XXII.

[19] 1. Schwer langweilig ist mir mein zeit,

seid ich mich hab gescheiden,[19]

von dir mein schatz und höchste freud

erst merck das ich mus leiden.

Was zu leiden ist, ach weh der frist,

wird mir so lang mit schmertzen,

das ich offt klag, es scheint kein tag,

dein wird gedacht im hertzen.


2. Denn mich jetzund, mein lange fart

in trawren pein thut setzen,

mein einiges E, gedenck der wort,

damit ich mich thet letzen.

Mit was gestalt, in dein gewalt,

ich mich dir hab ergeben.

Darumb ich sprich, das ich ohn dich,

kein stundt mag frölich leben.


3. Und das ich dein edle freundschafft,

die zeit in leid mus meiden,

ich bit dich nicht acht, was man klafft,

ich wil der deine bleiben.

Damit wil ich, befehlen mich,

deim gantzen trewen hertzen,

ohn zweifel frey, sey wo ich sey,

trag ich nach dir gros schmertzen.

Quelle:
[Anonym]: Das Ambraser Liederbuch vom Jahre 1582. Stuttgart 1845, S. 19-20.
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