Thränen

An eine Freundinn

[113] Wie sanft naht jene Trauermelodie

Mir durch des Abends leise Dämmerhülle.

Aus Deines Tones wunderbarer Fülle

Entquillt mir Trost in süsser Harmonie.


Es schwebt die Stimme meiner innern Schmerzen

Auf Deinen Saiten, und sie bringen mir,

Herbei gelockt, Geliebteste! von Dir

Das still ersehnte Labsal kranker Herzen.


Denn meinen Busen hob ein banges Sehnen –

Ich danke Dir, Du hast es mir versüsst,

Hast mir gegeben, was mich freundlich grüsst,

Die lang entbehrte Lind'rung stiller Thränen.
[113]

Quelle:
Charlotte von Ahlefeld: Gedichte von Natalie. Berlin 1808, S. 113-114.
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