CCLIX.

[377] 1. Ich gieng bey eitler nacht,

ich gieng bey eitler nacht,

Die nacht die war so finster,

das ich sie kein stich,

Die nacht die war so finster,

das ich sie kein stich,

Die nacht die war so finster,

das ich sie kein stich mehr sach.


2. Ich kam vor liebges thür,

ich kam vor liebges thür,

Die thür war verschlossen,

der riegel und der was,

Die thür war verschlossen,

der riegel und der was,

Die thür die was verschlossen,

der riegel und der was für.


3. Schöns lieb nun las mich ein,

schöns lieb nun las mich ein,

Ich bin so lang gestanden,

erfroren da möcht ich,

Ich bin so lang gestanden,

erfroren möcht ich,

Ich bin so lang gestanden,

erfroren möcht ich sein.


4. Es waren der schwestern wol drey,

es waren der schwestern wol drey,[377]

Die aller jüngst, die unter jhn war,

die lies den knaben,

Die aller jüngst, die unter jhn war,

die lies den knaben,

Die aller jüngst, die unter jhn war,

die lies den knaben ein.


5. Sie führt jn oben ins hauß,

sie führt jn oben ins hauß,

Sie band jm hend und füsse,

und warff jn zum laden hin,

Sie band jm hend und füsse,

und warff jn zum laden hin,

Sie band jm hend und füsse,

und warff jn zum laden hinaus.


6. Er fiel wol uber ein ploch,

er fiel wol uber ein ploch,

Er fiel ein rib im leib entzwey,

darzu ein loch in,

Er fiel ein rib im leib entzey,

darzu ein loch in,

Er fiel ein rib im leib entzwey,

darzu ein loch in kopff.


7. Er fiel wol uber ein stein,

er fiel wol uber ein stein,

Er fiel den rechten fuß entzwey,

auff den lincken da hopfft er,

Er fiel den rechten fuß entzwey,

auff den lincken da hoppft er,

Er fiel den rechten fuß entzwey,

auff den lincken da hopfft er heim.


8. Der fall der thet jhm weh,

der fall der thet jhm weh,

Gesegen dich Gott du mein schönes lieb,

ich sihe dich nimmer,

Gesegen dich Gott du mein schönes lieb,

ich sihe dich nimmer,

Gesegen dich Gott du mein schönes lieb,

ich sihe dich nimmermehr.


Quelle:
[Anonym]: Das Ambraser Liederbuch vom Jahre 1582. Stuttgart 1845, S. 377-378.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Lewald, Fanny

Jenny

Jenny

1843 gelingt Fanny Lewald mit einem der ersten Frauenromane in deutscher Sprache der literarische Durchbruch. Die autobiografisch inspirierte Titelfigur Jenny Meier entscheidet sich im Spannungsfeld zwischen Liebe und religiöser Orthodoxie zunächst gegen die Liebe, um später tragisch eines besseren belehrt zu werden.

220 Seiten, 11.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Sturm und Drang II. Sechs weitere Erzählungen

Geschichten aus dem Sturm und Drang II. Sechs weitere Erzählungen

Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Für den zweiten Band hat Michael Holzinger sechs weitere bewegende Erzählungen des Sturm und Drang ausgewählt.

424 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon