CCV.

[258] 1. Dein lieb durchdringt mein junges hertz,

fürwar ohn schertz,

bin ich verwundt, mir ist im grundt,

mein gemüth versehrt, in trawren kert,

seind all mein freud, darumb ich leid,

ich leid und klag, es ist am tag,

das ich dein nit vergessen mag.


2. Noch ist ein schertz das ich jetzt duldt,

von frembden schuldt,

als dir zu lieb, nicht teglich ub,

ob mich dein trost, von pein erlost,

hoff ich mit gier, o höchste zier,

und edle kron, sich selber an,

das ich nit anders bitten kan.


3. Bis nit zu hart, hertzliebste fraw,

als ich vertraw

in trewen dir, erhör mich schier,

sich an das ich so hertiglich

dein lieb ersuch, nit weiter ruch,

und doch jmmer, von dir nit kehr,

allein ich dein von hertzen beger.


Quelle:
[Anonym]: Das Ambraser Liederbuch vom Jahre 1582. Stuttgart 1845, S. 258.
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