Scena 5.

[40] Thisbe. Daemon.


THISBE.

Wie bleibt mein Pyramus so lang?

Mir ist in meinem hertzen bang.[40]

Ich weiss nicht wass ich dencken sol,

Den wen es ihme gienge wol,

So wurd er mich Ja nicht allein

So lang im Walde lassen sein.

Ach Pyrame, wie geht's euch doch?

Gedenckt ihr auch der Thisben noch?

Ach Pyrame U – U –


Daemon hic illius interrumpat sermonem hoc sonitu: Huw Huw Huw huw et manibus pedibusque incedens ad eam tendat.

Audita voce illa inhumana Thisbe tremebunda subjiciat.


Hilff Godt, wass ist dass furn geschrei,

Mich duncket das ein lew da sei.

Hilff lieber Godt inss Himmels Thron,

Errett mich gnedichlich davon.

Ach, ach, ess ist ein schrecklich Thier

Vnd leufft in vollem lauff zu mir.

Ach Godt, wie sol ich ihm entweichn.

So ess vielicht mich wurd erreichn,

So wurd ess lebndig fressen mich,

So grawsam ding verstellt es sich.

Ach, Ach, hie ist nicht bleibens zeit,

Ach wer ich doch von hie gantz weit.

Hilff Godt, sterck du mir meine bein,

Ess muss von hie gelaufen sein.


Aufugiat illa et pallium abjiciat. Tum Daemon sic loquatur.


TEUFFEL.

Hoho, ich wust es wol vorhin,

Dass ess solt gehn nach meinem sin.

Recht dass sies Kleid verlauffen hat,

Nun wil ich findn balt guten Rhat:

Ich wil dass Kleid besprengn mit blut.

Wen Pyramus den Kommen thut,

Kan er von diesen dingn nicht wissn,

Er meinen sol, sie sei zerrissn

Hie von den wilden Thiern im Walt

Vnd sol sich selbe erstechen balt.

Wen sie zuletzt den wiedr Kompt an,

Wirt sie ihr lebn auch bei ihm lahn.[41]

So mag mein anschlag fur sich gehn,

Wass gilts, obs so nicht sol geschehn.


Quelle:
Drei deutsche Pyramus-Thisbe-Spiele. Tübingen 1911, S. 40-42.
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