O Schelm Judas, was thust? fürchtest dann nicht, daß der Erdboden dich lebendig verschlucke? sorgst dann nit, dast dich tausend Donnerkeul in den Abgrund erschlagen? wie kannst du so keck seyn, und diese göttliche Speis genießen mit einem unreinen Herzen?

[127] O Adams-Kinder! o christliche Seel! und forderist ihr gottgeweihten Priester! ich bitte euch um Jesu Christi willen, um seiner fünf purpurfarben Wunden willen, um eurer eigenen Seelen Seligkeit willen, tretet doch mt in die Fußstapfen des verruchten Judä, gebt acht, daß euch diese göttliche Speis per anagramma oder Buchstabenwechsel nit eine tödtliche Speis werde.

Es hat dir allmächtige Gott an dem Fall des Adams ein solches Mißfallen gehabt, daß er sogar derentwegen der Erde einen harten Verweis und Filz geben, Maledicta terra, und dieselbe vermaledeiet, aber ich kann die Erd nit anderst als loben und benedeien,[127] in Erwägung, daß dieselbe so cortes und höflich ist gewest bei dem Tod Christi, dann, sobald der Heiland Jesus mit großem Geschrei seinen Geist aufgeben, hat die Erd gleich etliche Gräber eröffnet, also daß die Heiden und Juden dazumal mit Augen gesehen, wie die von Marmel und Alabaster kostbar geschlossenen Gräber von freien Stucken, ohne einige Handanhebung sich aufgeschlossen, und die todten Körper daselbst öffentlich gesehen worden, dann es war die Erd so keck, daß sie sich unterstanden, weil sie nunmehr durch das Blut Jesu geweicht worden, und dem todten Leichnam Ehristi ein Grab offeriret, weil er kein eignes hatte, ja er soll ihm eins aussuchen aus etlichen nach seinem Wohlgefallen, Monumenta aperta sunt. Und seynd diese Begräbnusse und steinerne Krüste also offen geblieben von dem Freitag an bis aus den Sonntag. Es wollt aber der gebenedeite Heiland kein Grab aus diesen erwählen, weil es ihm nit wenig darob graust, indem stinkende Körper darinnen gelegen; sondern er hat wollen gelegt werden in ein nagelneues Grab, so da aus einem Felsen ausgehauen, worinnen noch Niemand gelegen; er ist der schönste unter den Menschenkindern, dessentwegen begehrt er auch einen schönen Ort, er ist das wahre Lamm Gottes, derenthalben will er in keinen Saustall, er ist der wahre Baum des Lebens, dessenlhalben will er in dem Paradeis stehen, er ist die wahre Sonn der Gerechtigkeit, darum will er in einem Himmel seyn, er ist das wahre Manna oder Himmelbrod, dahero will er in einem verguldten Kasten oder Arche des Bunds seyn, er ist die wahre kostbare Perl, sodann[128] er will in Gold eingefaßt seyn; ziehe vorhero die kothigen Schuh aus, Moses, wann du willst zu dem Dornbusch hinzu treten, worinnen Gott verborgen, keie dich fort, schlagts den Schlengel die Stiegen hinab, weil er kein hochzeitliches Kleid an hat, will er bei dieser Mahlzeit erscheinen, so ziehe er gleichwohl sauber auf, das Haus wohl sauber ausgekehrt, ehe man diesen weißen Groschen darinnen findt, daß man die Erd mit Kleidern recht bedeck, auf daß nichts Kothiges gesehen werde; wann dieser Jesus einreitet, spei vorhero die Schlang das Gist aus, ehe und bevor sie aus diesem Brunnen trinkt, ein Cherubin muß seyn, der dieses Feuer will kosten, in Summa, rein, heilig und unbemailigt muß seyn derjenige, der diese göttliche Speis will nehmen, sonst ist mit ihm diese Speis ein Spieß.

