Summa Geld, worbei er stattlich Allegro, und[407] guter Ding war, herrlich lassen aufgehen, und das so lang vom Geizhals arrestirte Geld wieder unter die Leut gebracht.

Ein anderer Geld-Narr hatte in dem Eingang seiner Haus-Kapelle unter dem Fußschamel verborgen einen großen Hafen aus Kupfer, welcher bereits schon halb voll mit den auserlesensten Dukaten; so oft nun besagter Wucherer die h. Meß daselbst gehört, hat er allemal den allmächtigen Gott inständig gebeten, er woll ihm doch so lang das Leben vergunnen, bis der Topf oder Hafen voll ist, nachdem solches Geschirr endlich durch so viel Fleiß und Gesparsamkeit angefüllt worden, hat der geizige Narr auch sein Leben geendt, nach dessen Tod die Wittib bald zu einer frischen Heirath geschritten, auch ihrem neuen Mann obbemelten Schatz angedeut, welcher sich dessen höchstens erfreut, und Gott den Herrn inbrünstig gebeten, er woll ihn doch so lang leben lassen, bis der mit Dukaten angeschopte Topf möcht leer werden.

Wem thut ihr dann sparen, ihr Narren? wem? mehrmalen einem unbekannten Menschen, einem undankbaren Gesellen, einem leichtsinnigen Verschwender, welcher so liederlich das Gut durchjagt, was ihr mit euerem Schweiß und Fleiß habt zusammen gejagt; einem manchen Geld Limmel begegnet, was da geschieht einem Obstbaum, welcher auf einem hohen Felsen stehet, wozu kein Mensch kommen kann, dessen Frucht nur die Raben genießen, es ihren Jungen zutragen, also mancher Geiz-Narr sammelt das Seinige nur dem Raben, dann sein Weib ein lustiges Raben-Vieh, die gute Verlassenschaft, das zusammen gescharrte Geld,[408] nach des alten Narren Tod einem jungen Mann anhängt, der es weiß gar gut zu reuttern.

In Aethiopia oder Mohrenland werden Ameisen gefunden, welche so groß, wie die Wölf, auch beinebens einer so ungeheuern Stärke, daß sie einen Menschen können niederreissen; diese sammlen in den hohen Gebürgen eine große Menge Gold zusammen, welches sie dermassen emsig hüten, daß kein Mensch sich getraut, um selbige Gegend zu erscheinen, bei hoher Sommers-Zeit aber, wann die Hitz zu übermässig groß ist, und sie solche nit können übertragen; pflegen sie in die tiefen, hohlen Löcher und Erd-Kluften zu schliefen, sich allda eine Zeitlang zu erfrischen, unterdessen kommen die Leut dahin, und tragen das gesammlete Gold hinweg. Ein Geizhals ist nit viel anderst beschaffen, zumalen man aus ihm hart kann etwas erpressen, wie jener gewest, der in eine tödtliche Krankheit gefallen, wessenthalben er mit den h. Sacramenten, nach katholischer Gewohnyeit, versehen worden, da man ihm aber die h. letzte Oelung geben, wollt er nur eine Hand aus dem Bett hervor bieten, und auf keine Weis' konnte überredt werden, daß er auch die andere hervor streckte, nach dem Tod endlich hat man gefunden und wahrgenommen, daß der Geiz-Narr den Schlüssel zum Geld in der andern Hand behalten; so lang ein geldgieriger Limmel bei Leben ist, kann man schwerlich etwas von ihm erhalten, so bald er aber, wie besagte äthiopische Ameisen, in die Erd schlieft, und in das tiefe Grab gelegt wird, alsdann finden sich unterschiedliche Erben, welche so arg und karg das zusammen gescharrte Gold mit vollen Freuden hinweg[409] tragen, und den Geld-Narren gleichwohl in der Höll lassen trauern, o Narren! wem thut ihr sparen? gedenkt noch anbei, daß solches durch Wucher und Unrecht erworbene Geld fast allemal bei dem Erben verschwinde.

Die Weiber seynd gemeiniglich dem Geiz mehr ergeben, als die Männer, zumalen das Evangelium sagt von einem Weib, die mit so großer Emsigkeit den verlornen Groschen gesucht, daß sie auch derenthalben das ganze Haus auskehrt; ein Mann hätt es wohl unterlassen, daß er eine so große Mühe dessenthalben auf sich genommen. Ueberdas weiß man wohl, daß Martha gar nit gern gesehen, daß ihr Bruder soll wieder zum Leben erweckt werden, in Erwägung, daß sie die von ihm erhaltene Erbs-Portion müsse zurück geben. Von einem dergleichen kargen Weib schreibt Joannes Bromiardus, daß solche auf alle Weis' gesehen, wie sie doch möge Geld zusammen rasplen, zu solchem End muß gemeiniglich der Betrug anstatt des Vortheils dienen, wie dann diese in Verkaufung der Milch allzeit das Drittel Wasser darein gossen, wodurch sie nit einen geringen Gewinn davon getragen; mit solchem ersparten Geld ist ihr Mann über das Meer gefahren, in Willens, eine andere Handelschaft zu treiben; als er nun in dem Schiff einmal sanft eingeschlafen, hat ein Aff ihm gar manierlich den Beutel Geld unvermerkt aus dem Sack gezogen, und damit ganz schleunig auf den hohen Segelbaum gestiegen, daselbst den Beutel eröffnet, und durch Anstalt der göttlichen Weisheit, um weilen das Weib jemalen das Drittel Wasser in die Milch geschütt, der[410] Aff das ganze Geld heraus gezählt, und allezeit zwei Groschen lassen in das Schiff fallen, den dritten aber ins Meer geworfen, daß also der Pfenning, so unrecht gewunnen, wieder also zerrunnen.

Wie mancher karger Phantastikus frißt auf Spatzen-Art, grabt auf Ratzen-Art, schaut auf Luren-Art, betrügt auf Fuchsen-Art, durchsucht auf Schaben-Art, stiehlt auf Raben-Art, und sammlet also eine Summa Geld zusammen, damit er einen reichen Sohn nach sich lasse; es verfließen wenig Jahr nach dem Tod des Herrn Vaters, da ist der Sohn schon verdorben, wie die Kürbes-Blätter Jonä, da ist der Beutel eingefallen, wie das Gesicht des Ammon, da seynd die Mittel verschwunden, wie Moses und Elias auf dem Berg Thabor, da hinkt die ganze Wirthschaft, wie der Jakob, nachdem er mit dem Engel gerungen, da seynd Küsten und Kästen leer, wie die Amplen der thorrechten Jungfrauen, und kommt der reiche Mopsus von Federn aufs Stroh, wie die Rachel mit ihren Götzen, Ge! Ge! Ge! wo ist der große Verlaß hinkommen? verschwunden, was zusammen geschunden, wo ist das schöne Geld hinkommen? zerrunnen, weil es also gewunnen; wo ist der große Schatz hinkommen? weil er war durch ungerechten Gewinn, also ist er hin. O Narren! wem thuts dann sparen? das hat vor meiner schon längst gesagt und klagt der Ecclesiastikus: Divitiae conservatae in malum Domini sui, pereunt enim in afflictione pessima, generavit filium, qui in summa egestate erit.

Als auf eine Zeit Christus der Herr an einem[411] Sabbath nach gehaltener Predigt aus dem Tempel gangen, hat man ihm ein Weib zugeführt, welche einen sehr schweren und elenden Zustand hatte, dann sie vom bösen Feind also zusammen gedruckt worden, daß sie 18 ganze Jahr bucklet daher gangen, und nit hat können übersich sehen, sondern immerzu mit dem Angesicht gegen die Erde; achtzehen Jahr ist viel, aber ich hab eine alte Frau von Schimmelhofen kennt, welche 80 Jahr nit gen Himmel geschaut, sondern der Geiz-Teufel hatte sie dergestalten eingenommen, daß sie alleweil nur die Erd und das Irdische betracht, von Kindheit an all ihr Gehen, Sehen, Stehen war aufs Geld. Von dem Heiland liest man, daß er nur einmal bei dem Gazophilazio gestanden, diese aber war allzeit bei dem Gazophilazio zu finden, ihre Kleidung bestund in einem Rock, der von 29 Fleck, fast wie ein eiserner Panzer, gestrickt war, ihre alte Feghaube hatte weniger Haar, als eine alte Bruthenn, wann sie mausen thut, sie brauchte einen Löffel vom schlechten Holz bei Tisch, dessen abgebrochener Stiel mit einem eisernen Draht zusammen gebunden, das Brod hat sie ihrem Menschen und Dienstmagd so dünn vorgeschnitten, daß schier eine Gefahr gewest, es möchtens einmal die Fliegen wegtragen; diese alte Trutt ist durch einen gähen Zustand in eine tödtliche Krankheit gerathen, daran sie auch gestorben; nach dero Tod seynd zwei von dem Magistrat ausgeordnet worden, welche den Verlaß sollen inventiren, die aber nach aller angewendter Mühewaltung und Fleiß nichts anders gefunden, als einen geringen hölzernen Hausrath, weil sie aber im billigen Argwohn gestanden, die alte[412] Lutzel müsse doch Geld verlassen haben, also haben sie alles und jedes durchsucht, und endlich in einem großen Schmalz-Kübel, nachdem sie das obere Schmalz hinweg geschöpft, gefunden in baarem Geld, meistens lauter Dukaten und Silber-Kronen, über die 30 tausend Gulden; weil kein Testament vorhanden, und sich kein Anverwandter eingefunden, außer ein weitschichtiger Vetter, der mit einem ziemlichen Theil sich lassen contentiren, das Uebrige aber alles in fremde Händ und Handschuh geschloffen. Et quae congregasti, cujus erunt?


Was sparen, scharren und verwahren die Narren?


Was? eine gelbe Erde, ein bleiches Metall, eine Geburt des allerniedersten Elements, ein glanzendes Koth, einen ausgekochten Dalken, eine zergängliche Sach, ein eitles Wesen, einen zusammen gestockten Faim, eine schimmernde Narrheit, etc.

Esau befand sich in einem glückseligen Stand, ein Erbprinz des großen und berühmten Patriarchen Isaaks, die väterliche Wohlgewogenheit und guten Affekt hatte er auf seiner Seite, Fug und Recht zum hohen Priesterthum konnt ihm Niemand absprechen, das Dominium über die Güter und Herrschaften gebührte ihm. Es stund mit einem Wort der Esau in Mitte des Glücks und alles gewünschten Wohlstands; endlich weil das Glück aus Flandern, und von einem geht zum andern, ist besagter Herr Esau um sein Fide Commiß kommen, alle Ehr und Hohheit und Güter verloren, ein Diener seines Bruders Jakob[413] worden. Aber was hat ihn um all sein Glück gebracht? ein schlechtes Linsen-Koch, ist ungewiß, ob es geschmalzen oder gesalzen gewest, um einen so liederlichen Bissen hat er alles das Seinige verschwendt, wie er solches nachgehends reifer erwägt, und besser zu Herzen genommen, hat er angefangen zu weinen, die Händ ober dem Kopf zusammen geschlagen, unbeschreiblich geheult und lamentiret: Ejulatu magno flevit, mehr beweint und betrauert seine begangene Thorheit, als den verlornen Glückstand, was bin ich nit für ein unsinniger Narr gewest, daß ich so eine herrliche Sach um ein spöttliches Linsen-Gefräß vertändlet.

Ich höre viel tausend Geizhäls und Wucherer in dem tiefen Abgrund der Höll, in Mitte der aufsteigenden Schwefel-Flammen, in diesem feurigen Kerker, auch wie den Esau, ejulatu magno, erbärmlich aufschreien und lamentiren. Zu Konstantinopel ist dergleichen Geld-Egel des gähen Tods gestorben, und von den hinterlassenen Erben in ein sehr prächtiges von Marmor verfertigtes Grab in der Kirche gelegt worden, des andern Tags aber ist er samt dem steinernen Gebäu weit von der Kirche gefunden worden, ejulatu magno, dieser schreit und heult in der Höll, und wird ewig nicht aufhören. Jakob de Victriac. Als einst ein öffentlicher Wucherer und Geiz-Narr mit Tod ab gangen, und vorhero das ungerechte Gut auf keine Weis', auch bei vieler Ermahnung, wollte zuruck geben und erstatten, derenthalben der Pfarrherr daselbst den Leichnam dieses Bösewichts in keine geweihte Erde legen wollen, indem aber die Befreundten[414] und Anverwandten des Verstorbenen um eine ehrliche Begräbnuß so inständig angehalten, auch durch harte Bedrohung solche erzwingen wollten, hat der Geistliche so weit eingewilliget, daß man solle den todten Körper auf ein Pferd laden, und wo selbiges werde hingehen und stehen bleiben, auch auf einem Freithof oder Gottesacker, dort soll man ihn zur Erd bestatten, womit die gesamte Freundschaft auch zufrieden, aus dero etliche mit aller Gewalt sich bemühet, das Pferd auf den Freithof zu bringen, aber dieses ist den geraden Weg mit schnellem Lauf dem Galgen zugeloffen, und daselbst stehen blieben. Dieser, dieser, ejulatu magno, weint und heult auch in der Höll, und wird dessen auf ewig kein End seyn.

