Sie singt von seiner Himmelfahrt

[138] 1

Nun fähret auf Marien Sohn

In Gottes und auch seinen Thron,

Er triumphieret wie ein Held,

Der alle Feinde hat gefällt.

Seid fröhlich, ihr Himmel,

Macht heilges Getümmel,

Eröffnet die Pforten

Mit jauchzenden Worten,

Laßt eure Trompeten aufs kräftigste hören,

Auf daß ihr empfahet den König der Ehren.
[138]

2

Er zeucht nun herrlich bei euch ein

Und bringt euch neuen Glanz und Schein.

Er bringet euch mit Göttlichkeit

Die menschliche Natur bekleidt.

Ihr könntet nun sehen,

Was vor nie geschehen,

Des Menschen Sohn sitzen

Im ewigen Blitzen.

Regiern und beherrschen mit Gott zu gleiche

Der ewigen Herrlichkeit ewige Reiche.


3

Betrübet euch, mein Augen, nicht,

Daß euch der liebste Schatz entbricht.

Es wird in kurzem bald geschehen,

Daß ihr ihn werdet wieder sehen.

Er will nur bei Zeiten

Die Bleibstadt bereiten,

In der er mit Freuden

Uns ewig wird weiden.

Bald wird er mit tausendmal Tausenden kommen,

Viel herrlicher, als er jetzt Abschied genommen.


4

Ehr sei dir, Jesu, ewiglich,

Der du so auffährst wunderlich.

Zeuch auch mein Herz hinauf zu dir,

Daß es erhöht sei für und für.

Auf daß ich mit Wonne

Dir, ewige Sonne,

Am Ende der Erden

Mag zugetan werden

Und immer und ewig, im Himmel erhaben,

Mit deinen Verdiensten mich freuen und laben.

Quelle:
Angelus Silesius: Sämtliche poetische Werke in drei Bänden. Band 2, München 1952, S. 138-139.
Lizenz:
Kategorien: