Sie freut sich wegen der letzten Zukunft ihres Geliebten

[200] 1

Frisch auf, laßt uns nun freun,

Der König wird bald kommen,

Der mir mein Herz genommen,

Ich kann nicht traurig sein.

Gelobt sei Gott im höchsten Thron

Mit unsrem Jesu, seinem Sohn.


2

O Wort, das mich ergötzt!

O Trost, o Lust, o Wonne!

O freudenreiche Sonne,

Die mich in Ruhe setzt!

O Jesu, wie hör ich so gern,

Daß du nun bist von mir nicht fern.


3

Wie oft hab ich nach dir

Und deinem Hochzeittage

Geseufzt mit großer Klage,

Du, meine güldne Zier.

Nun wird sich enden alles Leid

Und kommen lauter Seligkeit.
[200]

4

O Gott, was wird es sein,

Wenn du mich wirst erheben

Und ewiglich umgeben

Mit deinem Glanz und Schein!

O Jesu, was für Herrlichkeit

Ist meiner Seelen zubereit!


5

Wie ists? Hör ich noch nicht,

Daß die Trompeten schallen

Und unser Wohlgefallen,

Der ewge Tag, anbricht?

Ach Gott, wie lange dünkt mich doch

Dies Leben! und wie schwer mein Joch!


6

Ach mein, ach komm doch bald,

Du Wonne meiner Seele!

Nimm mich aus dieser Höhle

Zu dir, mein Aufenthalt.

O Jesu, Jesu, komm doch heut

Und führ mich in die Ewigkeit.

Quelle:
Angelus Silesius: Sämtliche poetische Werke in drei Bänden. Band 2, München 1952, S. 200-201.
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