Der verlorne Sohn in dem Evangelio ist wohl ein liederlicher Vogel gewest, wie er geheißen hat, das weiß man nit, vielleicht Damascenus, weil er bey den Damasen sich meistens eingefunden; woher er gewest ist, das ist unbekannt, vielleicht aus Schottland, indem er ziemlich schottenauerisch gelebt hat, vivendo luxuriose, was Stands er gewest, ist allbereit nit bewußt, wohl aber zu glauben, daß er ein Edelmann gewest seye, weil er in die Länder gereist; er war immerzu wie der Himmel, das ist, stern voll; er war stets wie der ungelöschte Kalch, den die Feichte erhitzen thut; er war alleweil wie eine abgebrokte Blum, die ohne Krügl verwelken will; ein nichtsnutziger Mensch ist er gewest; holla, das ist gefehlt, er ist viel nutz gewest, aber nur den Wirthen, ein leichtfertiger Mensch[129] ist er gewest; holla, das ist nit recht geredt, er ist ein schwärer gewest, aber nur ein Sünder, ein Verschwender ist er gewest; holla, das trifft nit zu, er ist gsparsam gewest, aber nur in Tugenden. Nachdem dieses saubere Weltkind meistens von Hunger angetrieben, wieder nach Haus kommen, und dem lieben alten Vater unter die Augen, da war sein erstes Absesehen, Umsehen, wie er möcht etwas zu essen sehen, fame pereo, aber gmach du Lumpenkramer, sollst du mit einem so liederlichen Aufzug zu der Tafel gehen? Ey nur das nit, gschwind schafft der Herr Vater, daß man das beste Kleid herbey bringt, keits die Fetzen und das halb verfaulte Hemet auf den Mist hinaus, Schuh und Strümpf her, alles neu, Hemet und Tätzl her, alles sauber, Rock und Kleid her, alles das beste, und noch darzu einen guldenen Ring an den Finger. Wie nun der edle Junker also sauber und gallant aufgeputzt war, da ist ihm erst erlaubt worden zu der Tafel, und zu diesem köstlich angestellten Panquet zu gehen.

Assuerus mit seiner Mahlzeit kann sich verbergen, Vitellius mit seinen Schlecker-Bißlen kann sich verkriechen, Albinus kann mit seinen Speisen zu Haus bleiben, Heliogabalus mit seinem Panquet kann stillschweigen, dann alle diese und andere müßten weichen der kostbaren Tafel, worauf gesetzt wird unter der Gestalt des Brods und Weins, der wahre Leib Jesu Christi; aber nur nit zu dieser Tafel mit einem schändlichen Aufzug, ihr christlichen Gäst! nur nit mit einem bösen und unreinen Gewissen, es muß der Mensch vorhero gleichsam ganz himmlisch seyn, denn auch das Manna bei[130] den Israelitern nur auf das Himmelsthau gefallen ist, es muß der Mensch vorhero ganz rein seyn, denn auch Abraham den Englen die Füß gewaschen, ehe und bevor er sie zur Tafel berufen. Es muß der Mensch vorhero ganz sauber seyn, dann sich Aaron und seine Söhn gewaschen, ehe sie zu dem Altar gangen. Elias begehrt von der Wittib ein Brod, aber vorhero ein Wasser, das ist recht. Die Brüder des Joseph in Egypten setzen sich zu der Tafel, aber waschen sich vorhero bei dem Brunn, das ist recht. Petrus eilt zu Christo dem Herrn auf dem Gestad, aber begibt sich vorhero in das Meer, das ist recht. Dann rein, sauber, unbefleckt, heilig, englisch und himmlisch muß der seyn, so diese göttliche Speis will genießen, sonst ist ihm diese Speis ein Spieß.

Rit weit von der großen Reichsstadt Köln ist ein Ort, mit Namen Belle, woselbst einem Priester was Wunderliches begegnet: Dann als dieser auf eine Zeit die h. Meß wollte lesen, und nach dem Evangelio bereits die Hostien auf das Korporal gelegt, so ist solche von freien Stücken hinweg gesprungen, der gute Priester glaubte, als seye dieß ungefähr geschehen, dahero die Hostie wieder an das vorige Ort gelegt, so aber mehrmalen, durch eigene. Bewegung, noch weiter auf dem Altar gesprungen, und da er sie das dritte Mal auf das Korporal gebracht, alsdann ist sie gar von dem Altar auf die Erd hinab geschnellt, worauf der Priester den Knaben, so dazumalen zum Altar diente, anbefohlen, er solle besagte Hostien aufbehalten und eine andere herbei bringen, welche der Priester nachmals ohne einige Verhinderung gebraucht, und[131] also das heilige Opfer vollbracht, gedachte widerspenstige Hostien aber, weil er geargwohnt, als müßte hierin ein Geheimniß verborgen seyn, hat er nach Köln zu etlichen gelehrten Geistlichen getragen, und ihnen die seltsame Begebenheit ganz umständlich erzählt, welche dann sich nit wenig über dieß verwundert, die Ursach aber dessen nicht erfinden können, bis endlich einer aus ihnen solche Hostien gegen dem Licht gehalten und bald vermerkt, daß ein Mackel in ihr, und wie man sie nachmals erbrochen, hat man gesehen, daß aus Unachtsamkeit eine kleine Wanze oder stinkende Käferl darein gebacken worden; woraus alle gar leicht könnten abnehmen, daß derentwegen durch ein Wunderwerk diese Hostie drei unterschiedliche Mal von dem Korporal hinweg gesprungen, weil Gott als ein Brunn und Ursprung aller Reinigkeit nit wollte seyn, wo da ein stinkendes Käferl oder Würmel ist; aus welchem eine leichte Schlußred zu machen ist, daß Gott viel weniger einkehren will bei einem Menschen, wo nichts als Gestank und Unflath der Sünden ist; daß dieser Heiland der Welt, dessen Kleidung auf dem Berg Thabor wie der Schnee war, nit logiren will an einem Ort, wo alles Koth und. Laster ist; daß dieser allerschönste Menschen-Sohn nur sitzen wolle bey dem klaren Brunn Samariä, und nicht bey einer trüben Mistlacken; daß diese schneeweiße göttliche Münz nur will gefunden werden in dem Maul des Fischs, welchen Petrus aus dem Wasser und nicht aus dem Koth gezogen; dann dieser allerheiligiste Leib nur will eingewicklet werden in eine schneeweisse und saubere Leinwath, die Joseph von Arimathäa aus den Kalvari-Berg gebracht; ja dieser[132] Gott, und einige Gott, und unser Gott, und wahrer Gott, und schönster Gott, gegen den alle andere Schönheiten eine Ungestalt, gegen den die Sonn eine Finsternuß, gegen dem das Gold ein Bley, gegen den der Schnee ein Kien-Nuß; dieser allmächtige ewige Gott will nit anderst liegen, als in einem saubern, und schön glanzenden, und rein, und unbefleckten Herzen. Hat er doch auch dieses allerhöchste Abendmahl anfangs nit eingestellt und celebrirt in einem finstern Winkel, schwarzen Rauchstuben, oder schlechten Bauernhütten, sondern in einem großen, hohen, schön gepflasterten Saal, Caenaculum grande.

Noe wollt doch sehen, ob der große Sündfluß noch die Wassersucht oder Schwindsucht habe, zu dem Ende hat er einen Raben ausgelassen, damit er die Avisa und Nachricht bringe, wie die Sach bestellt seye. Der schwarze Dieb hat das Heimgehen vergessen, das war das Deo gratias, um weil ihn der fromme Patriarch so lange Zeit gefüttert, und beym Leben erhalten. Ueberdieß schickt der Noe eine weisse Taube aus, des gänzlichen Vertrauens, diese werde es candide berichten, wie es mit der Sündfluth eine Beschaffenheit habe, als aber dieselbe nit fand, wo ihr Fuß ruhen konnte, kam sie wieder zuruck in die Arche. Mit Erlaubnuß Noe, daß ich ein Wort reden darf, hat der Rab, dieser Galgenvogel ein Ort gefunden, wo er hat stehen oder sitzen können, warum nit auch die Taube? Allhier ist die Antwort, daß unter diesen zweyen ein großer Unterschied seye; der Rab, dieser garstige Ludersack hat sich auf die Aas und todten Körper gesetzt, so da ober dem Wasser geschwummen,[133] aber die schneeweiße Taube, weil sonst kein anderes Ort war, hat sich auf die stinkende Muffti nit wollen setzen. Pfui! nur das nit, sondern lieber wieder in die Arche. Eben ist also beschaffen unser Heiland Jesus unter der Gestalt des Brods in dem allerheiligisten Altar-Geheimnuß, in diesem würdigisten Sakrament; er will nit seyn an einem wilden und übelriechenden Ort, er will nit wohnen in einem Menschen wo aller Wust und Unflath der Sünden ist, er will nit, er will nit. Das hat gesehen der Kaiser Carolus, dann wie seine Soldaten alle zu diesem höchsten Abendmahl gangen, so hat er wahrgenommen, daß in der heiligisten Hostie ein kleines holdseliges Kind etlichen mit vielem Liebkosen und freundlichisten Gebärden sich freiwillig zu genießen, anerboten, bei etlichen aber mit Händ und Füßen Widerstand gethan, und sein heiligistes Angesicht abgewendt; er will nit, er will nit. Im Luzernerthal hat einer aus Schamhaftigkeit eine gewisse Todsünd verschwiegen, und also mit unreinem Gewissen das höchste Gut empfangen, er hat aber nit anders vermeint, als schlücke er einen großen schweren Brocken Blei hinunter, der ihm auch hätte das Herz abgedruckt, wofern er sich nit hätte bekehrt, und eine vollkommene Beicht abgelegt; er will nit, er will nit. Dann in dem Kloster St. Francisci zu Cäta hat sich allda ein gottloser Wucherer in St. Antoni Kapelle lassen begraben, worauf gleich die erste Nacht zwei erschreckliche Männer dem Sakristan befohlen, er soll einen Kelch nehmen, wie auch einen Chorrock und Stola mit sich in die Kirche zu dem Grab des besagten Wucherers befügen, allwo sie augenblicklich den[134] Körper ausgegraben, dem Pater anbefohlen, den Kelch zu dem Maul zu halten, und wie einer aus diesen vermäskerten Teufeln dem Körper einen starken Stoß an das Gnäck geben, ist die heiligiste Hostie aus dem Maul in den Kelch gesprungen, den Leib aber diese zwei höllischen Geister durch die Mauer hinweg geführt, welches Loch noch auf heutigen Tag gesehen wird; er will nit, er will nit. Dann zu Achia Picent hat eines frommen Kriegs-Offiziers Weib, Namens Cassandra, ihr Leben mit schändlichem Ehebruch zugebracht, und zu Vermantlung ihrer Laster öfters zur heiligen Kommunion getreten, allemal aber das höchste Gut mit dem Tüchel wieder aus dem Mund gezogen; wie sie nun tödtlich erkrankt, auch ohne Bekanntnuß dieser Gottlosigkeit das heiligiste Altargeheim. nuß zu einer Wegzehrung genommen, und also ihre verdammte Seel aufgeben, hat man sie gar ehrlich in die Kirch St. Mariä Majoris daselbst zur Erde bestattet, des andern Tags aber sie der Mesner wieder mit halbem Leib außer des Grabs gefunden, dahero selbige wieder in die Grube geworfen, und mit eitlem großen Stein zugedeckt; als nun der Mesner, der Glöckner, auch das drittemal dieß Spektakel ersehen, wurde er hierüber ungeduldig, und gab ihr mit dem Fuß einen ziemlichen Stoß auf die Achsel, worvon alsobald die allerheiligiste Hostie ihr aus dem Mund gesprungen, welche ein Priester mit höchster Ehrerbietsamkeit aufgehebt: der verdammte Körper aber nach Verdiensten auf das Feld und Schinderplatz geschleppt worden. Er will nit, er will nie wohnen bei einem[135] unsauberen Gewissen, in einem sündigen Herzen, in einem lasterhaften Menschen, er will nit.

