CCXXXVII.

[343] 1. Es hett ein schwab ein töchterlein,

halt die kanne feste,[343]

es wolt nit lenger ein megdlein sein,

bey nachte, fein sachte,

Halt die kanna, schöne bas Anna,

halt die kanna feste.


2. Sie wolt doch haben einen man,

halt die kanna feste,

der jhr die weil vertreiben kan,

bey nachte, fein sachte,

Halt die kanna, schöne baß Anna,

halt die kanna feste.


3. Ach mutter gib mir einen man,

halt die kanna feste,

der mir die weil vertreiben kan,

bey nachte, fein sachte,

Halt die kanna, schöne baß Anna,

halt die kanna feste.


4. Ach tochter du bist viel zu klein,

halt die kanna feste,

du schleffst noch wol ein jar allein,

bey nachte, fein sachte,

Halt die kanna, schöne baß Anna,

halt die kanna feste.


5. Ach mutter ich bin eben gerecht,

halt die kanna feste,

ich habs versucht mit unserm knecht,

bey nachte, fein sachte,

Halt die kanna, schöne baß Anna,

halt die kanna feste.


6. Hast dus versucht mit unserm knecht,

halt die kanna feste,

so bistu pfaffen und mönchen gerecht,

bey nachte, fein sachte,

Halt die kanna, schöne baß Anna,

halt die kanna feste.


7. Das Annalein hat ein roten rock,

halt die kanna feste,[344]

darunter steht ein zimmerstock,

bey nachte, fein sachte,

Halt die kanna, schöne baß Anna,

halt die kanna feste.


8. Wer ist der uns dis liedlein sang,

halt die kanna feste,

ein freyer hoffman ist ers genant,

bey nachte, fein sachte,

Halt die kanna, schöne baß Anna,

halt die kanna feste.


9. Er singt uns das und noch wol mehr,

halt die kanna feste,

Gott behüt allen zarten jungfrawen jhr ehr,

bey nachte, fein sachte,

Halt die kanna, schöne baß Anna,

halt die kanna feste.

Quelle:
[Anonym]: Das Ambraser Liederbuch vom Jahre 1582. Stuttgart 1845, S. 343-345.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Holz, Arno

Papa Hamlet

Papa Hamlet

1889 erscheint unter dem Pseudonym Bjarne F. Holmsen diese erste gemeinsame Arbeit der beiden Freunde Arno Holz und Johannes Schlaf, die 1888 gemeinsame Wohnung bezogen hatten. Der Titelerzählung sind die kürzeren Texte »Der erste Schultag«, der den Schrecken eines Schulanfängers vor seinem gewalttätigen Lehrer beschreibt, und »Ein Tod«, der die letze Nacht eines Duellanten schildert, vorangestellt. »Papa Hamlet«, die mit Abstand wirkungsmächtigste Erzählung, beschreibt das Schiksal eines tobsüchtigen Schmierenschauspielers, der sein Kind tötet während er volltrunken in Hamletzitaten seine Jämmerlichkeit beklagt. Die Erzählung gilt als bahnbrechendes Paradebeispiel naturalistischer Dichtung.

90 Seiten, 5.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Romantische Geschichten II. Zehn Erzählungen

Romantische Geschichten II. Zehn Erzählungen

Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Michael Holzinger hat für den zweiten Band eine weitere Sammlung von zehn romantischen Meistererzählungen zusammengestellt.

428 Seiten, 16.80 Euro

Ansehen bei Amazon