CCXXXV.

[340] 1. Ein dorff in einem bawren saß,

der gern löffel mit milch aß,

mit einem grossen wecke : | :

Vier wägen spant er für ein pferdt,

sein küch stundt mitten in dem herdt,

vier heuser hett sein ecke.

Umb seinen zaun da gieng ein hoff,

aus käß macht er gut milch,

in sein brot schoß er den backoff,

sein gippen was von zwillich,

mitten in seinem ofen stund die stuben,

feld grub er aus den ruben,

vol städel lag sein hew,

aß zwey bald nach dem ay.[340]


2. Sechs stell hett er in einem rind,

zwelff weib hett er mit einem kind,

drasch auff waytz seinen tennen. : | :

Vor seinem hund hieng sein bös haus,

viel katzen fiengen ein starcke maus,

voll mist lieffen sein hennen.

Mit dem acker fuhr er gen pflug,

drasch mit koren sein flegel,

den wald er aus dem brenholtz zog,

klobt mit scheider sein schlegel,

viel schöne gärten hett er in baumen,

mest mit sewen sein pflaumen,

vol wysen stund sein graß,

vol kast sein koren was.


3. Ein dorff in einer kirchen ward,

sein arß steckt auff die spitzbart,

nam den ruck auff die spiesse : | :

Und tratt gar freysam auff den tantz,

sein hut war jm auff seinen krantz,

der jäckel jn erstiesse.

Da schlug er jhm das maul ins faust,

der leder zog den jäckel,

mit dem bawren dem messer laust,

zween schultheis nam ein häckel,

neun bletz wurden auff diesem man erschlagen,

den kirchhoff auff sie tragen,

die klag die freud verzehrt,

das hinder fürher kehrt.

Quelle:
[Anonym]: Das Ambraser Liederbuch vom Jahre 1582. Stuttgart 1845, S. 340-341.
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