Der prächtige Einzug zu Jerusalem bestund nit, wie bei den alten Römern der Brauch war, in Löwen und Tiger-Thieren, sondern in einem sanftmüthigen Esel, nit in vornehmen und kostbaren Tapecereien, sondern in der Aufbreitung der Juden-Röck, nicht nach dem herrlichen Kapitolium; sondern nach dem Tempel Salomonis, nit mit vielen Kavalieren und Adel, sondern mit gemeinem Volk, und was das mehrerist war, wollt der Heiland Jesus in diesem Einzug begleit seyn mit hebräischen Knaben, hinter seiner, vor seiner, neben seiner, um seiner, nichts als kleine Knaben, mir Palmzweigen in den Händen, mit heller Stimm schreiend: Benedictus etc. Die Kinder seynd unschuldig, darum werden sie genennt Pueri, welches so viel als puri, und heißt Bue so viel als pur, diese, diese mußten ihn begleiten. Merks wohl mein Christ, wann du willst, daß Jesus in Gestalt des Brods bei dir eintrete, so ist vonnöthen, daß allenthalben um ihn herum nichts als puritas, die Reinigkeit sey und die Unschuld, das Volk Israel soll das gewöhnliche Osterlamm essen, ja, aber es soll vorhero durch den Fluß Jordan passiren und sich waschen. Ihr Apostel sollt mit Jesu das Osterlamm essen, ja, aber an demselben Ort, wo euch einer wird mit dem Wasserkrug begegnen; dir ist, o unermeßliche Gnad! wann es möglich wär, so thäten auch dessenthalben die Engel dich benedeien, dir ist aus überschwänglicher Lieb erlaubt, daß du selbst und könnest das wahre Lamm Gottes, so hinweg nimmt die Sünden[136] der Welt, genießen; aber wasche vorhero wohl das Gewissen, reinige wohl das Herz, gedenke, was jener tapfere Soldat gethan. Zu Capharnaum war ein Hauptmann, wohl ein rechter Hauptmann, dessen Knecht schwerlich krank gelegen, also, daß an seinem Aufkommen gänzlich gezweifelt wurde, was thut der liebe und fromme Kriegs-Offizier? er gehet in eigner Person zu Christo dem Herrn, fallt ihm zu Füßen, und bitt ganz inständig um die Gesundheit seines Knechts, der gütigiste Jesus, wie er dann fast auf eine jede Supplikation Fiat geschrieben, gibt auch da keine andere Antwort, als ja, ja, ich will kommen. Sobald solches der Hauptmann gehört, daß Christus wolle zu ihm kommen, hat er alsobald höflich protestirt, mein Herr sprechend, das ist nit vonnöthen, es ist gar zuviel für mich, was willst du dich in eigner Person so viel bemühen, mein Herr, nur da geblieben, die Sach kann mit einem Wort gericht werden. Herr Hauptman, wie so seltsam? Herr Offizier, ihr geht stark irr, warum wollt ihr nit zulassen, daß Messias, dieser versprochene Heiland, in euer Haus komm? ei, das ist die größte Ehr etc., ich weiß, ich glaubs, ich spürs, ich finds, ich halts, ich schätz, ich siehs, ich kenns, daß die größte Ehr meinem Haus thät widerfahren, sagt der Herr Hauptmann, aber ihr meine Leut wißt nit, wie alles bei mir so säuisch ist, von der Zeit, daß dieser mein Knecht erkrankt, und sonst der allerfleißigiste ist, stehet alles über und über, da liegt ein Strohsack, dort steht eine Pitsche Bier, da stinkts von Taback, dort liegen etliche Blätter von einer Trapulirkarte, da findt man andern Unflath,[137] dann es schon etliche Wochen nit ausgekehrt worden, und also schickt es sich gar nicht, daß der Herr Jesus soll in ein so unaufgeraumtes Haus kommen. Der Soldat verdient alles Lob.

Es schickt sich nit, daß der wahre Heiland der Welt unter der Gestalt des Brods, o vermessener Mensch! durch eine Kommunion in dich eingehe, worin noch liegt aller Unflath der Sünd; es schickt sich nit, daß du, o frecher Gesell, mit einem stinkenden Athen sollst dem König aller Könige in der heiligen Kommunion ein Bußl geben; es schickt sich nicht, daß du, o garstiger Böswicht! sollst mit deiner unflätigen Zunge das Blut sutzlen aus der offenen Wunde Christi in der h. Kommunion; thust du aber dieß, o unwürdiger Kommunikant, so gedenk, daß dir diese göttliche Speis sey ein tödtlicher Spieß.

