Junggeselle

[236] Diesen wunderbaren hellbraunen Gummimantel kaufte ich mir im Jahre 1912 in Mürzzuschlag (Semmering), für 30 Kronen (heute, 1918, ist er überhaupt, selbst für Geld nicht zu erstehen). Seit Jahren ist die Schlinge gerissen. Man opfert sich eventuell für mich aus Märchen-Bedürfnissen, einen alten kranken Dichter zu pflegen, eine Zeitlang wenigstens honett für mich auf, aber die Schlinge[236] näht mir Niemand an! »Welche innere geistig-seelische Befriedigung habe ich, wenn ich dem alten kranken Narren seine Regenmantel-Schlinge annähe?!? Irgend etwas muß man ja doch schließlich, wenn auch ganz indirekt, von örtlich-zeitlich-geistig-seelischer Aufopferung haben!?! Aber vom Annähen einer Mantel-Schlinge?! Mein Gott, Das trifft doch wirklich eine Jede, und wahrscheinlich sogar besser als ich Gans!«

Quelle:
Altenberg, Peter: Mein Lebensabend. Berlin 1–81919, S. 236-237.
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Mein Lebensabend
Mein Lebensabend: [Reprint der Originalausgabe von 1919]