2. Scene.

[55] Vorn links an einem Tische Graf Dietrich, die Gräfin, Helldrungen. Rechts auf einem Fenstertritt sitzt Gerlind. Im Hintergrunde Jacobe, mit einer Arbeit beschäftigt.


HELLDRUNGEN im Gespräch. So könnt ihr denn den entscheidenden Zusammenstoß schon für die nächsten Tage erwarten.[55]

DIETRICH. Nun, mir ist's recht, mein Häuflein steht bereit, der Landgraf braucht mir nur ein Wort zu senden, so sind wir bei ihm.

HELLDRUNGEN. So recht! Und nun lebt wohl, ich will jetzt gehen, mein Platz ist im Lager des Landgrafen.

GRÄFIN. So bleibt doch noch ein Weilchen! Ich hoffe Mit einem Blick auf Gerlind. einen so wackern Ritter vielleicht noch einmal fester an unser Haus zu fesseln, wenn er nicht widerstrebt. Ihr hörtet, wie entsetzlich jene Menschen unsern Ritter Erich verstümmelt –

HELLDRUNGEN. Gräfin, ihr erweckt Hoffnungen in mir –

GRÄFIN. Bei euch steht es allein, sie in Thatsachen zu verwandeln.

HELLDRUNGEN. Ihr habt da unter den rohen Bauernhaufen wohl schwer leiden müssen, Fräulein Gerlind?

GERLIND hat scheinbar theilnahmslos abseits gesessen. O nein, gar nicht.

HELLDRUNGEN. Euer Verlobter, Graf Erich –

GERLIND. Er war nie mein Verlobter.

HELLDRUNGEN. Nun seid unbesorgt, Fräulein, eure Gefangenschaft sollen sie uns theuer bezahlen!

GERLIND. Ein großer Vortheil für euern künftigen Ruhm, Ritter Helldrungen –

GRÄFIN zu Dietrich. Das Mädchen ist heut so sonderbar – was hat sie nur?

DIETRICH. Ach was, Frauenzimmerlaunen. In fünf Minuten bläst der Wind wieder ganz wo anders her. – – Also Helldrungen, meine Frau hat Recht – bedenkt euch die Sache einmal – natürlich erst, wenn die Bauernprügelei vorüber ist –

HELLDRUNGEN. Gewiß, gewiß. Doch ich muß nun fort! Lebt wohl, Fräulein. Gerlind verneigt sich stumm.

DIETRICH. Wir geleiten euch – Gehen nach der Thür.[56]

GRÄFIN zu Jacobe. Was ist dem Mädchen – ich will es erfahren –

JACOBE. In einer Viertelstunde sollt ihr es wissen, Frau Gräfin.


Quelle:
Conrad Alberti: Brot! Leipzig 1888, S. 55-57.
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