Sie bittet um Beistand zur Fastenzeit

[312] 1

Du milder Schöpfer, lasse dir

Gefalln das Bitten, welches wir

In dieser heilgen Fastenzeit

Tun senden deiner Gütigkeit.
[312]

2

Dir ist der Herzen Grund bekannt,

Du weißt die Kräfte unsrer Hand.

Erteil Genad, erlaß die Schuld,

Dieweil wir komm'n und schrein um Huld.


3

Der Sünden sind zwar viel und groß,

Schon' aber, Herr, und laß uns los.

Weil wir bekennen, komm und eil,

Mach uns zu Ehrn deins Namens heil.


4

Laß, Herr, durchs Fasten Fleisch und Bein

Also zerknirscht und milde sein,

Daß unsre Seel in Nüchterkeit

Von Sünden gänzlich bleib befreit.


5

O selige Dreifaltigkeit,

Einfältigs Ein und Einigkeit,

Verleih, daß, die dir zugetan,

Ihr Fasten fruchtbar bringen an.

Quelle:
Angelus Silesius: Sämtliche poetische Werke in drei Bänden. Band 2, München 1952, S. 312-313.
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