CCXLVI.

[355] 1. Ich weis mir ein megdlein von achtzehen jaren

mit braunen äuglein, mit goldfarben haaren,

Mit schmalen lenden, mit schneeweissen henden,

mit der wil ich mein leben enden,

In lieb und leib, in trübsal und freud,

zu aller zeit, bis in ewigkeit.


2. Ir mündlein ist röter weder rubin,

zu jr steht all mein muth und sinn,

Mein leib und leben, mein ehr und mein blut,

sie ist mir lieber denn des kaysers gut,

Sie allein sol allweg sein,

die liebste mein bis ans ende fein.


3. Feind kan und mag ich jr nicht sein,

sie liebt mir in dem hertzen mein,

Sie ist allein mein trost und mein freud,

bewar mir sie Gott vor allem leid,[355]

Ir mündlein rot bewar jr Gott

für aller noth, vor schand und spott.


4. Das sie also liebt dem hertzen mein,

schafft alles jr zucht und tugend allein,

Darzu jr adeliches gemüth,

so voller ehren und frömbkeit blüt,

Damit die zart und rein begabt ist fein,

sampt einem jungfräwlichen krentzelein.


5. Wenn ich seh nit jr mündlein rot,

leiden das wer mein bitter todt,

Wolt auch mit jr mein höchste zier,

mein hülff und trost erscheinen schier,

Und solchem kommen behendt (so)

zu hülff das woll der liebe Gott wenden.


6. Mein hertz das hat sich jr ergeben,

dieweil ich hab mein junges leben,

Sol mich von jrem mündlein rot,

nichts scheiden denn der bitter todt,

Welcher ohn schertz scheidet mit schmertz

viel frommer hertzen, wie erleschen die kertzen.


7. Von frommen eltern von guter art

ist sie geboren das jungfrewlein zart,

Von ehrlichem geschlecht, gantz fromm und gerecht,

das erfrewet offt mich armen knecht,

Auff dieser welt für gold und geld

hab ich mir sie erwelt, die meinem hertzen gefellt.


8. Tantzen bey tag und schreiben bey nacht,

hat mich umb manches par schülein gebracht,

Alde schöns lieb zu guter nacht

sey dir das liedlein zu ehren gemacht,

Schöns jungfrewelein, das liedlein klein

sey dir gesungen allein, der ich dich mit trewen mein.


Quelle:
[Anonym]: Das Ambraser Liederbuch vom Jahre 1582. Stuttgart 1845, S. 355-356.
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