Ein anderer, so Tag und Nacht durch Geiz und Wucher nach Geld getracht, ist unverhofft mit Tod abgangen, als man aber dessen Leichnam zum Grab wollte tragen, war es nicht möglich, auch nach aller angewendter Gewalt und Mühe die Todtenbahr von der Erd zu erheben, bis endlich der Pfarrer allda für rathsam gehalten, daß solchen verstorbenen Geizhals andere seines Gleichen sollen zum Grab tragen, welches sie dann ohne merkliche Beschwernuß vollzogen, hat also ein Schelm den andern müssen begraben. Dieser, dieser sitzt, schwitzt, brennt, schreit, weint, heult, ejulatu magno, daß er, wie der Esau, die ewige Kron um einen so schlechten Brocken Metall, um einen so geringen Erdschrollen, um eine so liederliche Sach auf ewig verschwendt hat.

Er hat gefischt, wer? der Petrus, wo? im Meer, wann? bei nächtlicher Weil, mit wem? mit[415] seinen Kameraden, warum? damit er möchte die Fisch verkaufen, oder selbige verzehren, wie lang? die ganze Nacht hindurch, was gestalten? mit großem Fleiß und Arbeit, aber was hat er gefangen? nihil, mein Michl, nichts; sie zogen das Netz bald hinauf, bald herab, bald hinum, bald herum, bald tief, bald seicht, bald link, bald recht, aber schlecht, was ist im Netz? nihil. Sie fischten 1 Stund, 2 Stund, 3 Stund, 4 Stund, 5 Stund, 6 Stund, 7 Stund, 8 Stund, 9 Stund, 10 Stund etc., wie viel Zentner? wie viel Pfund? wie viel Fisch haben sie gefangen? etwann 10, oder 9, oder 8, oder 7, oder 6, oder 5, oder 4, oder 3, oder 2, oder 1, nihil, gar nichts. Dem h. Abt Hermelando in Frankreich, dem h. Francisco in Italia, dem h. Bischof Ludgero in Friesland, dem h. Bischof Malachiä in Hibernia, dem seligen Joanni Lohelio in Böhmen, seynd die Fisch gar zum Gestad geschwummen, gar in das Schiff gesprungen, und sich freiwillig fangen lassen. Aber die ganze Nacht hat Petrus gefischt, und nit eines Nagel groß gefangen, gratis hat er gearbeit, nit ein Gratten hat er gefangen, nihil, nichts.

