Zwölftes Kapitel.

Schwanenjungfrauen.

[76] In den hohen Kornfeldern wuchs nicht überall Korn. Der ebene Boden wird noch jetzt durch viele Vertiefungen unterbrochen, ehemals waren es Seen, dann wurden es Moräste; seit die Cultur vorgerückt sind es nur noch Tümpel geblieben. Doch ladet ein heller klarer Wasserspiegel wohl zum Baden ein. Der Bauer, der Dich trifft, warnt Dich aber, denn der Sage nach sind einige dieser trichterförmig sich senkenden Löcher unergründlich. Außerdem gab es ehemals eine Britzer Haide, ein übelberüchtigter Wald, dessen Buschwerk gesprenkelt in die Kornfelder hinein wuchs. Und endlich schnitten viele Wege und Fußsteige durch diese Felder. Das Auge aus der Ferne sah nichts von den Unterbrechungen, es dünkte ihm eine unermeßliche goldene Aehrenfläche, darin die Korblumen und der rothe Mohn über die Einsamkeit klagten.

An einem dieser kleinen Seen lag auf dem grünen abschüssigen Rande ein junger Mann auf dem Rücken hingestreckt. Er hatte sich gebadet. Ob das Wasser unergründlich, danach hatte er nicht gefragt, es auch wohl nicht untersucht; er war ein guter Schwimmer, der sich im Wasser nach Lust getummelt. Er ruhte jetzt von der Anstrengung und um die Kühle abzuwarten, vielleicht auch um sich mit der Einsamkeit zu unterhalten. Nach der Wasserseite zu verbarg ihn ein großer Hagebuttenstrauch. Die Hände unterm Kopf sah er dem Zuge der Wolken nach, der Flucht der Vögel; vielleicht horchte er auch auf die Lieder, welche die rauschenden Aehren ihm sangen.

Ein Geräusch, was sich näherte, störte ihn auf. Den Fahr- oder Reitweg, der in einer Krümmung eine Seite des Tümpelrandes berührte, hatte er beim Herkommen durch die Felder nicht bemerkt. Ein schaumbedecktes Pferd schoß aus dem Aehrenfelde. Noch zwei Sätze und es konnte sich auf dem abschüssigen Rande nicht mehr halten und stürzte sich und den Reiter in die Tiefe. Dieser sah die Gefahr nicht, er ließ dem Roß die Zügel; der Instinkt des Thieres bewahrte beide. Im Augenblick, wo es galt, bäumte es und warf den Reiter ab, oder er gleitete aus Sattel und Bügel, die er längst verloren, denn er strauchelte nur etwas und stand gleich wieder auf seinen Füßen. Vielleicht aus seinem Traum erwachend, denn ohne sich um das Pferd zu kümmern, das seinen eigenen Weg suchte, stand er und hielt sich mit den Händen das Gesicht.[76]

Entweder ein Rasender oder ein Betrunkener, hatte der Liegende geschlossen, denn durchgegangen war das Pferd nicht. Es war ein ihm wohlbekannter friedfertiger Gaul aus dem Stall eines Pferdeverleihers. Der Reiter hatte nachlässig, aber sicher gesessen, und die blutenden Seiten des Thieres verriethen deutlich genug die Behandlung, welche es außer sich gebracht. Walter war an dieser Gesellschaft gar nichts gelegen, aber die seltsame Stellung des Ankömmlings fiel ihm auf. Durch die Hände schielte er auf das Wasser und seine dunklen Augen glänzten seltsam.

»Plagt Dich – – wenn Du's bist?« Er hatte die Hand auf die Schulter des Reiters gelegt. Dieser war nicht sehr erschrocken, als er sich umsah und den Andern erkannte:

»Vielleicht – eigentlich aber nicht. Ich dachte nur an ein Bad. – So aus dem Gluthofen in die kühle Tiefe.«

»Was hier dasselbe wäre!« entgegnete der zuerst Dagewesene, und fasste heftig seinen Arm. »Kommst Du aus dem Gefängniß, Louis? Ward'st Du heut entlassen?«

»Um meine Freiheit zu genießen, jagte ich den Gaul fast todt, und ward selbst wieder unfrei und matt wie eine Fliege. Und wenn ich wieder aufflattere, steht doch tausend gegen eins, daß ich wieder gegen etwas anstoße. Wär's nun nicht ein wunderschönes Ende, um gar keinen Anstoß mehr zu geben, wenn ich, erhitzt, durstend, an eines Felsens Rand in der Mittagssonne eine Flasche Champagner auf einen Zug ausstürzte und dann kopfüber ins Meer! – Uebrigens gebe ich Dir mein Wort, es war kein Ernst, wenigstens hätte ich mir eine andere Pfütze ausgesucht. 'S war nur ein aufsteigender Gedanke.«

»Aber keine Lerche, die in den Aether steigt,« sagte Walter, als Beide sich auf dem Rasen gelagert. Der Ankömmling sog, hingestreckt, die Luft ein.

»Nur nichts vom Aether in diesem Schwefeldampfe,« sagte er nach einer Weile. »Wenn die Welt bestimmt wäre unterzugehen, ich glaube nicht mehr, daß es in Feuer oder Wasser geschieht, sondern Gott Vater läßt sie ersticken in den Dünsten ihrer eigenen Gemeinheit. Es wäre eigentlich ein recht passendes Ende für sie.«

»Mitgebrachte Gefängnißgedanken!«

»Grillen, Schrullen oder Ungeziefer, wenn Du willst, denn als ein vernünftiger Mensch glaubst Du doch nicht, daß ich in dieser Societät eximirter Lumpen einen Gedanken aufgefangen hätte. Ja, hätten sie mich an eine Karre geschmiedet, unter den Baugefangenen giebt's vielleicht noch Menschen.«

»Du solltest ins Gebirge, Dich baden in der Morgenluft, im Felsbach – Du solltest auf lange Zeit aus der Stadt.«[77]

»Alles Selbsttäuschung, Betrug, Walter! Freilich wenn Tieck uns Abends in dem verschlossenen halbdunkeln Kämmerchen seine Märchen vorlas, mochte ich den Waldduft herunter schlürfen, der Nixe mit den langen Haaren um den Nacken fallen, und die Allmutter Natur an meine Brust pressen; aber in natura ist's anders. – Bin ich nicht umhergestürmt! Die Sohlen habe ich mir abgelaufen, aber keine Nixe, nicht mal eine Hexe gefunden. Beim Morgenroth rufst Du Ah, und findest Dich in Odenstimmung, und Abends wirst Du empfindsam und könntest Matthisson mit seinem Zopf an die Brust drücken. Alles Illusionen! Sei redlich gegen Dich selbst. – Die Wahrheit sucht man doch, wo die Sonne am höchsten steht, und ich habe sie gesucht, rechtschaffen. Schlürfte alle Aussichten und meine Ansichten wurden immer enger. Am Ende kamen mir die zackigen Felsen da hinter Dresden, die wir Beide einmal bewunderten, nicht anders vor, als die gepuderten Köpfe unserer Kriegsräthe. Und mehr haben sie anch nicht zu schaffen mit dem Weltgeist, als daß sie roth werden im Morgenlicht und Abends Schatten werfen. Roth werden können unsere Puderköpfe freilich nicht mehr, aber wenn sie uns im Lichte stehen kann man sie wegschuppfen. Diese verfluchten todten Felsen bleiben aber immer stehen. Nein, Theuerster, die Romantik in Ehren, die Menschen bleiben doch wenigstens Puppen, mit denen man Schach spielen kann.«

»Wenn wir nur stiegen könnten! Wenigstens so hoch wie die Lerche.«

»Und ich möchte sie immer mit dem Pustrohr runter blasen. Da fliegt das Biest hinauf, schmettert uns Wunderklänge vor und kommt doch nie weiter als ins leere Blaue. – Ja, Walter, wenn man's recht besieht, kommen wir auch noch zum Schluß, daß die Natur nicht mehr ist als eine alte Vettel, Morgens und Abends geschminkt. Und weil sie sich bei Tage nicht besehen lassen will, sticht und brennt die Sonne.«

»Nur daß die Schminke immer frisch bleibt, heut wie am Tag der Schöpfung.«

»Wer sagt Dir das! Es hat Keiner gelebt, als Gott Vater auf den Einfall kam, diesen Spielball Erde zu erschaffen, und in das Uhrwerk Universum zu schleudern, damit er zu Ehre des Höchsten seinen Parademarsch um die Sonne kreist.«

Der Ankömmling zog mechanisch die Gräser und Kräuter, die seine Hand ablangte, mit der Wurzel aus.

»Suchst Du nach der Alraunwurzel?«

»Könnte ich sie finden! Den allertiefsten Schmerz aus der Tiefe[78] herausziehen, vielleicht würden uns die andern Schmerzen dann wie Bagatellen erscheinen.«

»Der tiefste Schmerz müsste doch tödten. Darum verbarg ihn die Natur. Was wühlen wir denn nun tiefer und tiefer –«

»Und spielen nicht lieber am Bach mit Vergißmeinnicht und Veilchen! Nicht wahr, das ist viel gescheiter. Wollen wir nicht etwa nach Halberstadt zum Vater Gleim, im Freundschaftstempel uns gegenseitig anräuchern und anfingen, Du mein Anakreon, ich Dein Tibull?«

»Der höchste Schmerz wäre Selbstvernichtung, und zum Selbstmord schuf uns nicht die Natur!« rief Walter, ohne auf den Spott des Freundes zu achten.

Louis hatte sich aufgerichtet und verbarg wieder das Gesicht in beiden Händen: »Ein Stück von der Alraunwurzel zog ich doch schon raus. – Wenn ich nur wüßte, ob dieser Wunsch Sünde wäre?«

»Welcher?«

»Wäre meine Mutter keine tugendhafte Frau gewesen!«

Es folgte eine Pause: »Dein Vater ist nicht schlimmer als Tausende.«

»Ist das ein Trost, daß ich eine Partikel bin von einer Partikel aus der allgemeinen Erbärmlichkeit.«

»Er läßt Dir Freiheit.«

»Er läßt aller Wett die Freiheit, so niederträchtig zu sein, wie sie Lust hat, damit er nicht schamroth zu werden braucht.«

»Das ist ein hartes Wort,« dachte Walter, und auch Louis mußte es denken, denn er war rasch aufgesprungen und reichte dem Freunde die Hand: »Adieu!«

Walter umfasste seinen Arm, er wollte ihn in der Aufgeregtheit nicht von sich lassen: »Du verwünschest Dich selbst. Ich bin nicht zum Moralprediger geboren, aber – Du warst es zu besserem.«

»Was kann man denn besseres thun in dieser Gesellschaft, als sich selbst verwüsten! Trinken, und wenn man erwacht, wieder trinken. Sind nicht alle Edleren dazu bei uns verdammt? Tadelst Du den Prinzen, daß er den Schaumbecher nicht von der Lippe läßt, daß er wenigstens den Jammer nicht mit ansehen will, wo er nicht helfen darf? Lieber doch berauscht untertauchen und rasch, als nüchtern zusehen, wie wir Zoll für Zoll im Morast versinken. Oder wo ist denn die Kraft, die nach Besserem ringt, wo nur ernster Wille? Der gute, zahme, bescheidene da, der sich nicht mehr ganz von den Schlechten von ehemals will leiten lassen, aber auch nicht ganz mit ihnen zu brechen wagt? Die beschrankte, duckmäuserige Tugend, die sich den Himmel malt an ihre vier Wände,[79] aber der Himmel draußen ist ihr zu frisch und kühl. Sturmwind ringsum, nur aufspannen, nur zusteuern brauchten wir, und mit vollen Segeln triebe das Kriegsschiff – prost Mahlzeit! Man kettet das Steuer an, umwickelt die Ruder und lavirt. Das ist eine berauschende Kunst. Soll ich mich auch anlernen lassen? Bei wem? Bei meinem Vater? Staatsdienst! Herrliche Menschenbestimmung! Dein Vater predigt es Dir ja wohl auch täglich: lass Dich anstellen. Wollen wir uns polnische Krongüter schenken lassen? Die sind schon weggeschnappt. Wollen wir mit den Juden und Domainenräthen die Guter taxiren und Hypotheken verschreiben, die ihren Werth im Monde haben? 'S ist auch schon zu viel drin gepfuscht. Lieferanten für die Armee, aber es giebt keinen Krieg! Oder uns üben, solche süßgänseschmalz-honigduftenden Cabinets-und Humanitätsdecrete schreiben, die beweisen, daß Gott, der König, seine Minister und Regierungsräthe alles mit Weisheit und Verstand gemacht haben? Himmel und Hölle! wem nun anderes Blut in den Adern pulst! – Die schönen Verse, die hochedlen Charaktere des großen Dichters auf der Menschheithöhen! Schlugen wir ihnen nicht oft in mitternächtlicher Lust den Schädel ein und sahen, daß es nur Masken waren! Gieb, zeig, schenke mir was, wofür ich mich begeistern, was ich ans warme Herz drücken kann, wofür es in Flammen aufschlägt, wofür ich mich in die Schanze oder in den Tod stürze. Fähndrich Pistol ist mein Philosoph, wenn er die Welt doch noch für eine Auster hält. Leider fehlt aber das Schwert jetzt sie zu öffnen. Lass' mich rasen.«

»Ich hätte gar nichts dagegen, wenn Du ein rasender Roland würdest und Dich einmal zum Tollwerden verliebtest. Du bedarfst einer Radikalkur.«

Louis Bovillard lachte: »In diese Mücken! – Schaffe mir was anderes. Schaffe mir ein Vaterland. Das, das! Vielleicht war ich ein anderer!«

Er spuckte, und ohne sich noch einmal umzudrehen ging er sein Pferd suchen, das gemüthlich im Kornfelde seinen verzehrenden Meditationen nachhing.

»Ein Vaterland!« wiederholte Walter. Es war ein Funken, der viele Gedanken zündete, aber es waren nicht die Gedanken, um die er heut die Einsamkeit gesucht. Er stand mit unterschlagenen Armen, seine Augen schienen die Würmer im Grase zu verfolgen, und er hörte nicht, wie sein Freund zurückgekehrt war, diesmal den Gaul am Halfter, und ihn vorsichtig um den Rand des Sees führte. Er hörte erst, als Louis seinen Namen rief:

»Was sinnst Du? Bei Dir hat die Romantik noch nicht einmal ganz durchgeschlagen, während ich sie abschüttele. Du weißt[80] den Zerbino auswendig, und ich wette, Du schwärmst wieder für den Kieferbusch drüben auf dem Sandhügel.«

»Und warum nicht? Tieck hat Unrecht, wenn er die Lust schilt, die sich auch aus dem Unbedeutenden Nahrung sucht. Gerade das führt uns zur Vaterlandsliebe, die Du suchst. Aber was führt Dich zurück?«

»Der Anblick einiger Herren von der Gensd'armerie, die mein scharfes Auge vom Gaule aus in der Ferne entdeckte. Um nicht ihnen zu begegnen, stieg ich ab, und will mich durch einen Fußsteig schlängeln. Auch auf die Gefahr hin, daß der Bauer uns pfändet. Nun, bewunderst Du nicht meine Vernunft?«

»Wenn ich nicht wüsste, daß Du bei nächster Gelegenheit doch wieder mit ihnen zusammenstößest.«

»Das ist mein Fatum. Konnte Mercutio für seine Natur?«

»Wenigstens spielt wieder Humor auf Deiner Stirn.«

»Und in Deinen Augen glänzt ein Gedicht.«

»Ich habe das Versmachen verschworen. Du weißt es.«

»Aber, Walter, in solcher Natur! Ich müsste Dich ja nicht kennen. Ein tiefer See mit romantischen Ufern! Vielleicht kommen die Schwanenjungfrauen angeflogen, entkleiden sich, ihre Schleier hängen sie an die Hagebutten. Husch hast Du einen weggestohlen, und erwartest als frommer Siedler im Korn die Schöne, die als mediceische Venus um Gottes Willen um ein Stückchen Bekleidung bittet.«

»Wir irrrten darin, das wir das Wunderbare immer in der Ferne suchten:


Willst Du immer weiter schweifen,

Sieh' das Gute liegt so nah!

Lerne nur das Glück ergreifen,

Denn das Glück ist immer da.«


»Wie schon Goethes anderer guter Mann, der nach Schätzen gräbt:


Und froh ist, wenn er Regenwürmer findet.«


»Wer den Sinn für sie mitbringt, dem schwebt ihr Geist entgegen auch vom Thautropfen, der am Grashalm hängt, er wiegt sich in den Aehren, über die der Wind hinspielt.«

»Er glitzert auch im Mistkäfer, warum gähnt er nicht auch in dem Frosch, der da unvernünftig weit über der Mummel das Maul aufsperrt. Sieh ihn an, welche tiefe Weisheitssprüche die Padde krächzt. – Und welche Weisheit bläht sich eben auf Deiner Brust. Es muß heraus, ich sehe es, und Du brauchst einen Zuhörer. Frisch losgelegt! Gleichviel, ob die Naturandacht als Predigt oder als Rhapsodie rausbricht. Die Gensd'armen sind noch im weiten Felde. Heraus denn, ein verschluckter Gedanke ist Gift.«[81]

Walter van Asten schien wirklich nur der Aufforderung zu bedürfen, den Gedankenstrom, der in ihm arbeitete, auszugießen:

»Weil wir zu viel tranken, und seine üblen Wirkungen empfanden, sollen wir darum den Wein selbst ausgießen? Sollen wir zur Nüchternheit, zur Korrektheit zurückkehren? Thut der Gärtner recht, der lauter exotische Gewächse in seinem Garten ziehen wollte, und sie kamen nur zum Theil oder verkrüppelt fort, der darum alle ausreutet, und meint, der Boden tauge nur zu Kartoffeln? Legen wir doch das Geständnis ab, daß wir im Uebermuth, gelangweilt, und aus Verdruß über die ekle Schaalheit der Poesie, wie sie getrieben wird, uns in kecker Laune oft auf den Kopf stellten, und vom Publikum verlangten, es solle es mit uns thun. Wir fanden Anhänger und es ging eine Weile, wie alles Neue. Nun finden sie die Stellung unbequem. Ist das zu verwundern? Sollen wir aber alles darum als Visionen fahren lassen, was wir in der Begeisterung, in dem seeligen Rausche sahen? Hörten wir die Wälder, die Bäche nicht anders rauschen, als der Prediger in Werneuchen, blieben uns nicht andere Anschauungen in Natur und Kunst zurück, nicht die Schauer der Ahnung, das Wesen der Wunder, welche die Welt erfüllen? Wir kommen nicht fort ohne den Glauben daran, auch wenn wir uns mathematisch beweisen, daß es keine Hexenmeister giebt und keine Gespenster um die Grüfte schweben. Haben wir nicht Geister citirt, von denen unsere Väter nichts wussten? Wie anders, lebensfrisch schauen uns jetzt die Alten an, als die Philologen mit den Perrücken sie sahen? Lebt nicht der brittische Riese unter uns, ein geharnischter Geist, der unsere Theatermisère zertritt! Citirten wir nicht Dante, nicht Calderon aus seinem vergessenen Grabe? Diese können sie nie wieder todt machen, sie werden leben, und noch vieles mit ihnen, und wir mit Stolz sagen, wir wurden ihre zweiten Väter!«

»Das ist alles recht schön,« entgegnete Louis. »Wenn die Geister nur Mark und Bein bekämen, wenn sie unseren Geheimräthen und Ministern einen Rippenstoß geben könnten, und einen Feuerhauch durch die Seelen unserer Philister jagen. Da es aber nicht ist, bin ich doch der Meinung Deines Gärtners, daß unser Boden nur zu Kartoffeln taugt. Sind sie nicht ein herrliches vaterländisches Gewächs, und Vetter Michel ein dito Mensch? Er grämt sich nicht, er schämt sich nicht, erträgt Fußtritte und Prügel wie der Esel, wenn er nur Kartoffeln hat, und item:


Sag' mir nichts von gutem Boden,

Nichts vom Magdeburger Land,

Selig ruhen uns're Todten

In dem leichten kühlen Sand.«
[82]

»Vaterländisch!« fuhr Walter auf. »Und hat die Schule nicht gerade auch unsere eigensten, zertretenen, vergessenen Schätze deutscher Vorzeit aus dem Staub und Rost ans Licht gezogen? Was kannten wir davon! Einzelne Aeolsharfentöne der Minnesänger. Ging nicht eine deutsche Urwelt uns auf im Nibelungenliede? Du lächelst weil die Thoren lachen. Wir erfuhren, unser Volk hat gelebt, wie die Griechen durch die Iliade wussten, daß sie gelebt, daß ihre Väter groß und herrlich waren, ehe es eine Geschichte gab. Das wussten wir nun auch, daß Krimhilden und Siegfriede, daß Günther und Hagen unserer Geschichte voran gingen. O welchen Born der Sage die Romantik uns erschloß! Jetzt verstehen wir erst, nicht aus den nüchternen Chronisten, welch ein Volk wir waren unter den Hohenstaufen. Im alten Kyffhäuser schläft nur der Kaiser seiner Herrlichkeit, und die Raben krächzen um seine Trümmer, und die Geister warten auf seine Erweckung. Das, Louis, hat uns die Romantik enthüllt, der Du einen Fußtritt geben willst, weil sie nur Trugbilder zeigt, und Du willst Realitäten. Was hatten die Juden mehr von Palästina als ein Traumbild? Das Traumbild weckte einen Moses. Laß einen Moses erweckt sein, und wir haben wieder ein deutsches Volk, eine deutsche Herrlichkeit. – Vielleicht, daß wir's darin versahen,« schloß der Aufgeregte, »wir machten aus der ungeheuren Sage nur für uns ein Spielzeug; aber Andere mögen nach uns kommen, die unserm Volke diese gewaltigen Bilder anders hinhalten, einen kolossalen Spiegel vor dem unsere Erbärmlichkeit erschrickt – und sie können sich ermannen, können besser werden, wenn –«

»Wenn ein Moses geboren wird!« fiel Louis ein, drückte rasch Waltern die Hand und riß sein Pferd in den Fußsteig. »Da liegt es!« tönte noch seine Stimme aus dem Korn. »Einen Moses! Nur ein Moses! Die Juden und die Ziegelstreicherknechte sind immer da.«

Walter lag wieder in der Hagebutte.

»Wenn er einen anderen Vater hätte, ein anderes Vaterland!« Waren das nicht Streiflichter des ewigen Schmerzes, für den es keine Heilung giebt? Waller starrte auf den Wasserspiegel. Auch die Frösche lagen wie matt von der Hitze auf den breiten Blättern der Wasserlilie, regungslos. »Ein Moses!« Wo sollte der Moses herkommen, wenn auch über den Wassern nicht mehr der Athem Gottes schwebte? Wenn die Verstockung auf dem Element, das die Erde umgürtet, sich niedersenkt? Nein, es war nur die schwüle Luft. Die Augen fielen ihm zu, und die Natur übte ihren beschwichtigenden Zauber über die finsteren Gedanken. Die Falten verzogen sich um seine Brauen, der Mund fing wieder an zu lächeln,[83] und man konnte denken, daß Traumbilder aus einer glückseligen Welt um seine Schläfen spielten.

Waren das auch Erscheinungen seiner Phantasie, die blühenden Mädchenköpfe im Korn? Schossen Elfen auf zwischen den Aehren? Der Hagebuttenstrauch im Korn, der grüne Rain, der die Felder trennt, ist ja ihr Spielplatz. Hier führen sie Reigentänze, hier stampfen ihre zierlichen Füßchen die Ringelkreise, die der Landmann am Morgen findet, und der Abendthau fiel noch auf frisches Gras. Aber schnell, wenn ein Späherauge sie entdeckt, verschrumpfen sie, hängen sich an den Ginsterstrauch, sie klettern in die Hagebutte. Der Wind scheint in den Blättern und Zweigen zu spielen, aber es sind ihre leichten Körper, die sich daran schaukeln.

Diese verschwanden nicht.

Die Eine, eine schmächtige Brünette von dunkeln, aber etwas umflorten Augen, mit einem getrübten Blick. Die rothen Mohnblumen, die ihre losen Blätter im schwarzen Haar flattern ließen, passten zu der Gestalt, dem melancholischen Gesicht. Eine Else, die den Einen unwiderstehlich anziehen mochte, den Andern zurückstoßen. Die andere, kleinere, rundliche, ein nußbraunes Mädchen, mit Schelmengrübchen um die Wangen und lachenden Schelmenaugen; wie wohl stand ihr der Kranz von Kornblumen, Aehren und Mohn im Haar.

Aber die Dritte, die Elfenkönigin, Wie frei schaute ihr blaues Auge, blau wie die Kornblumen, blau wie der Himmel, aus der freien Stirn. Wie leicht bewegte sie sich, wie anders athmete sie die Luft ein; nicht als gehöre die Welt ihr, aber als nehme sie freudig ihren Tribut hin von Licht und Luft, von Farbe und Athem. Und wie hatten die andern, das konnte sie nicht selbst gethan haben, die Felder geplündert, um die eine auszustatten! Ein dichter Kornblumenkranz war auf ihr blondes Lockenhaar gedrückt, und eine Mohnblume, aber keine rothe, die hätte nicht hierher gepasst, eine seltene volle weiße, glänzte als Diamant über ihrer Stirn. Eine andere Guirlande von Kornblumen hing wie eine Schärpe um ihren Nacken, und auch den Abwurf des Kleides hatten sie mit allen bunten Blumen, die als scheckiges Unkraut zwischen den Aehren blühen, besetzt. Eine Hochzeit mit der Natur?

So traten die Elfen aus dem Korn auf den kleinen freien grünen Platz, drüben am Rande. »Ach wie hübsch!« rief die Königin. »Da ist Wasser!« und breitete die Arme aus, indem sie sich Luft nach der Brust fächelte. Das nußbraune Mädchen umfasste sie plötzlich und ergriff die Hand der Brünette: »Fass' sie an, hier wollen wir tanzen – Ringel-Ringel-Rosenkranz.«

Die Elfen schwebten im Ringeltanz bis es ihnen zu heiß ward.[84] Sie lagerten sich auf den Abhang, die Königin in der Mitte. Sie scherzten und plauderten wie neckische Kinder.

»Ich muß mich eigentlich schämen,« sagte die Königin, »wie habt Ihr mich ausgeputzt, und ich bin's doch nicht werth.«

»Schäme Dich nicht!« sagte die schmächtige Else mit dem schwarzen Haar, die ganz auf dem Boden ausgegossen lag, und drückte die Hand der Königin an ihre Lippen.

»Herr Gott,« rief die Königin, »Du küssest mir die Hand, und ich glaube gar Du weinst.« Sie zog erschrocken die Hand zurück.

Die Nußbraune lachte auf: »Die Jülli ist immer närrisch, und ich bin immer lustig. So sind wir, wir bleiben aber doch gute Freunde. Nicht wahr?«

»So wollen wir's alle drei sein,« sagte die Königin. »Ich komme mir nur so dumm unter Euch vor, Ihr seid in Leipzig gewesen. Das will mir gar nicht aus dem Kopf. Und Euer Onkel ist ein Offizier und gar in Indien. So was hätte ich in meinem Leben nicht geträumt.«

Die Schwarzbraune schüttelte den Kopf: »Der ist nicht mein Onkel.«

»Na, meiner auch nicht,« lachte die Nußbraune.

Die Elfenkönigin bat die Gespielinnen nun, ihr Wort zu halten und ihr recht viel, so viel sie könnten, von Leipzig zu erzählen. Die Nußbraune hatte auch Lust dazu, nur brachte sie die Herrlichkeiten, die sie gesehen, etwas konfus heraus, und man wusste oft nicht, ob sie von den Menschen oder von den Waaren sprach. Aber Alles war herrlich dort gewesen, die Affen und die Seiltänzer, die Komödianten und die Buden auf den Straßen. Ueber die Griechen und polnischen Juden und die Türken hätte sie sich bucklicht lachen mögen, und vor ihren langen Bärten hätte sie sich zuerst grausam gefürchtet, aber dann hätte sie gesehen, daß es alle reiche und generöse Herren wären, mancher hätte mit den Dukaten um sich geworfen, wie mit Zahlpfennigen, und alle hätten gesagt, solche gute Messe hätten sie lange nicht erlebt und sie wünschten alle ihre Lebtage auf der Leipziger Messe zu sein.

Die Schwarzbraune senkte ihren Kopf: »Mir ist's hier viel lieber. Hier ist's hübsch.«

»Wenn man nur Gesellschaft hätte!« rief die Nußbraune.

Ein stummer Blick der anderen schien sie zu strafen. Auch die Königin sah sie verwundert an und sagte: »Sind wir uns nicht genug? Wir plaudern ja so allerliebst zusammen; wenn's nur nicht so heiß wäre!«

»Wir könnten uns baden!« rief plötzlich die Muntere. »Ja baden, baden! Kinder, das ist prächtig!«

Der Gedanke zückte wie ein Blitz. Der Ort war so still und[85] einsam, ein tiefer Kessel, geschützt durch einen Rand von über Manneshöhe, und darüber stand noch wie eine Ringmauer das Aehrenfeld. Wo sollte da ein Lauscherblick herkommen? Selbst die Vögel flogen nicht mehr. Im Strauche regten sich die Blätter, die Kornähren wiegten sich durch ihre Schwere.

Die Karoline war plötzlich aufgeschnellt und machte eine Bewegung, als wolle sie mit einem Ruck ihre Kleider abwerfen. Jülli, die Schwarzbraune, sah fragend auf die Elfenkönigin, ob sie Lust habe? – Lust hatte sie wohl, aber – aber sie machte die Bemerkung, man wisse ja nicht, ob das Wasser nicht zu tief sei? Darauf wandte Karoline ein, sie wollten am Rande bleiben, und es zuerst versuchen. Adelheid erröthete jetzt, sie fühlte, daß sie nicht ganz die Wahrheit gesagt, sie wusste nicht und zweifelte sogar, ob ihre Eltern es erlauben würden. Jülli sagte: »So lassen wir es lieber; wer weiß, ob es chère tante auch recht ist!«

»Wer wird denn ma chère tante fragen, wenn sie nicht bei ist!« lachte Karoline, aber der Blick, den ihr Jülli zuwarf, schien sie doch unschlüssig zu machen.

Man unterhandelte und kam überein, daß man sich nur die Strümpfe ausziehen wolle, und ein wenig die Füße baden, das gebe Erfrischung für den ganzen Leib, und sei auch gar nicht gefährlich. Die Füße sich waschen, ohne die Eltern zu fragen, sei doch wohl erlaubt, dachte Adelheid. Nur ihren kleinen Bruder hatte die Mutter einmal geohrfeigt, als er sich beim Regen die Strümpfe ausgezogen und durch den ausgetretenen Rinnstein gewatet war. Die Züchtigung hatte er indeß ausdrücklich nur erhalten, weil das die Straßenjungen thäten, weil es sich in einer Stadt nicht schicke, und weil der Rinnstein ein schmutziges Wasser sei.

Diese drei Gründe griffen ja hier nicht Platz. Die Strümpfe und Schuhe flogen auf den Rasen und sechs zierliche Füße plätscherten im Wasser. Die Mädchen fassten sich an, um die Kühlung gemeinschaftlich zu genießen. Karoline zog die Anderen unmerklich etwas weiter: »Hier können wir bis am Knie stehen, ach das thut wohl!« – »Herr Gott, Karoline, was willst Du?« rief Jülli, die sah, daß Karoline Miene machte, ihre Kleider abzustreifen und aufs Ufer zu werfen. – »Ich bin ja vom Kietz in Spandau, ich ertrinke nicht.«

In dem Augenblicke fuhr ein Ton durch die Luft. War's das Gekreisch eines Reihers, war's ein Pfeifen, der Warnungsruf einer menschlichen Stimme? Erschrocken sahen die Mädchen sich um, das war ein Moment. Im nächsten waren sie es, die laut aufschrieen, und, mit einem Sprunge am Ufer, nach Schuh und Strümpfen griffen. Ein dritter Moment: ein helles Gelächter vieler Männerstimmen, Säbel klirrten in der Scheide, Pferde wieherten.[86] Mehrere Cavallerieoffiziere preschten durch den Feldweg und Einer rief: »Hussei, richtig gesehen! Badende Mädchen; da wollen wir helfen!« Zwei machten Miene vom Roß zu springen, während der vorderste sich zwischen Rand und Kornfeld einen Weg zu bahnen suchte, ohne dabei besonders auf die Aehren Acht zu haben. Aber das Pferd scheute vor einer Unebenheit, und die Elfen gewannen den Vorsprung. Sie kletterten, sprangen, schwebten in athemloser Hast um den Rand des Sees, nach einem Ausweg suchend. Der, auf dem sie gekommen, war ihnen schon durch den Reiter versperrt. Sie fanden ihn in der Nähe des Hagebuttenstrauches. Den Lauscher hinter dem Busche hatten sie nicht entdeckt, aber die Unordnung in den schwankenden Aehren verrieth noch lange die Richtung, in der sie verschwunden waren.

»Echappirt!« rief der vorderste Reiter, die Terrainschwierigkeiten als guter Cavallerist erwägend, und ließ den Daumen und Mittelfinger in die Luft knallen.

»Wollen wir schwenken, nachpreschen, Dohleneck?« fragte der Zweite.

»Müssten ein ganzes Kornfeld niederreiten,« sagte der Rittmeister, »und das käme wieder zu des Königs Ohren. Ihr wisst, wie er die Bauern protegirt.«

»Jammerschade!« Der Zweite schlug. vor, abzusitzen, die Pferde anzubinden, und ihnen zu Fuß nachzueilen.

»Die sind fix wie der Wind.«

»Aber barfuß. Die Füßchen würden ihnen doch zu weh thun, so über Stock und Block. Und werden sie mit blanken Beinen ins Dorf laufen zu Papa und Mama? Irgendwo im Korn verpusten sie sich und ziehen die Strümpfe an, da attrapiren wir sie, und probiren, ob sie die Strumpfbänder nicht zu fest binden. Das ist schädlich, sagt Hufeland.«

Der Rittmeister strich den Bart und sagte: »Meine Maxime sei, nie was suchen, aber die Ueberraschung hinnehmen. Das ist soldatisch. Und wenn wir sie bei nahe besehen, wer weiß, ob wir uns nicht schämen, ihnen nachgelaufen zu sein.«

Hexen wären es nicht, meinte der Zweite, und der Dritte: er müsse die eine schon gesehen haben; auch die andere kam ihm bekannt vor, aber er wusste nicht, wo sie hinbringen. Man beschloß endlich, beim Rückwege durchs Dorf zu reiten, wo man sie doch wohl wieder zu Gesicht kriegen wird.

Sie sprengten fort. –

Es war still wie vorher. »War's ein Traum?« dachte Walter, der sich hinter dem Strauch aufrichtete und über die Stirn fuhr. Die eingeknickten Aehren sprachen dagegen. Unfern von der Stelle, wo er gelegen, lagen Kornblumen, die sich von einem Strauß aufgelöst.[87] »Das hatte sie an der Brust.« Er raffte die Blumen rasch auf. An einer halb geknickten Aehre flatterte ein blauseidenes Strumpfband. »Das hatte sie verloren.« Er ergriff es und schlang es um die Kornblumen zum Bouquet.

»Und die Thoren wollen sagen, es gebe keine Romantik!«

Er blieb zaudernd stehen. Sollte er auch ins Dorf? »Die Erscheinung war so schön, warum denn die Wirklichkeit aufsuchen, welche in einem Augenblick vielleicht den ganzen Zauber löst.« Dazu erinnerte er sich, daß er dem Geheimrath Lupinus versprochen, ihm bei der Collationirung zweier Manuskripte heute Abend zu helfen. Und Lupinus hatte gesagt, daß er ihm einige Privatstunden verschaffen zu können hoffe.

Walter schlug vergnügt den Rückweg ein. Er war es, der bei Annäherung der Reiter das Warnungszeichen aus dem Busche gegeben, welches die jungen Mädchen vor einer Scene bewahrt, in der er unmöglich den stillen Lauscher spielen durfte. Aber welche Rolle hätte er spielen sollen!

Quelle:
Willibald Alexis: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht. Vaterländische Romane, Berlin: Otto Janke, 4[1881], Band 7, S. 76-88.
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Geschichten aus dem Biedermeier. Neun Erzählungen

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Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Dass das gelungen ist, zeigt Michael Holzingers Auswahl von neun Meistererzählungen aus der sogenannten Biedermeierzeit.

434 Seiten, 19.80 Euro

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