CCXLVII.

[356] 1. Alle mein jung leben,

das hat sich nun ergeben

gegen einem frewlein sehr seuberlich und schon,

was mich darzu getrieben,

das sie mir ward gegeben,

dann wir beyde seind von einem edlen thron,

wol in meim hertzen ist sie die kron,

sie ist von gliedern also schon,

sehr sauber von person.


2. Ach möcht ich noch erwerben,

jr trew zu einem erben,

dann sie liebet mir,

und all was ist an jhr,

für leid so mus ich sterben,

so ich jr hertz nit erben,

dann der ist viel, die mir widerstreben,

das mache ich mit meiner weis,

ich sing ein lied mit grossem fleis,

allen kläffern zu haß und neid.


3. Sie sprach ich solt sie trawen,

es sol mich nimmer rawen,

damit sie liebet mich,

auff eine morgen stund,

zu jr solt ich mich halten,

verlassen andere frawen,

und küssen sie auff jren roten mund,

jr kelgen weis, jhr brüstlein rund,

jr gelb kraus haar zu aller stund,

machet mir mein hertz gesund.


4. Princesse hoch gepriessen

möcht ich jr diener wesen

und trincken mit meinem liebgen külen wein,

sol mein trawren genesen,

ich hab sie außerlesen,[357]

allzeit soll sie mir die liebste sein,

für gold, silber und perlen fein,

wem sol sie zu vergleichen sein,

sie erfrewet das hertze mein.

Quelle:
[Anonym]: Das Ambraser Liederbuch vom Jahre 1582. Stuttgart 1845, S. 356-358.
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