CLXV.

Ein schöner Bergreyen.

[216] 1. Ich zeunt mir nechten einen zaun,

darumb bath mich mein gespiel,

Wol umb ein freundtlichs würtzgertlein,

darinnen was freuden viel,

das wunigliche spiel.


2. Er sprach Gott grüs euch fraw gertnerin,

wolt jr mirs nit für ubel haben,

Ich wil euch stecken zwey kleine beumelein,

die sollen muscaten und negelein tragen,

die solt jr von mir haben.


3. Der dem zelter den zaum auffbind,

das gefellt jm von hertzen wol,

Es klingen die äst vom roten gold,

die vögelein singen wol,

mein feins lieb hat mich hold.


4. Das würtzgertlein ist wol gezeunt,

es ist noch nit offenbar,

Guter geselle mach dich auff die fahrt,

und mach dich zu jr dar,

machs gertlein offenbar.


5. Der dem zelter den zaum auffbind,

das gefelt jm je lenger je bas,

Ich hab der liebsten also lang gedient,

was gab sie mir zu lohn,

ein krantz von haberstroh.


6. Der mit katzen gen acker fert,

der eget mit meusen zu,

Also thut mancher guter gesell,

der hat den tag kein ruh,

die lange nacht darzu.[217]


7. Wer ein pferdt an dem baren hat,

zu füssen darff er nicht gahn,

Und welche magd allein nicht schlaffen mag,

die nem diese faßnacht einen man,

und zeucht mit freuden dran.


8. Und wer des weins nicht trincken mag,

der ist nicht unsers fugs,

Der zieh wol in das beyrisch Schwabenland,

da find er wassers genug,

da trinckt ers aus dem krug.


9. Der uns dieses liedlein sang,

von newen gesungen hat,

Das hat gethan der zelter und sein knecht,

zu S. Anneberg in der stadt,

so frey gesungen hat.

Quelle:
[Anonym]: Das Ambraser Liederbuch vom Jahre 1582. Stuttgart 1845, S. 216-218.
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