Sie begehrt, daß er sie soll nach sich ziehen

[139] 1

Zeuch mich nach dir,

So laufen wir

Mit herzlichem Belieben

In den Geruch,

Der uns den Fluch

Verjagt hat und vertrieben.


2

Zeuch mich nach dir,

So laufen wir

In deine süßen Wunden,

Wo insgeheim

Der Honigseim

Der Liebe wird gefunden.


3

Zeuch mich nach dir,

So laufen wir,

Dein liebstes Herz zu küssen

Und seinen Saft

Mit aller Kraft

Aufs beste zu genießen.


4

Zeuch mich in dich

Und speise mich,

Du ausgegossnes Öle.

Gieß dich in Schrein

Meins Herzens ein

Und labe meine Seele.
[140]

5

O Jesu Christ,

Der du mir bist

Der Liebst auf dieser Erden,

Gib, daß ich ganz

In deinen Glanz

Mög aufgezogen werden.


Quelle:
Angelus Silesius: Sämtliche poetische Werke in drei Bänden. Band 2, München 1952, S. 139-141.
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