Ein Geizhals sorgt, sucht und bemühet sich nit allein eine ganze Nacht, sondern viel Jahr aneinander, schnappt nach dem Geld, wie der Wallfisch nach dem Jonas, sucht das Geld, wie die salomonische Braut ihren Liebsten, schleckt nach dem Geld, wie der Saul nach dem Honig, greift nach dem Geld, wie die Rachel nach den Götzen ihres Vaters, sammlet das Geld, wie die Ruth die Kornähre etc., nach so häufiger Arbeit, langer Arbeit, harter Arbeit, was[416] ist sein Nutz? sein Nutz ist, wie des Petri sein Netz, nihil, nichts tragt er darvon. Ich hab selbst eine kennt, welcher ihr Mann durch vieles Schaben und Graben etlich tausend Gulden hinterlassen, nachdem solcher Geiz-Narr mit Tod abgangen, und aus Unachtsamkeit dazumal (wie leicht pflegt zu geschehen) einer aus seinen Schuhen verloren war, oder wenigst nit konnte gefunden werden, ehe daß sie ein neues paar Schuh in das Grab mitgeben, hat sie ihm einen aus seinen alten Schuhen, an den andern Fuß aber einen alten Weiberschuh angelegt, wormit der arme Narr einen so weiten Weg bis in die Höll mußte marschiren; Jakob, indem er die Ruthen halb und halb geschunden, ist bei dem Laban reich worden, aber dieser Veitl ist durch sein Schinden so arm worden, daß er gar nit ein gutes paar Schuh darvon getragen, das heißt ja nihil! Wenig Zeit hernach ist sie zu der frischen andern Ehe getreten, und als ich ihr solches in etwas verwiesen, daß es nicht gar wohl, ja ziemlich ungereimt stehe, indem sie so bald wieder heirath, da ihr voriger Mann noch warm im Grab liege, was? sagt sie, warm? warm? wann er noch warm, so soll ich ihn blasen, damit er kalt werde. O Bestia! Ein solcher Egel kommt mir vor, wie ein Igel, dieser bei fruchtbarer Herbstzeit kriecht aus seiner tiefen Herberg hervor, steigt auf einen vollen Apfelbaum, und wirft das beste Obst herab, nachmals wälzt er sich unter dem Baum hin und her, daß also die Aepfel alle an seine ausgestreckten Stachel angespießt werden, mit welchem Raub und reicher Beut er sein Loch zufüllt, dieß Willens, mit diesem[417] Proviant den Winter hindurch zu bringen, wann er aber zu dem engen Loch will hinein schliefen, alsdann streift er alle gestohlenen Aepfel herab, und bringt folgsam nichts mit sich in die tiefe Erd, nihil. Wen, zeslaus, König in Böhmen, ist also aus das Geld gangen, daß er derentwegen die hussitische Ketzerei in seinem Königreich gestattet, dann er pflegte zu sagen, daß ihm diese Gans (Hus heißt in deutscher Sprach eine Gans) guldene Eier lege. Wenzeslaus, was hast du mit dir in das Grab getragen? nihil, nichts. König Ferdinandus zu Neapel war dem Geldgeiz also ergeben, daß er in der Stadt Capua sogar einen Tribut gelegt (salva venia) auf den Urin. Ferdinand, was hast du mit dir in die Erd gebracht? nihil, nichts. Craffto Gaßlariensis hat einen unbeschreiblichen Schatz zusammen gescharrt, und wie er einmal nach vollbrachtem Mittagmahl in die Kammer getreten, seinem Geld die Visita zu geben, hat man gefunden ihn mit umgeriebenem Hals, kohlschwarzem Angesicht und erbärmlicher Gestalt. Craffto, Craffto, was hast du aus so großem Reichthum mit dir in das Grab getragen? nihil, nichts. Reginerus, Bischof in Meissen, hat mehr und emsiger gesucht Mnam, quam animam, ist mehr goldselig als gottselig gewest, massen er Tag und Nacht nichts anders gethan, als seine silberne und guldene Münz von einem Sack in den andern gezählt, welches dann den göttlichen Augen dergestalten mißfallen, daß er von dem urplötzlichen Tod überfallen, und mit aufgesperrtem Maul auf dem Geld gefunden worden. Reginere, sag an, was hast du aus allem diesen Schatz mit dir genommen? nihil, nichts.[418]

Weil ihr dann wißt, daß ihr allen Reichthum, Geld und Gut müßt verlassen, vielleicht noch dieses Jahr, etwann noch diesen Monat, wer weiß, ob es nit geschieht diese Woche, ist ungewiß, ob nit morgen, es kann seyn, dann es öfter geschehen, noch diese Stund, und ihr nichts werd mit euch tragen, nihil, nichts, wie kann euch doch einfallen, daß sich euer Herz so gar in diese öde, schnöde, eitle und zergängliche Sach kann verlieben? wie ist es doch möglich, daß euere Augen von diesen nichtigen, flüchtigen Gütern mehr verblendt werden, als die Augen des ältern Tobiä von dem Schwalben-Koth? Der Mathusalem hat neun hundert neun und sechszig Jahr gelebt auf Erden, und gleichwohl ihm kein Haus gebaut, in Erwägung, daß er alles muß durch den Tod verlassen, und du alter Narr, und du alte Ofenkachel schabest, und grabest, und tappst Tag und Nacht nach Geld, da du doch eine kleine Zeit zu leben hast.

Quelle:
Abraham a Sancta Clara: Judas der Erzschelm für ehrliche Leutߣ. Sämmtliche Werke, Passau 1834–1836, Band 3, S. 365-419.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Lohenstein, Daniel Casper von

Sophonisbe. Trauerspiel

Sophonisbe. Trauerspiel

Im zweiten Punischen Krieg gerät Syphax, der König von Numidien, in Gefangenschaft. Sophonisbe, seine Frau, ist bereit sein Leben für das Reich zu opfern und bietet den heidnischen Göttern sogar ihre Söhne als Blutopfer an.

178 Seiten, 6.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Sturm und Drang. Sechs Erzählungen

Geschichten aus dem Sturm und Drang. Sechs Erzählungen

Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Michael Holzinger hat sechs eindrucksvolle Erzählungen von wütenden, jungen Männern des 18. Jahrhunderts ausgewählt.

468 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon