Der Apotheker

[171] Am Markusplatz wohnt' eine schöne Dame –

ein Apotheker ging vorbei:

sie sah' s ihm an, daß er ein guter Schütze

mit dem beliebten Bogen sei,

von welchem nur ein Sinnbild Amors Bogen

und weiter nichts. – Sie ruft ihm zu:

Mein Freund, ich bin geplagt von einem Uebel,

es läßt mir Tag und Nacht nicht Ruh'.

Bereitet mir doch ein Clystir und bringet,

sobald Ihr könnt, es her zu mir.

Er säumte nicht, der hübsche Apotheker,

und fand zum Rendezvous bei ihr

sich ein, jedoch sein gutes Glück nicht ahnend.

Die Senatorin streckte sich

Auf's Bette hin, und zwar in einer Lage,[171]

derjenigen ganz eigentlich

entgegen, den der Dienst, den sie verlangte,

erheischt – und als er stutzig ward,

sprach lächelnd sie: ich nehme solche Mittel

nie anders, als auf diese Art.

Er faßte den Befehl, vollzog ihn pünktlich,

und bracht' es ihr vortrefflich bei –

denn diese Kunst bedarf wohl keines Lehrers. –

Wie theuer dieses Mittel sei,

fragt sie ihn nun. Es kostet einen halben

Dukaten jedes. – O dafür

hab' ich es ja gefunden – nimm den ganzen

und gib sogleich noch eines mir.


U[ngenannt].[172]

Quelle:
Nuditäten oder Fantasien auf der Venus-Geige. Padua [o. J.], S. 171-173.
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