An die Wolken

[100] Es jagen die Stürme

Am herbstlichen Himmel

Die fliehenden Wolken;

Es wehen die Blätter

Des Haines hernieder,

Es hüllt sich in Nebel

Das ferne Gebirg. –


O jaget, Ihr Wolken,

In stürmender Eile.

Ihr ziehet nach Süden,

Wo freundlich die Sonne

Den wehenden Schleier

Euch liebevoll schmücket

Mit goldenem Saum.
[100]

Mich trieben die Stürme

Des Schicksals nach Norden

Dort mangelt mir ewig

Die Sonne der Freude,

Und nimmer verkläret

Ihr Lächeln die Wolken

Des düsteren Sinnes.


Und darum geleit' ich

Mit Seufzern der Sehnsucht

Euch, luftige Bilder

Der wechselnden Laune

Des ewigen Himmels,

Und flüchtete gerne

Nach Süden mit Euch.
[101]

Quelle:
Charlotte von Ahlefeld: Gedichte von Natalie. Berlin 1808, S. 100-102.
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