[39. Kapitel]

Die Laleburger verbergen jhr Glocken in den See.

[127] Auff ein zeit als Kriegs geschrey eynfiele / forchten die Lalen jhrer Haab vnd Gütern sehr / daß jhnen die von den Feinden nicht geraubt vnd hinweg geführt wurden: sonderlich aber war jnen angst für ein Glocken / welche auff jrem Rhathauß hienge / gedachten man wurd jn dieselb hinweg nemmen / vnd Büchsen darauß giessen. Also warden sie nach langem rhatschlag eins / dieselb biß zu ende deß Kriegs in den See zuversencken / vnd sie alsdann / wann der Krieg fürüber / vnnd der Feynd hinweg were / widerumb herauß zuziehen / vnnd wider auffzuhencken: tragen sie derowegen in ein Schiff / vnd führens auff den See.

Als sie aber die Glocke wöllen hinein werffen /sagt einer vngefehr: Wie wöllen wir aber dz ort wider finden / da wir sie außgeworffen haben / wann wir sie gern wider hetten? Da lasse dir / sprach der Schultheß / kein graw Har[127] im etc. wachsen: gieng damit hinzu /vnd mit einem messer schneid er eine kerff in dem schiff an daß ort / da sie die hinauß geworffen / sprechende: Hie bey diesem schnitt wöllen wir sie wider finden. Ward also die Glocke hinauß geworffen / vnd versenckt. Nach dem aber der Krieg auß war / fuhren sie wider vff den see / jr Glocken zu holen / vnd fanden den kerffschnit an dem Schiffe wol / aber die Glock konten sie darumb nicht finden / noch den ort im Wasser / da sie solche hineyn gesenckt. Manglen sie also noch heut diß tages jhrer guten Glocken.

Quelle:
[Anonym]: Das Lalebuch. Stuttgart 1971, S. 127-128.
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