Liebe und Gegen-Liebe

[253] Worzu dient so süsses Blicken/

Wenn du bist in nichts verliebt?

Ists/ daß unser Seufftzer-schicken

Cloris dir Vergnügen giebt?

Zwar offt heist das Hertze geben

Sich begeben seiner Ruh/

Doch wer immer frey will leben/

Bringt sein Leben übel zu.


Schönheit mit Verstand vermählet

Trifft offt schlechte Gleichheit an:

Manch getreues Hertz erwehlet

Was nicht Farbe halten kan:

Fremde Qual heist Achtung geben

Was für eine Wahl man thu;

Doch/ wer unverliebt will leben

Bringt sein Leben übel zu.

Liebe/ Cloris/ lieb in Zeiten/

Liebe was dich wieder liebt/

Was dir/ ohne Widerstreiten/

Sein getreues Hertze giebt.

Lieb' und Gegen-Liebe geben

Süsse Lust und stille Ruh/

Wer von Liebe frey will leben

Bringt sein Leben übel zu.


Quelle:
Hans Aßmann von Abschatz: Poetische Übersetzungen und Gedichte. Bern 1970, 1, S. 253.
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