[44. Kapitel]

Wie die Lalen einen Maußhund / vnd hiemit jhr endliches verterben kauffen.

[135] Nun hetten die Lalen zu Laleburg keine Katzen / vnd aber so vil Mäuse / dz jnen auch im Brotkorb nichts sicher war / was sie nur neben sich stelleten / das ward jhn gefressen oder zernaget: deß sie dann sehr angsthafft waren. Es begab sich auff ein zeit / daß ein Wandersmann durch jhr Dorff zoge / der trug ein Katzen auff dem Arm / vnd kehret bey dem Wierte eyn. Der Wiert fraget jhn / was doch dieses für ein Thier seye: er sprach / es sey ein Mäußhund. Nun waren die Mäuse zu Laleburg so heimlich vnnd zam / daß sie auch vor den Leutten nicht mehr flohen / luffen bey tag hin vnd her ohne alles schewen: darumb ließ der Wandersmann die Katze lauffen / die erlegt also bald / in beysein des Wiertes / der Mäusen gar viel.

Als solches der Gemein durch den Wiert angezeiget ward / fragten sie den Mann / ob der Maußhund feil were / sie wolten jhm den wol bezahlen. Er antwortet / er sey jhme zwar nicht feil: dieweil sie aber sein so notwendig / so wolle er jhn jhnen recht werden lassen / wann sie wolten darumb geben was recht seye: fordert derowegen hundert Gulden darfür. Die Bawren waren froh / daß er nicht mehr gefordert hette / warden mit jhme des Kauffes eins / jhme das halbe also par zuerlegen / das vbrige Geld solte er vber ein halbes jar kommen holen. Also ward von beyden theilen der kauff eyngeschlagen / diesem das halbe Geld gegeben / so truge er jhnen den Maußhund in jhr Burg: darinnen sie jhr Getreide hatten ligen / da auch am mehrsten Mäuse gewesen. Der Wanderer zog eylends mit dem Geld hinweg / förchtet sich / daß nicht etwan die Lalen der kauff gerewen / vnd sie jhm das Geld wider nemmen möchten:[135] vnd jhm gehen lugt er offt hindersich / ob jhm nicht jemand nacheyle.

Nun hatten die Bawren vergessen zufragen / was der Maußhund esse: darumb schicken sie dem Wandersmann in eyl einen nach / der jn deßhalben solte fragen. Als der mit dem Geld sahe / daß jhm jemand nacheylet / eylt er desto mehr / also daß jhn der Bawr nicht ereylen mocht / darumb schrey er jhm von ferne zu: Was jsset er? was jsset er? Jener antwortet / Was man jhm gibt / was man jhm gibt. Der Bawr hatte verstanden / er habe gesagt / Vieh vnd Leut / Vieh vnd leut: kehret derowegen inn grossem vnmuht wider heimb / vnd zeigt solches seinen gnedigen Herrn an: welche darab sehr erschracken / vnnd sprachen: Wann er keine Mäuse mehr zufressen hat / so wirt er darnach vnser Viehe fressen / vnd endlich vns selbs / ob wir jhn schon mit vnserm guten Geld an vns kaufft haben. Rhatschlugen derowegen / die Katz zutöden: aber keiner wolt sie angreiffen. Darumb wurden sie rhats / sie in dem Schloß mit Fewer zuverbrennen: dann es were besser / ein geringer schaden /[136] als daß sie alle solten vmb Leyb vnd Leben kommen. Also zündeten sie das Schloß an.

Da aber die Katz das Fewr schmecket / sprange sie zu einem Fänster auß / kam darvon / vnd flohe in eines Lalen Hauß: das Schloß aber verbran biß auff den boden hinweg.

Niemand war je ängstiger / als die Lalen / die des Maußhunds nicht konten abkommen: hielten derowegen ferner rhat / vnd kaufften das Hause / darinn die Katze war / auch an sich / vnd zündten es auch an. Aber die Katz entsprang auff das Tach / saß da ein weil / vnd mutzet sich wie die Rurrentzen pflegen zuthun / mit dem Täplein vber den Kopff: das verstunden die Bawren / als die Katz ein Hand auffhübe /vnnd einen Eyd schwure / daß sie solches nicht wolt vngerochen lassen. Alda wolt einer mit einem langen Spieß nach der Katzen gestochen haben / sie aber ergreiffe den Spieß / vnd fieng an daran herab zulauffen / dessen der Lale vnd die gantze Gmein erschracken /davon luffen / vnd das Fewer brennen liessen. Vnd dieweil dem Fewer niemand gewehret / noch dasselb geloschen hat / verbrennet das gantze Dorff biß auff ein Hauß / vnnd kam gleichwol die Katz darvon: die Bauren aber waren mit Weyb vnd Kind in einen Wald geflohen. Damaln verbrennet auch jhr Cantzley: also daß von jhren Geschichten nichts ordenliches mehr verzeichnet zufinden.

Quelle:
[Anonym]: Das Lalebuch. Stuttgart 1971, S. 135-137.
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