Über die Eifersucht

[42] Eifersucht ist eine Krankheit. Denn wieso kommt es sonst, daß man irgendeinmal plötzlich gar nicht eifersüchtig ist, und Einem »Alles ganz egal« wird?! Nur weiß ich es nicht, ist man in diesem Zustande gesund oder erst recht krank, nämlich ein Esel?!


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Eifersucht wäre erst dann ethisch, und nicht ein schamloser Egoismus, wenn man es bestimmt wüßte, daß man gerade dieser Frau mehr, besseres, wertvolleres zu bieten hätte als der Andere! Aber weiß man es denn?! Ja, man weiß es, daß es nicht ist!


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»Von heute 7 Uhr abends an bin ich nicht mehr eifersüchtig, basta, Schluß!« nahm sich ein Gequälter[42] vor. Und richtig, er setzte es bei sich durch. Später sagte er: »Wissen Sie, was mir bei der ganzen Beziehung abgeht?! Die Eifersucht!«

Quelle:
Altenberg, Peter: Mein Lebensabend. Berlin 1–81919, S. 42-43.
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Mein Lebensabend: [Reprint der Originalausgabe von 1919]