CLXXXV.

[238] 1. Mein hoffnung hab ich gantz gesetzt,

gegen einer die mich erfrewen thet,

Ich weis wol, wer mirs hat verhetzt,

gegen mir helt sie jr trew nicht,

Als ich von jr gelernet hab,[238]

o wehe der mir sie hat verhetzt,

die von mir stellt, und mir nicht hellt,

dieselbig sol sein gewehrt,

und das ich wil, ein anders lieb haben in der still.


2. Gut gesell du hast unrecht gethan,

das du mich ubergeben hast,

Und ich dich selbst vergriffen han,

von dir hab ich jetzt keinen trost,

Gegen deiner trew, leid ist mir new,

wenn ich gedenck der vergangen freud,

die ich mit dir, und du mit mir,

jetzt hab ich hertzlieb dein bescheid,

und das ich wil ein anders lieb haben in der still.


3. Was freundschafft ich dir hab gethan,

die hastu mir so gar vergessen,

Und hast mich keiner geniessen lan,

das hett ich dir jetzt nit vermessen,

Und das du mich so frevelich,

ubergeben hettest ohn ursach,

dabey so kondt ich wol verstahn,

das dein will ist worden schwach,

und das du wilt, ein ander lieb haben in der still.

Quelle:
[Anonym]: Das Ambraser Liederbuch vom Jahre 1582. Stuttgart 1845, S. 238-239.
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