[23. Kapitel]

Wie der Schultheß mit dem Keyser das Imbismal genommen / vnd was sich alda für reden

verloffen haben.

[91] Es hatte der Keyser den Schulthessen vnd seine Vnterthanen geladen / bey jme die Malzeit zunemmen: welcher sich dann vmb so viel demütiget / vnd jhme zu willen ward. Als sie nun zutische sassen / niemand ob des Keysers Tafeln / dann mein Herr der Schultheß / verlieffen sich zwischen jhnen viel zierlicher reden /von sehr hohen vnd wichtigen sachen / welche hie zuerzellen viel zulang / darumb ich sie dann fürvber gehn / vnd nur etliche eynführen wil. Der Schultheß sahe des Keysers Son / so ob einem andern Tische sasse / gantz fleissig vnnd starck an / das mercket der[91] Keyser / sprach derowegen zu jhm: Was beduncket dich von disem? Der Schultheß antwortet: Juncker Keyser / ist es nit ewer Sohn? Ja / antwortet der Keyser. Fürwar / sprach der Schultheiß / ich habe es jhme an der Nasen angesehen. Aber sagt mir eins / hat er noch kein Weyb? Nein / sagt der Keyser / er hat noch keine: weistu nicht etwan eine die für jhn were? ich wuste wol eine / sprach der Schultheß / aber es müste in stille zugehen / vnnd ich nicht vermeldet werden. Es ist ein zumal fein handfestes Mensch. Wann sie der Juncker Keyser nur ein mal sehen solt / wie sie alle morgen im Dreck biß vber die Knie stehet vnd arbeittet / ich weiß jhr wurdet sagen sie gefalle euch auch / vnnd ich habe recht daran: doch mit bit mich nicht zuvermelden.

Wie wer dann der sachen zuthun / sagt der Keyser /wie meinstu dz wir es angreiffen sollen? Es gilt zuvor eins / Juncker Keyser / sprach der Schultheß / darnach wil ich es sagen. Der Schultheß trinckt: der Schultheß trinckt. Wann jr mir ein par Hosen geben wolt / vnd meiner Frawen biß vber die Knie auff rote Bein machen / wie die Storcken haben / so wil ich euch verschaffen / daß sie jhme zusehen / ja so bald gar zu eygen werden soll. Das versprach jhm nun der Keyser / vnnd ward die Glock allerdings gegossen / die sach abgeredt vnd beschlossen: doch mit verheissung des stillschweigens. Dann / sagt der Schultheß / wann es andere Bursch solten jnnen werden / es wurde von stund an einer kommen / vnd sie ewerm Sohn abstechen.

Doch möchte ich wol wissen / sprach jhr E.W. ferner / was er für ein Handthierung könne / damit ich jhren Eltern könte anzeigen / was er treyben wolte: so wirdt die sach ein desto bessern fortgang haben / Juncker Keyser. Nichts hat er gelehrnet / sprach der Keyser: was meinstu aber /[92] daß er noch lehrnen könne? er ist noch jung vnnd starck / wazu meinstu daß er taugenlich were: oder was treibt der Jungfrawen Vatter /ob er jm vielleicht helffen könte? Es ist wol wahr Juncker Keyser / sprach der Schultheß / er hat noch einen jungen starcken Rucken: es ist aber zubesorgen / daß jhm nicht etwan ein faul schelmenbein darinnen gewachsen sey / dann das pflegt gern zubeschehen /wann sie also auff der Berenhaut erzogen werden. Darumb wird wol so bald nichts darauß mit der Hochzeit / weil er nichts gelehrnet hat. Doch möcht man jne zuvor ein halb jar zu der Jungfrawen Vatter verdingen / damit man sehen möge / wie er die faule Lende darhinder thun / vnd sich anlassen wolle: als dann ists noch zeit genug / daß man weitter handle /Juncker Keyser.

Wer ist aber / sprach der Keyser / der Jungfrawen Vatter? Das wil ich euch sagen / sagt der Schultheß /wann ich getruncken hab: (Der Schultheß trinckt: Der Schultheß trinckt) doch heimlich in ein Ohr / damit es niemand höre. Als jm nun der Keyser ein Ohr geneigt / sagt er: Es ist der Säwhirt alhie / welchem Wir erst vorgestern zu diesem Ampt / als Wir jhme platz gemacht / geholffen / von welchem zu hoffen / weil er ein feiner bescheidner Mann / darzu fromb / er werde noch dermaln eins auch Schultheß werden / wie dann ich auch auß einem Schweynhirten zu solchen Eheren bin erhaben worden. So ist sein Tochter gar ein redlich hurtig Mensch / vnd were gar wol für jn / wann er etwas lehrnen wolte / damit er sein Muß vnnd Brot gewinnen / vnnd Weyb vnd Kind (dann sie hat ein starckes Leder / wird den Rucken tapffer darhinder thun) ernehren könne / Juncker Keyser. Der Keyser dancket jhm des freundlichen anerbiettens / mit vermeldung / er wolle solches ferner bedencken / vnd wessn er gesinnet jne schrifftlich wissen lassen / welches noch beschehen soll.[93]

Quelle:
[Anonym]: Das Lalebuch. Stuttgart 1971, S. 91-94.
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