Dieses allerhelligiste Sakrament ist wie eine Rose, aus welcher die Bienen das Honig saugen, die Kothkäfer aber den Tod. Das Honig hat gesogen der h. Abt Aleydes, so oft dieser das höchste Gut empfangen, es ist ihm nit anderst vorkommen, als hätte er ein großes Geschirr voll mit Honig ausgeessen. Den Tod hat darvon bekommen jener, von dem der h. Cyprianus schreibt, welcher unwürdiger Weis' dieses göttliche Manna genossen, nachmals aber nichts anders empfunden, als das Maul voller Asche, welches ein ungezweifeltes Zeichen war des ewigen Feuers, so ihm nicht ausgeblieben.

Dieses höchste Altar-Geheimnuß ist wie die Arche des Bunds, welche in dem Haus Obededom lauter Glück und Segen, bei den Philistäern aber lauter[138] Strick und Degen verursachet. Glück und Segen hat hiervon empfangen der h. Sylvanus, ein Discipul des h. Bernardi, welcher, so oft er kommunicirt, ein so glanzendes Gesicht davon getragen, wie die Sonn, und haben seine Kleider ausgesehen, wie der pure Schnee. Strick und Degen hat darvon getragen jener gewissenlose Priester, von welchem Bollandus meldet, weil er ein unlauteres Leben geführt, also ist ihn, das Blut Jesu in dem Kelch in lauter zerlassnes Pech verwandelt worden.

Diese göttliche Speis ist wie das Blut des Abels, dann solches ihm, dem Abel, den Himmel eröffnet, wider den Kain aber Rach geschrien. Also hat es auch den Himmel eröffnet dem frommen Kaiser Otto, weil solcher vor seinem Tod, wegen des allzugroßen Magenweh, das höchste Gut nit konnte genießen, hat er wenigist begehrt, daß man ihm solches doch wolle vor das Bett tragen, damit er es noch einmal könnt verehren; als man ihm solches nit geweigert, siehe Wunder! da hat sich das Herz Ottonis eröffnet, und von freien Stucken dem Priester die h. Hostien aus den Händen gesprungen, und in dieses eröffnete inbrünstige Herz sich verborgen. Es hat aber solches Engelbrod Rach geschrien wider den magdeburgischen Erzbischof Udonem, welcher unwürdig das heiligste Sakrament einen Tag vor seinem Tod zu empfangen, aus Befehl des göttlichen Richters dasselbe wieder in einen Kelch mußte auswerfen, und nachmals zur ewigen Straf verurtheilet worden.

Es ist dieses höchste Altar-Geheimnuß wie die Sonn, welche der Blum und allem Gewächs ein Aufgang, dem Schnee aber ein Untergang. Ein Aufgang[139] ist es gewest der seligen Catharinä Bononiensi, welche wegen vielen Kasteiungen und stetem Abbruch sehr bleich und mager im Angesicht gewesen, so oft sie aber kommunicirt, hat sie wie Milch und Blut eine Gestalt gehabt, und nicht anderst geschienen, als wären ihr die schönsten Rosen auf ihren holdseligen Wangen. Ein Untergang aber ist gewest demjenigen, welcher mehrmal unwürdig zu dieser göttlichen Tafel gangen.

Es schickt sich dann gar nicht, ja es ist mörderisch, tyrannisch, verrucht, vermessen, verdammlich vor dem Himmel, vor der Erd, vor den Engeln vor den Menschen, wider die Majestät Gottes, wider die Liebe Gottes, wider die Ehre Gottes, wider die Gegenwart Gottes, zu lauter Schaden, zu lauter Verderben, zu lauter Unheil, zu lauter Verdamnuß, weit ärger als der Hebräer ihr Neid, Haß, Bosheit, Verfolgung, Schmach, Hohn, Schimpf, Qual, Pein und Tod, so sie Christo haben angethan, denn sie wußten nit, daß er Gottes Sohn wäre, sonst hätten sie ihn nit gekreuziget. Wann man dieses höchste Gut unwürdig genießt, das heißt nachgefolgt dem gottlosen Juda Iscarioth, das heißt Jesum in den weißen Kleidern verspotten, wie geschehen ist zu Hof Pilati und Herodis, das heißt mit den jüdischen Scherganten das heiligiste Angesicht Jesu verspiben, das heißt mit dem gottlosen Malcho diesem göttlichen Angesicht einen harten Backenstreich versetzen, das heißt den wahren Heiland Jesum nit durch den Bach Cedron, sondern durch die Kothlacken schleppen, das heißt den eingebornen Sohn Gottes auf ein neues wiederum kreutzigen. Die Unehr, welche der König Ammon den davidischen Abgesandten[140] angethan, als er sie so spöttlich hat lassen entblößen, ist nit so groß. Die Unehr, welche die Michol ihrem königlichen Gemahl angethan, als sie ihn vom Fenster herab so höhnisch ausgespöttelt, ist nit so groß. Die Unehr, welche die Philistäer dem gefangenen Samson angethan, als sie ihn wie ein Vieh tractirten, ist nit so groß. Die Unehr, welche der Nabuchodonosor dem Daniel erwiesen, als er ihn zu den Löwen in die wilde Grube werfen lassen, ist nit so groß. Die Unehr, welche der Pharao dem unschuldigen Joseph erwiesen, wie er ihn samt andern in den finstern Kerker werfen lassen, ist nit so groß, als die Unehr, welche der Mensch, dieser so schlechte Erdklotz, dem Heiland und Seligmacher Jesu Christo anthut, wann er die h. Kommunion genießt.

O Essen vermessen! Förcht ihr euch nicht, daß nit alsobald alle Geschöpf in Harnisch kommen, und ihrem Schöpfer die augethane Schmach rechnen? Gwiß ist es, wofern es die grundlose Barmherzigkeit Gottes nicht verhütet, daß eine solche, nach der unwürdigen Kommunion, alsobald die Engel selbst in tausend Stucken thäten zerreissen. Förcht ihr euch nicht, gottlose Priester, daß euch der gerechte göttliche Grimmen nit augenblicklich überfalle, wann ihr mit sündigen Händen das allerheiligiste Geheimnuß also tractiret, habt ihr dann nie gelesen? ja gar oft; daß, wie Gottes Sohn geboren, ihn die gebenedeyte Mutter und Jungfrau Maria, nach tausend und tausend Bussel, in eine schlechte Krippe und Heu gelegt habe, reclinavit eum in praesepio. Warum hat sie nit dem liebsten Joseph dieses göttliche Kind auf seine[141] Arm geben, es wäre ja ein weit bessers Ort gewest, als das spitzige Heu? Aber vernehmt die Antwort von dem heiligen Joanne Chrysostomo de Nat. Dom. daß sich Joseph nit getrauet habe, dieses göttliche Kind anzurühren, er schätzte sich gar zu unwürdig; und ein Priester mit befleckten Händen soll sich alle Tag getrauen, mit diesem umzugehen? Erwäget wohl, was im alten Testament dem Leviten Ozä widerfahren, weil er nur die Arche des Bunds aus keiner üblen Meinung angerührt, hat ihn Gott alsobald mit dem gähen Tod gestraft. Dessen Ursach gibt Abulensis, so ich allein in Latein herbei füge: Erat immundus et tetigit Arcam, nam tradunt Hebraei, quod praecedenti nocto iste Oza cognovit uxorem suam? was wird dann demjenigen für eine Straf und Züchtigung zu gewarten seyn, die in weit üblerm Stand das Allerhöchste traktiren. Omnino audent Agni immaculati sacras contingere carnes, et intigere in sanguine Salvatoris, carnes nefarias, quibus paulo ante (proh dolor) carnes meretricias attrectarunt. Förcht ihr euch nicht, daß einmal dasjenige begegne, was da widerfahre dem Tyrannen, welcher die heilige Edocia hat lassen martern. Als solcher die heiligiste Hostien, so außer der Schooß dieser Heiligen gefallen, schmählich traktirt, ist alsobald das Feuer aus diesem heiligisten Himmel-Brod heraus gefahren, und hat den gottlosen Menschen zu Staub und Asche verbrennt. Förcht ihr euch nit, daß Jesus Christus unser Heiland und Seligmacher euch einmal den Sentenz der ewigen Verdammnuß über euch schreiben werde, wie da geschrieben[142] hat Pabst Theodorus, welcher das heiligiste Blut Jesu Christi aus dem Kelch in den Schreib-Zeug gegossen, und nachmals die Excommunikation wider den Pirrhum Patriarchen zu Constantinopel geschrieben. Förcht ihr euch nit, daß euch einmal das geschehe, was einem Priester in Deutschland geschehen, welcher eines gar sündhaften Wandels, und gleichwohl alle Tag das h. Meßopfer verricht, dem aber auf eine Zeit die allerheiligiste Hostie, aus den Händen verschwunden, und wie er eine neue consecrirt, auch diese, so gar die dritte ihm von unsichtbaren Händen hinweg gerissen worden, weil der gebenedeite Heiland nie mehr wollte in einer so befleckten Wohnung einkehren. Förcht ihr euch nit, daß dieses Manna oder Himmelbrod also beschaffen sey, wie das Schaubrod im alten Testament, Panis Facierum, welches zwei Gesichter hatte, und von den Priestern und Leviten gebacken worden. Eine Figur und Vorbildung des allerheiligisten Sakraments des Altars, so ebenfalls zwei Gesichter, und zeigt das Gesicht der Barmherzigkeit diejenigen, die es würdig genießen, das Gesicht aber des Zorns und Grimms diejenigen, so es unwürdig empfangen.

