[13. Kapitel]

Wie die Lalen in jrer Rhatstuben das Eyngeweid gemacht / vnd deß Stuben Ofens

vergessen haben.

[53] Nach dem die Lalen deß grossen Lastes der Fenstern halb abkommen / vnd nun ein jeder sein eygen fein gut Loch hette / fiengen sie an das Eyngeweid deß Hauses zumachen / vnd die Gemach zu vnterschlagen. Vnter andern Gemachen machten sie sonderlich trey Stuben / die Witzstuben / Schwitzstuben / vnd Bedenckstuben: welche zuvor derst musten außgemacht sein / damit die Lalen / wann sie von wichtigen sachen rhatschlagen solten / nicht gehindert noch gesaumet wurden. Ward also (wie sie vermeinten) dz gantze treyeckte Rhathauß / auffs fürderlichste außgemacht / vnd nachmaln in aller Narren Ehre eyngeweyhet.

Als sie aber folgends / da es kalt worden / einen Rhatstag haben / vnd Gericht halten wolten (darzu dann jnen der Kühirt mit seinem Horn die losung gegeben) vnd jeder (dann es also angesehen worden /damit der gmeine Nutz[53] nicht beschwert wurde) ein scheyt Holtz / die stuben zuwermen / mit sich gebracht hette: siehe zu / da hatten sie deß Ofens vergessen / auch nit raum gelassen / da man einen hinsetzen könte. Ab solchem handel erschracken sie abermaln bey sich selbest hefftig / mehr dann vber alle massen gantz grausam sehr / vnd sprachen vnter sich selberst zu sich selberst: Nun sollen wir ellende Eselsköpffe keinen fortgang noch glück zu vnserm newen Bauw haben. Wa setzen wir nun jetzunder den ofen hin? Nun stehen wir hie / als ob vns in die Hände geschmissen were: wa sollen wir abermaln mit dem Ofen hin?

Also theten sie den handel in bedencken ziehen vnd erwegen / vnd fielen mancherley meynungen. Etliche vermeinten / man solte jhn hinder die Thur setzen / da er am aller wenigsten jrren wurde. Aber solches wolt den andern nicht gefallen: dieweil der Schultheß müste hinderm Ofen seinen Sitz haben / welches spöttlich were / so er hinder der Thüren sässe. Zuletzt / nach dem sie die sache lang hin vnd her gewogen /vnd alle örter besehen vnd bedacht hetten / rhiet endlich einer / man solte den Ofen fürs Fenster hinauß setzen / vnnd jhn lassen zur Stuben hineyn gucken: mit dem anhang / daß zun zeiten / wanns noht wurde sein / er in abzellung der Stimmen auch könte mitgezellet werden. Dann / rede er schon nichts zun sachen / so seye er doch auch nicht darwider. Vnd ob es schon nicht könte anderst sein / als daß der Schultheß der neheste beym Ofen sein müste / damit jhme sein Weyßheit nicht erfriere / so solle man jhme den nehesten ort darbey eyngeben. Diesem Rhat ward von allen Bäncken her eynhelliglichen beyfall gethan.

Doch sagt ein alter Abermann vnter jhnen / welcher lenger Narr gewesen als die andern / auß lauterer witz / deren er so voll gestecket / wie ein Esel vol Fürtzen: Aber (sprach[54] er) ich wil der Stegen geschweigen /welche aber vnkomlich werde zum Ofen zumachen sein: aber diß gange hin: aber die Hitze / welche aber sonst in die Stuben gehört / wirdt aber alle zum Ofen außgehn / da sie aber sonst solte in die Stuben gehn /vnd aber also zu nutze kommen: welchs aber besser were / als so sie aber verlohren wurde.

Du gehest in die Aberwitz / wie man spricht (sagt ein anderer zum Abernarrn hierauff) eben als gähe /wie man spricht / die Hitz / welche wie man sprechen möchte in der Kuchen zum Ofenloch außschlegt /auch in die Stuben / möcht man sprechen. Du meinst wol ja / möcht man sprechen / ich aber meine neyn /wie man spricht / nit in die Stuben / sonder neben hin / als man sprechen möchte. Damit aber / wie man spricht / nichts zu vnnutz abgehe / wie man spricht /vnnd du deßhalben ohne sorge seyest / als man spricht / so hab ich daheymen ein altes Hasengarn / wie man sprechen möcht / dz wil ich der gantzen Gmein zum besten geben / wie man spricht / meiner darbey zugedencken / wie man spricht: das wöllen wir für das Ofenthürlin hencken / wie man spricht / die Hitz in dem Ofen zubehalten / wie man spricht. Haben wir vns also diß orts / als wie man spricht / nichts arges zubesorgen: sonder gelt mein lieber Lale / wie man spricht / wir wollen darbey dapffer sieden vnnd braten / als man spricht / vnnd die Epffel in der Kacheln vmbkehren / wie man sprechen möchte.

Für solchen wol beschlagenen Rhat / ward der Lale hoch gepriesen / vnd für sein Freygebigkeit jhme höchlich gedancket / mit anerbietung alles guten. Es ward auch jme / vnd allen seinen nachkommenden Lalen / der neheste Sitz hinderm Ofen bey der Apffelkacheln vergunnet. Also warde zuletzt der gantze handel beschlossen / der Ofen gemacht / also das Rhathauß vollendet / vnnd auffs newe[55] mit Narrn besetzt. Oh wie hab ich so vbel geförchtet / man nemme mich auch dareyn / vnd gebe mir ein Narrn Ampt: dann jederman sagt / ich seye nicht verterbt zu solchem Ehrndienst.

Quelle:
[Anonym]: Das Lalebuch. Stuttgart 1971, S. 53-56.
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