Die Frauen

[144] Die geliebte schöne anmutige zartgegliederte Frau

ist ein Teilchen, vielleicht sogar ein Teil der gesamten Weltenpracht.

Sie füge sich ein wie ein nettes Mosaiksteinchen ins ganze Gebilde der Weltenschönheit,

das aus abertausenden solcher Gebildchen zusammengesetzt ist![144]

Die Frau aber als »um und auf« zu nehmen, zu werten, zu schätzen, seines ganzen ganzen reichen komplizierten Lebens,

ist das wirkliche Unglück der Welt!

Die Frau sei uns Anregung und Labsal, Erretterin von Melancholien, sie sei uns Tanz und kindliche Freude, Spielzeug und Ernst, sie sei uns merkwürdiges Entzücken und mysteriöses Anziehen!

Nur sei sie uns nicht Alles, Alles, Alles!

Nie Alles, um Gotteswillen.

Wenn sie Das will von uns,

dann wird sie zur Mörderin!

Sie mordet uns unsere Seelenfreiheit, unsere Geistesfreiheit, unsere Zeit-Freiheit, unsere Ort-Freiheit, unsere Geld-Freiheit, unsere Frauen-Freiheit!

August Strindberg, das Genie, spürte das zeitlebens,

aber er jammerte darüber kläglich-hilflos,

statt mit einem geistigen Siegfried-Schwertstreich

Das zu vernichten, aus seinem Seelen- Weg zu räumen,

was den Licht-Helden hindert in seiner lichten Bahn!

»Du bist mein Alles!« gehört vergangenen Zeiten an!

Quelle:
Altenberg, Peter: Mein Lebensabend. Berlin 1–81919, S. 144-145.
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