II.

[173] König Hialprek gab dem Sigurd Schiffsvolk zur Vaterrache. Da traf sie ein gewaltiges Unwetter, also daß sie vor einem Vorgebirge halten musten. Ein Mann stand am Berge und sprach:


Wer reitet dort auf Räwils Hengsten

Ueber wilde Wogen und wallendes Meer?

Von Schweiße schäumen die Segelpferde:

Die Wellenrosse werden den Wind nicht halten.


[173] Regin antwortete:

Hier sind wir mit Sigurd auf Seebäumen:

Wir fanden Fahrwind in den Tod zu fahren.

Ueber die Schiffsschnäbel schlägt uns das Meer:

Die Flutrosse fallen; wer fragt danach?


Der Mann sprach:

Hnikar hieß man mich, wenn ich Hugin erfreute,

Junger Wölsung, auf der Walstatt.

Nun magst du mich nennen den Mann vom Berge,

Feng oder Fiölnir; Fahrt will ich schaffen.


Da legten sie ans Land; der Mann ging aufs Schiff und beschwichtigte das Wetter.


Sigurd sprach:

Künde mir, Hnikar, du kennst die Zeichen

Des Glücks bei Göttern und Menschen:

Vor dem Gefecht was ist der erfreulichste

Angang beim Schwerterschwingen?


Hnikar.

Manche sind gut, wenn Menschen sie wüsten,

Angänge beim Schwerterschwingen.

Gut dünkt mich zunächst des nachtschwarzen Raben

Geleit dem Lenker der Schlachten.


Gut auch ist der Angang, so du hinaus kommst

Und stehst bereit zur Reise,

Wenn Zwei vor dem Hofe zum Zweikampf fertig stehn,

Ruhmgierge Recken.


Der Angang auch ist gut, wenn bei der Esche

Du den Wolf hörst heulen:

Ueber Helmträger hast du Sieg zu hoffen,

Siehst du ihn vorwärts fahren.


Stehe keiner beim Kampf entgegen

Der spät scheinenden Schwester des Mondes.

Die sollen siegen, die sehen können

Wenn das Schwertspiel beginnt, der Schlachtkeil geordnet wird.[174]


Da fürchte Gefahr, wenn der Fuß dir strauchelt,

So du zum Kampfe kommst,

Trugdisen stehn dir zu beiden Seiten

Und wollen dich verwundet sehn.


Gekämmt und gewaschen sei der Kämpfer

Und halte sein Mal am Morgen:

Ungewiss ist wo der Abend ihn findet,

Und übel, vor der Zeit fallen.


Sigurd hielt eine große Schlacht mit Lyngwi, Hundings Sohn, und dessen Brüdern. Da fiel Lyngwi und die Brüder. Nach dem Kampfe sprach Regin:


Nun ist der Blutaar mit beißendem Schwert

In den Rücken geschnitten Sigmunds Mörder.

Kein Größerer je hat den Grund geröthet

Aller fürstlichen Erben, und die Raben erfreut.


Sigurd fuhr heim zu Hialprek. Da reizte Regin den Sigurd, daß er Fafnir tödte.

Quelle:
Die Edda. Stuttgart 1878, S. 173-175.
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