|
[213] 1. Nur närrisch sein ist mein manier,
nichts behalten ich begere,
So trinck ich lieber wein denn bier,
der narren find man mehr,[213]
Wein ist mein freud, zu aller zeit,
zum wein bin ich geschaffen,
Wein gibt mir mut, und frisches blut,
wein macht mich lustig schlaffen,
zum wein bin ich geschaffen.
2. Es kompt noch wol wer viel zu früh,
sol ich nach weisheit stellen,
Nit lenger dörfft ich bleiben hie,
bey andern guten gesellen,
Viel besser ist, zu dieser frist,
ich sey ein voller bruder,
Denn das ich stehts beym spielen seß,
leg tag und nacht im luder,
ich bin ein voller bruder.
3. Stets ewig bleibst in deinem preis
du edler safft von reben,
Der ist ein thor, und nit fast weis,
der dirs lob nit wil geben,
Wer bulen wil, mus leiden viel,
und offt die nacht erfrieren,
Wer nit für mich, viel lieber wil ich,
dem guten wein hofieren,
kan mir die gurgel schmieren.
4. Ist das war wein, das wir wollen sein,
die brüder all gar hulde,
Dem einen gibst lust zu schlaffen ein,
ob dieser nit spielen wolte,
Der dritt nit viel hofieren wil,
helt keiner widerparten,
Raht wie sol ich, nu halten mich,
wil recht dein freundlich warten,
ich thet wol in die karten.
5. Mir ligt nit dran, geh wie es wöll,
der wein thut mir nur schmecken,
Sonst weis ich von keim ungefel,
das mich hart möcht erschrecken,[214]
Denn mir ist wol, so bin ich voll,
der wein liebet mir im hertzen,
Bulschafft und spiel, ich meiden wil,
die bringen offt gros schmertzen,
voll sein liebt mir im hertzen.
6. Wie kompts das jetzt jr brüder all,
allein allzeit wolt trincken,
So bin ich auch ein voller troll,
thu offt zun bencken sinken,
Noch denn ich wolt das jeder solt,
ein frewlein han an armen,
Mit der er sich, gantz lieblich
und freundlich möcht bewaren,
doch wil ich mit euch fahren.
7. Gescheh dein will du volle rott,
gegen dir wil ich nicht kempffen,
Denn grosses spiel brecht mich in not,
das wil ich gar verkempffen,
Doch frawen gunst, war nie umbsunst,
in Sachsen und in Meissen,
Die sackpfeiff schön, macht süs gethön,
und thut gar hart da kreischen,
ich wil mich dein auch fleissen.
8. Also jhr gesellen halt gute ruh,
fleist euch zu grossen trincken,
Last euch des trancks gnug tragen zu,
dem wein wöllen wir erst wincken,
Wir sehen wol, das sein viel vol,
der Mercker und der Preussen,
Beyer, Schwab, und Franck, lieben den tranck,
keiner thut sich nicht säumen,
zum wein thun sie all reumen.
9. Glück zu jhr brüder umb und umb,
mir gefallen wol ewer sitten,
Darumb ich jetzund zu euch komm,
wil euch all freundlich bitten,[215]
Das jhr mich behend, in ewer convent,
mit gnaden ein wolt schreiben,
Sag euch fürwar, das ich wil gar,
ein freyer schlemmer bleiben,
der wein kan schmertz vertreiben.
10. Sol also sein all mein anschlag,
wiewol es gereth gar selten,
Ich trinck doch gerne tag und nacht,
acht mich nit sein zu schelten,
Trinck ich schon wein, geschicht umb das main
so ist es nur ums geldte,
Bin ich nit vol, ist mir nicht wol,
wiewol ich leer bin selten,
acht keins weibs in der welte.
11. Vielleicht geschichts das ich werd voll,
mit andern guten gesellen,
Und solt ich werden taub und toll,
von euch ich wil nit stellen,
Ein becher frey, wie gros er sey,
wil ich euch thun außwarten,
Und solt ich zwar, versauffen gar,
wol hin zu dieser fart,
schlachtschwert und helleparte.
12. Hiebey wöllen wirs jtzt bleiben lan,
nit weiter wölln wir singen,
Der freud wölln wir noch manche han,
nach lust thun wir auch ringen,
Ohn grosse müh, han gemacht dis lied,
zwölff schlemmer prassen gute,
An einem tisch, sassens frisch,
all mit freyem stoltzen mute,
Gott behüt das trucken blute.
Buchempfehlung
Als E.T.A. Hoffmann 1813 in Bamberg Arbeiten des französischen Kupferstechers Jacques Callot sieht, fühlt er sich unmittelbar hingezogen zu diesen »sonderbaren, fantastischen Blättern« und widmet ihrem Schöpfer die einleitende Hommage seiner ersten Buchveröffentlichung, mit der ihm 1814 der Durchbruch als Dichter gelingt. Enthalten sind u.a. diese Erzählungen: Ritter Gluck, Don Juan, Nachricht von den neuesten Schicksalen des Hundes Berganza, Der Magnetiseur, Der goldne Topf, Die Abenteuer der Silvester-Nacht
282 Seiten, 13.80 Euro
Buchempfehlung
1799 schreibt Novalis seinen Heinrich von Ofterdingen und schafft mit der blauen Blume, nach der der Jüngling sich sehnt, das Symbol einer der wirkungsmächtigsten Epochen unseres Kulturkreises. Ricarda Huch wird dazu viel später bemerken: »Die blaue Blume ist aber das, was jeder sucht, ohne es selbst zu wissen, nenne man es nun Gott, Ewigkeit oder Liebe.« Diese und fünf weitere große Erzählungen der Frühromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe ausgewählt.
396 Seiten, 19.80 Euro