Erschreckt euch dann nit, was jenem Novitzen bei denen PP. Kapuzinern in der neapolitanischen Provinz begegnet, als dieser vorhero ein vornehmer Edelmann war, viel aber durch Uebermuth ermordt, endlich sich bekehret, und bei besagten frommen Ordensmännern ein Novitius und Clericus worden; so hat sich dieß Wunder mit ihm ereignet, daß, wann er zu Altar gedient, alle Altar-Tücher, so er berührt, seynd blutig worden, wodurch Gott hat wollen andeuten,[143] daß dieser nie würdig sey, die h. Sachen des Altars anzurühren, dessen Händ sich vorhero mit so viel Menschenblut bemailigt; hat nun Gott einen solchen zu einem Priester nit wollen haben, dessen Leben vorhin sünderhaft, wie weniger will er leiden einen bei dem Altar, der in wirklichem Unflath lebt. Fürcht ihr euch nicht, daß einmal dasjenige über euch komme, welches da kommen ist über jene Donatisten, welche das höchste Gut den Hunden vorgeworfen, so aber ihren Schöpfer erkennt, und besagte Böswicht zerrissen. O wehe euch und allen denjenigen, so in des verruchten Judä Fußstapfen treten!

Quelle:
Abraham a Sancta Clara: Judas der Erzschelm für ehrliche Leutߣ. Sämmtliche Werke, Passau 1834–1836, Band 4, S. 127-144.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Klopstock, Friedrich Gottlieb

Hermanns Schlacht. Ein Bardiet für die Schaubühne

Hermanns Schlacht. Ein Bardiet für die Schaubühne

Von einem Felsgipfel im Teutoburger Wald im Jahre 9 n.Chr. beobachten Barden die entscheidende Schlacht, in der Arminius der Cheruskerfürst das römische Heer vernichtet. Klopstock schrieb dieses - für ihn bezeichnende - vaterländische Weihespiel in den Jahren 1766 und 1767 in Kopenhagen, wo ihm der dänische König eine Pension gewährt hatte.

76 Seiten, 5.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Romantische Geschichten III. Sieben Erzählungen

Romantische Geschichten III. Sieben Erzählungen

Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Nach den erfolgreichen beiden ersten Bänden hat Michael Holzinger sieben weitere Meistererzählungen der Romantik zu einen dritten Band zusammengefasst.

456 Seiten, 16.80 Euro

Ansehen bei Amazon